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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0067

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12!

Kunsthmidel — Nckrologe, — Sammlungen und Ausstellungen

122

in entgcgenkoiuincnder Weisc zur Berfügung stellte,
ulö Vorlage. Austerdcm ist selbstverständlich das Lciger
dcs Herausgeberö znhlreich vertretcu. Dic Norm, uur
^ie bestcu und uutadelhaft erhalteucn Abdrucksgattuugen
den Lichtbildern zu Gruude zu legen, wurde durch-
gängig eingehalten.

Es lag vvn Vvrn herein iiu Plane dcs Ganzcn,
dci dcr Auswahl uud Einführung dcr Blätter den
kulturgeschichtlichen Gesichtspunkt uicht außer Acht zu
knssen, und dicseiu sucht uaiuentlich der ausführliche
degleitende Text gerecht zu werdeu. Was uns die
alten Stiche, Radirungeu und Holzschuitte darstelleu,
>vas sie uus erzähleu Vvn dcui Lebcu uud Treiben der
^ätcr, vvn ihrein Glauben, ihrcr Dichtuug uud der
>virklicheu Welt, in der sie Ivaudelteu: das allcs ist ja
cbensv lehrreich uud wicktig für nus, wie dic Art, iu
k'cr sie es wiedergebeu, beU'undcrnsiverth und uiuster-
3>ltig jst. 2n dicsem Sinue ist es wirklich eiue „Kuust
siir Alle" und uivge als svlche rccht viele Frcunde
studeii, über die intimcn Krcise dcr Kcnucr, Fvrscher
"nd Küustler hinaus in alleii Schichtcu des Vvlks, in
deiieu der Sinu für das Schvue uud für das geistize
Erbe der Vergangeuheit lebendig ist! Ist R.

Aunsthandel.

Pulilikation und Imitation dcr (iisciihoidt sckcn
^ilbciarbeitcn, Jn Nr. 43 des XIV. Jahrganges dieser
seitschrift sind die silberiieu Kirchengerälhe im Besitz
vcs Grafen von Fürstenberg-Herdringen beschrieben, welche
der Goldschmied Anion Eisenhoidt um das Jahr 1600
>ur den Bischof Theodor von Paderborn angefertigt hat.
"hortreffliche Abbildungen dcrselben in Lichtdruü ivcrden
duinen Kurzem in einem besondercn, (im Verlag von i.aul
Eelte in Berlin erscheinenden) Wcrke von Iulius Lcssing
herausgegeben iverden. — Soeben haben die bekannten Gold-
Müede Gebr. Vollgold in Berlin, ivelche auch sicbzebn
^tiicke des Lüneburger Silberschatzes in vortresslichster Weise
sdpwt haben, mit Hülfe der Galvanoplastik Kopien dieser
^stsnhoidt'schen Geräthe hergestellt, welche, was Treuc der
^tzchbildung anlangt, die kühnstcn Erwartungcn übertreffcn,
siP sind nicht nur vollkommen getrcu in Formcn und Farbcn
^ste», sondcrn geben auch alle zufälligen Einzelheiten dcr
^nginale so genau wieder, daß cs den Allermeisten unmöglich
stn» dürfte, Original von Kopie zu unterschciden. ES dürftcn
besten galvanoplastischen Nachbildungcn sein, wclche bis
sttzt gefertigt wordcn, Sie sind sreilich auch vicl thcurer als
gcwöhnlichen Arbeitcn der Art. Von diescn Kopien,
siche die Originale für sast alle Zweckc vollkommen zu
.rietzen geeignet sind, wird mit Genehmigung des Be-
Utzerg nur ein einziges Exemplar für das Kunst-Gewerbe-


,, zu Berlin hergestellt, woselbst diese vortrestlichen,

i"sher fast unbekannten'Arbeiten Jedcrmann zum Studium
wrtan zugänglich sein werdcn.

^ .lus dcm Nachlastc vou Arthur von Nambcrg wird eine
cuPppckung von über 100 Handzcichnungen demnächst in
erstl - vervielfältigt bei Franz Hanfstängl in München

Nckrologc.

a», >>^,^»"!> Schcins, Landschaftsmaler, starb in Düsieldorf
in si I, ^ktober 1870 nach längeren Leidcn. Er war 1808
der strborcn und bezog 18^7 dic Düffeldorser Akademie,
er . >^»^ Schüler angehörte. Seitdem arbeitete

>u eigenen Atelier, Mit ihm ist wieder einer der Leyten

jener Künstler aus dem Leben gcschieden, die mit I. W.
Schirmer, Lasinsky, Heunert u, A, die Landschaftsmalerei
in der rheinischen Kunstschule selbständig pflegten nnd mit
überraichend günstigen Erfolgen zur Geltung brnchten, wozu
das glänzende Lehrtalent Schirmer's, der 1830 als Lehrer
angestellt worden war, wesentlich beitrug. Scheins malte
früher hauptsächlich Wald-, Sumpf- und Moorgegenden,
Haiden, Strauch- und Hochwald, seltener Gebirgspartien,
in letzter Zeit aber fast ausschließlich Schnee- und Winter-
landschaflen. Ungeschminkte Naturwahrheit, eingehendes
Studium und solide Durchführung zeichnen alle ssine Bilder
aus. Jn den Kompositionen derselben wiederholt er fich
zwar häufig, so daß eine gewiste Monotonie in seinen Ar-
beiten hervortritt, doch verleiht ihncn die fast immer düstere
und melancholische Auffaffung einen eigenartigen Reiz. Mit
besonderer Vorliebe wählte er die Mondbeleuchtung, aber
auch Abend- und Gewitterstiminungen, gelangen ihm vor-
trefflich. Er war bis zur letzten Zeit seines Lebens thätig
und die Ausstellung des Rheinisch-Wcstfälischen Kunstvereins,
die er regelmäßig heschickte, brachte noch im Juli d, I. eine
neue „Winterlandschaft" von ihm. Scheins hinterläßt eine
Wittwe und eine Tochter. ö.

Sammlungcn und Ausstellungen.

X. L. Promcthcus uud dic Okeauiden, Koloffalgruppc
von Eduard Müllcr. Die Skulvturcnsammlung der Ber-
lincr 'Nationalgalerie ist vor einigen Tagen durch eine aus
dreiFiguren bestehendeKolossalgruppe vonProfessor Müller
aus Koburg bereichert worden, an welcher der Künstler elf
Jahre lang (1888—1>70) gearbeitet hat. Die Grupps mißt
bis zum Kopfe des Prometheus 3,50 in, und ist aus einem
einzigen carrarischen Marmorblocke von seltener Größe und
Schönheit gehauen. Nur die mächtigen Schwingen des
AdlerS, der sich ebcn auf den angeschmiedcten Titanen herab-
gelasien und seine Fänge in Schulter und Hüfte dcsselben
einschlägt, sind angssetzt, Der Block hatts ursprünglich 300 Ctr.
im Gewicht — die Gruppe wiegt jctzt noch 100 Ctr. — war
lanae Jahre im Besitz des Jnhabers der größten Marmor-
brüche Carrara's, der mit der Absicht umging, die Rarilät
auf die Wiencr Weltausstellung zu schicken. Jndessen ge-
lang es Profeffor Blüller, denselbcn noch rechtzeitig sür
seinen Zweck zu erwerben. Abgesehen von einigen kleinen
Adern am Halse des Prometheus ist der Marmor von
tadelloser Neinheit, - Jn ohnmächtigem Grimm erhebt der
gefeffelte Titane sein schönes Haupt zum Olympier empor,
in krampfhafter Anstrengung stemmt er den linken Fuß
gegcn den Felscn, als wollte er noch cinmal die Ketten zu
brechen versuchen, bevor er sich widerstandslos dem Ver-
hängniß crgiebt, das ihm schon in Gestalt des riesigen Aars
gcnaht ist. Zivei Töchter des Okeanos sind dem Verlassenen
zu Hülfe geeilt. Aber die eine, noch ein halbes Kind, dessen
zartc Formen sich eben erst zu jungfräulicher Blüthe zu er-
schließen beginnen, ist bereits ermattct auf dem kahlen Ge-
stein zusammengesunken. Vergebens hat sie ihre schwache
Krait an den ehernen Ningen erprobt. Jhre ältere Schwester
strebt mit noch ungebrochsner Kraft an den Felsen empor
dem Adlcr cntgegen, um seincn Schnabelhieben zu wehren
Alle drci Gestalten zeigcn sich dem Beschauer in unver-
hüllter Schönheit, alle drci gleich vollendete Meisterwerte in
dcr Durchbildung des Nackten. welches durch eine leichte
Orydirung der Oberfläche des Marmors den Schein warmen
Lebens erhalten hat, Von ivelcher Seite man auch die
Gruppc betrachten mag, überall zeigt sich eine schöne Sil-
houette, ein anmuthiger Linicnschmung, ein reizvoller Nhyth-
mus der Formen. HeroischcS Pathos liegt dem Iiaturell
des Künstlers fern, das mehr lyrisch als dramatisch ver-
anlagt ist, Nichts destoweniger hat er mit den ihm zu Ge-
bote stehenden Mitteln eine vollc Wirkung erzielt, die durch
keinen Zwiespalt zwischen dem Gewollten und der That ge-
schmälert wird. Ein nicht geringer Vorzug des nach jeder
Richtung bedeutsamen WcrkeS, dem wir in der deutschen
Idealpliistik der letzten Jahrzehnte kein zweites ebenbürtiges
an die Seite zu setzen wüßten, ist seine technische Nollendung,
die nicht etivn dem Geschicke römischcr Marmorarbeiter,
sondern der Hand des Meisters selbst verdankt wird. Müller
hat die ganze Gruppe mit Naspel und Friele übergangen
 
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