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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 15.1880

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Vermischte Nachrichten. — Zeitschriften.

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kommen der österreichischen Regierung, welche zu der Kon- l
ception des ganzen Werkes den rühmlichen Jmpuls gegeben
hat, und der Eigenthümerin des künstlerischen Nachlasses
A. Feuerbach's, der edlen Aiutter desselben, wird sich gewiß
die erwünschte Lösung der Angelegenheit leicht ergeben, und
unter den Wiener Schülern des Ateisters stndet sich manches
berufene Talent, welchem die Ausführung der vier noch nicht
im Großen begonnenen, aber in kleinen Entwürfen skizzirten
letzten Seitenbilder, sowie dis schließliche Zusammenstimmung
des Ganzen anvertraut werdeu könnts. Wien gewcinne da-
durch das Hauptwerk monumentalen Stils von dem ohne
alle Frage bedeutendsten jüngeren deutschen Historienmaler.

Vermischte Nachrichtcn.

Aus Pomveji wird der Köln. Zeitg. berichtet: Die Bloß-
legung des umfangreichsten und vielleicht auch interessantesten
Baues, welchen die Asche des Vesuvs barg, ist nun gänzlich
vollendet. Die Arbeiten zur Aufdeckung dieses umfangreichsn
Gebäudes, welches den Raum zwischen drei Straßeu des
neunten Bezirks einnimmt, wurden im vorigen Jahre bei
der Gedächtnißfeier der 18ÜOjährigen Verschüttung der Stadt
in Gegenwart vieler Fremden, welche aus diesem Anlaß
zusammengeströmt waren, feierlich aufgenommen. Nach Voll-
endung der Arbeit kann man jetzt sehen, daß die Pracht
und Gediegenheit der inneren Räume die Erwartungen nicht
getäuscht, welche die Dimensionen des Hauses erweckt hatten.
Zwei bedeckte Vorhallen (utriu), zwei Speisesäle (trioliuia),
vier offene Flügelräuine (alus), ein kaltes Bad (triAicka.riuiu),
ein warmes Bad (tsxiäariuiu) und andere Räume eines
altrömischen Hauses sind in dem Gebäude enthalten. Der
Fußboden des Vorhofes (vsstiduluru) ist mit zierlichen
Mosaiken geschmückt, in der Mitte ist ebenfalls in Mosaiken
ein Delphin, verfolgt von einem großen Seeungeheuer,
dargestellt. Jn dem ersten Atrium, dessen Mauern mit bild-
lichen Darstellungeu über und über bedeckt sind, welche uns
Episoden aus der römischen Geschichte vorfiihren, sind die
Platten des Fußbodens wie durch eine Erderschütterung ge-
borsten; eine weite Oeffnuug gestattet einen Blick in die
darunter liegenden Kellerräume. Das zweite Atrium ist
geräumiger als das erste. Sechsundzwanzig prächtige Säulen
mit reichen, abwechselnd weißen und rothen Stuckaturen
umgeben das übliche Bassiu, welches hier jedoch ausnahms-
weise aus Marmor gefertigt ist. Die interessanteste Partie
des Hauses ist ein innerer Hof, dessen Wände mit ausge-
zeichnet erhaltenen Fresken bedeckt sind. Fast ganz am
Boden zieht sich eine Guirlande aus Blattwerk hin, inmitten
deren ein Storch und eine Eidechse abwechselnd dargestellt
sind. Darüber zieht sich eins zweite Guirlande aus Epheu-
zweigen und Weinranken iu schönsterZeichnung hin; Vögel sitzen
auf den Zweigeu. Etwas weiter oberhalb bedeckt ein Ge-
mälde die Wand, das Meer oder richtiger ein Aquarium dar-
stellend. Der Meeresgrund ist von Mufcheln, Krebsen u. s. w.
belebt und mit Seegewächsen bedeckt, über denen sich alle
Arten Seethiere tummcln. Auf der linken Seite der Mauer
sind noch über den Fischen zwei Sphinre dargestellt. Äuf
ihren Häuptorn tragen sie viereckige Marmorschalen, eine
Taube sitzt auf dem Rande der Schalen. Kleine Atarmor-
stusen führen zu einer geraumigen Nische, zu deren beiden
Seiten sich ebenfalls Frescogemälde befinden; links sehen
wir einen ungeheuren Polyp seine Veute umgarnen, rechts
schneidet ein riesiger Seekrebs mit seinen Scheeren eine
Maräne in Stücke. Farben und Kompositionen sind an
diesen Btldern äußerst natürlich. Hinter der Nische zieht
sich noch eine Galerie, deren Gewände mit Landschasten ge-
schmückt sind, hin. Wir sehen hier ein Pferd von einem Leo-
parden angefallen, einen Stier, in dessen Flanken ein Löwe
seine Tatzen geschlagen, ferner Hirsche, Eber u. s. w. Alle
diese Thiergruppen zeigen die natürliche Größe. Jhr Licht
bekommt diese Galerie durch kleine viereckige Oeffnungen,
welche oberhalb der Gemälde, umschlungen von einer Fresken-
guirlande, angebracht sind. Der Freskenreichthum des Hauses
ist überhaupt überraschend. Darstellungen des Bacchus,
weinmischende Sklaven u. s. w. sind in anderen Räumen
des Hauses noch häufig zu sinden. Schon die häusige Ver-
wendung des Marmors, welche sonst in Privathäusern nicht
anzutreffen, rechtfertigt den Schluß, daß es vielleicht das
vornehmste Privathaus der Stadt gewesen ist.

sts Panoramen von Wilberg. Einen besonderen An-
ziehungspunkt in der diesjährigen Fischerei-Ausstellung in
Berlin bildete der schon früher in diefen Blättern kurz er-
wähnte Raum, welcher in eigenthümlicher und wahrhaft
künstlerischer Weise durch zwei 'große Panoramen des Golfs
! von Neapelund des Busens von Bajae geschmückt war. Beide
, sind von der Hand des Landschastsmalers Chr. Wilberg
komponirt und in Gemeinschaft mit seinen Schülern in der
kolofsalen Größe von 7 ui. Höhe und zusammen 55 in. Länge
mit höchster künstlerischer Vollendung gemalt und waren in
raffinirt effektvoller Weise aufgestellt, sodaß sie im höchsten
^ Grade überraschend wirkten. Sie sind überaus wahr in
Formen und Farben, und doch in freier Weise malerisch
komponirt. Der Künstler hat es eben verstanden das Cha-
rakteristische im Ganzen und Einzelnen festzuhalten und mit
feinem, poetischem Sinn zu einem neuen Ganzen von im-
ponireuder Wirkung zu verbinden. — Es wäre sehr zu
wünschen, das diese hervorragenden Werke, welche zur Zeit
nicht sichtbar sind, zu dauerndem Genuß öffentlich aufgestellt
würden. — Verkleinerte Nachbildungen (im Lichtdruck) dieses
Riesenpanorama's sind im Verlage von Amsler L Ruthard
in Berlin erschieuen.

« Dciikmal am Pratcrstern in Wicn. Jn der Mitte
deS Pratersterns, am Ende der Jägerzeil und der übrigen
strahlenförmig von dort ausgehende'n Straßenzüge, war zu
dem neulich, aus Anlaß des kaiserlichen Geburtstages, be-
gangenen Volksfeste ein Lychnophor von kölossaler Größe
errichtet, dessen Entwurf der Architekt Otto Wagiier ge-
macht und welchen der Bildhauer Costenoble mit alle-
gorischen Skulpturen geschmückt hatte. Die imposanto Wir-
kung des Riesenkandelabers an der bezeichneten Stelle,
welche zugleich den Eingang in den Prater und die Ein-
mündung einer der Hauptbähnen in den Stadtrayon mar-
kirt, hat den Gedanken nahe gelegt, hier ein dauerndes
Moiiumeiit zu errichten, welches in ähnlicher Weise säulen-
artig hoch emporragen und der Stadt zur bleibenden Zierde
gereichen würde. Wir schließen uns dieser Jdee vollkommen
an, jedoch mit der auch tn der Wiener Tagespresse mit
Recht geltend gemachten Verwahrung, daß man nicht etwa
den Plan zu einem Denkmal nur deshalb fassen möge, weil
— ein passender Platz dnfür vorhanden ist, desseu monu-
meiitalen Beruf man bisher verkannt hatte. Die Gelegen-
heit zur würdigen künstlerischen Ausschmückung des Prater-
sterns wird sich schon sinden.

^ Dciikmal für Juarcz. Wie der Wien. Allg. Zeitg.
aus Mexiko geschrieben wird, fand dort am 18. Juli die
feierliche Enthüllung der dem Andenken des verstorbenen
Präsidenten Don Benito Juarez gewivmeteii Statue statt.

Voin Kunsrgcwcrbc-Muscuiii zu Leipjig waren im Ja-
nuar d. I. Preise sür verschiedene Gegenstände des täglichen
Gebrauchs und der Einrichtung des bürgerlichen Hauses
ausgeschrieben — Thür- und Fenster-Garnitur, Köhlenkasteii,
Petröleum-Lampe, Schirmständer, Feuerzeug für schwedische
Zündhölzer, Bierseidel-Beschlag, Ofenschirm. Der Vorsitzends
des genannten Museums erinnert jetzt in einer Bekannt-
machung (s. d. Jnserat) daran, daß die Konkurrenz-Gegen-
stände in der Zeit vom l. bis 15. September d. I. einzu-
liefern sind. Dieselben werden zwei Wochen lang öffentlich
ausgestellt, und es findet sodann, noch während der Michae-
lismesse, die Preisvertheilung statt.

^ Dcr türkischc Malcr Hamdi Bcy erhielt vor Kurzem
den Auftrag, die Porträts des Sultans und der kaiserlichen
Prinzen zu malen. Der Besteller ist nicht etwa irgend ein
europäischer Kunstfreund, sondern S. Maj. Abdul Hamid,
der Beherrscher ber Gläubigen, in eigener Person. Wo
bleiben da Koranworte und Traditionen'?

Zeitschriften.

I/ trt. Xo. 281—296.

von HuxonllLt. — L.'s.rt italisn ä Row6, vou l^. Oou-
ra^oä.
 
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