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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.5804#0181

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349

Kunstliteratiir.

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landsckciftliche Richtung charakteristische Handzeichnungeu.
Fesselnd weiter erwies sich eineSammlung architektouischer
und ornamcutaler Zeichuungen, Reisestudien aus den
lölappen hiesiger namhafter Architekten, wie Arnold,
Giese, Nicolai, Schreiber,Weidner u. A., Blätter
Uon meist recht sorgfältigcr Ausführung, Lie eine Menge
hochinleressanter, theilwcise wenig bekannter Motive aus
2talien enthielten. Manches befand sich darunler, wie

B. unter ven treufleißigen Aufnahmen Arnold's, das
einer Publikation werth wäre. Noch sei einer Bronze-
urbeit gedacht, einer kleincren Wiederholung der lreff-
lichen Donndorf'schen stieilerstatuc Carl August's; der
Guß jst von C. A. Berling in Dresden besorgt und
kann in seiner gelungencn Ausführung dem Gießer nur
jur Empfehlung bienen.

Zur Plastik geführt, haben wir ein ncues Werk R.
Henze's zu verzeichnen. Dersclbe modellirte cin Standbild
^s Fürsten Wolfgang von Anhalt, das, in Bronze gegoffen,
cinen Brunnen auf dem Marktplatz zu Bernburg krönen
s°ll. Der muthige Reformationsheld und treue Freund
sluther's ist iu der malerischen Tracht sciner Zeit
charaklervoll und stattlich hingestellt, in der Rechten die
^lbel, die Linke auf's Schwert gestützt. Der Künstler
'sl bekanntlich auch mit dem Dresdener Siegesdenkmal
k'Zraut. Dic Hanptfigur, einc Germania, und die Sockel-
slguren werden, wie bercils mitgetheilt, zu Florcnz in
^larinor ausgeführt. Henzc weilt gegcnwärlig rort,
"u> an das Werk die letzte Hand zu legen. Zm Früh-
>ahr dürfte die Aufstcllung auf dem hiesigen Allmarkt
^folgen, wo bereits das Fundament für das Denkmal
Lelegt wordcn ist. Auch für die Aufstellung des Brunnens,
u>elchen der burch die internatiouale Münchener Kunst-
uusstcllung rühmlich bekannt gewordene Gänsedieb von
^ Dicz schmücken wird, sind bereiks die Vorarbeilen
uuf dem Ferdinaudsplatzc becndel.

Aunstliteratur.

Eniil von Schinis;, Historischer und bcschreiben-
ber Katalog dcr k. baherischcn Schatz-
kammer. Münchcn, 1879.

Die k. bairischc Schatzkammer hat sich vou jeher
^ucs besonderen Rufcs erfreut, und wenu man früher
^u Nachdruck auf die Werthsummen legtc, die hier in
ostbarcn Edelsteinen, Gold- und Silberwaaren rcprä-
EUlU't werdcn, so komnit hcutzuiage noch die iceale
"thschätzung hinzu, welchc ucbeu bem kostbaren Ma-
^'al auch bie künftlerische Form und Ausführung ber
"kgenstänpx bcrücksichtigl. Dic Sammlung ist für das
^ »eueni Lcben erwachtc Kunstgewerbe von höckster
'chtigkeit und zugleich cin historisches Museum, welches
^hlrciche Belegc für dic Entwickelung iusbcsoiidere der
oldschmiedelünst inncihalb drcier Jahrhundertc darbielet.

Leider besaß die Sammlung bisher keinen Katalog, obgleich
ein solcher doch nicht allein für den Laien instruktiv ist,
sondern auch dem Fachmann willkommene Winke giebt,
ihm bei der Besichtigung Zeit und Mühe erspart und
auch für seine häusliche Studien cinen treuen Rath-
geber abgiebt- Der soeben erschicnene, dem herrlichen
Jnhalte der Schatzkammer angemessen ausgestattete Katalog
aus der berufencn Feber des Schatzmeisters des k. Haus-
schatzes, vr. E. v. Schauß, wird darum mit Freude und
Genugthuung allerseits begrüßt werden, um so mehr,
als er neben dcr Aufzählung der cinzelnen Objekte zu-
gleich ein reiches historisches Material bringt, das auch
der Kunstgeschichte zu Gute kommt. Der Berfasser hal
sich die Mühe nicht verdrießen lassen, aus allen Archiven,
wo eine Ausbeute zu erwarten stand, die Bausteine zur
Geschichte der Sammlung zusammenzutragen. Der ge-
schichtliche Thcil seines Buchcs, welcher der Aufzählung
und Beschreibung der Objekte vorangeht, ist darnm vom
höchsten Jnteresse.

So erfahren wir, daß der 19. März 1565 der
Geburtstag der Sammlung ist. Dcr kunstsinnige Herzog
Albrecht IV. (V.) hat mit seincr Gemahlin Anna an
diesem Tage die Errichtungsurkunde der Schatzkammer
unterschrieben. Zn dieser werden auch die einzelnen
Kostbarkeiten angeführt, die den Grundstock der Samm-
luug bilden solltcu. Es waren die Familienkleinodien,
die Gesckenkc und die vom Herzog in Ztalien, Spanien,
den Niederlanden durch eigens bestellte Agenten gekauften
oder durch Goldschmiede in Müuchen, Augsburg und
Nürnberg (hier wird Zamitzer genannl) nach persön-
licher Anordnung ausgeführten Arbeiten des Kunsthand-
werks. Wir erfahren hier, daß der Stiftcr der Schatz-
kammer allein an Münchener und Augsburger Gold-
schmiede an 200,000 Gulden ausgezahlt hatte, wobei
bie Edelsteine, die sür die Arbeiten verweudet werden
solllen. außerdem gelicfert wurden. Dem Bersasser ist
es gelungen, aus archivalischcn Quellen die Namen von
183 Golrschmiedcn mittheilen zu können, die im Laufe
rer Zeit für den bayer. Hof thätig waren und dereu
Ruhm die Schatzkammer vcrkündet. Auch dcn Künstler-
namen erfahrcn wir, der untcr Albrecht dem Handwerk
den Kunstcharakter auftrückte; es ist der Hofmaler Hans
Muclich. Wie er für die herzoglichen Bestellungen die
Vorlagen zeichnete, so scheint er auch die Gegenstände
der Schatzkammer abgcmalt zu haben. Auch die Nach-
solger Albrecht's auf dem bairischen Thronc thaten mehr
oder weniger für die Bereichcrung der Schatzkammer,
am wenigsten nach dem dreißigjährigen Kricge. Mit
den zerrüttetcn politischen Zuständen giug dann das
Kunsthandwerk zurück. Als aber die rudolphinische Linie
mit Karl Thcodor (von der Psalz) zur Regicrung gc-
langte, wurden aus dem höchst werthvcMn pfälzischen
Schatzc 94 Stück der Schatzkammcr cinvcrleibt. klkebcn
 
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