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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Rosenberg, Adolf: Die neuesten monumentalen Malereien in Preußen
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Lübke, W.: Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0009

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Kunstütteratm'.

Jcchrc durch die Berliner Ausstellung bckanut ge-
worden, und beide Bilder hnben bestätigt. was M,
jedermann in betreff von Thnmanns t ciiinng-sä >g '
im voraus sagen konnte. Wer sein ^^^at >>i fc
wentciler Eleganz nnd in cinmntiger Niedlicbkeit pe^,
bcsitzt eben nicht das Zeng znm Historienmalcr. Benc
Bilder sind gleich inhaltslos und lecr. ^ic r>.s.k'

si»d glatt nnd leblos bis zur MaSkenhastigkeit. Bianncr

und Frauen smd mit dcrselben snßlichen Galanterie
bchandelt, nnd insbesondere dic letzteren könntcn »n
ctwas vercinderter Toilette jeden Augenblick an dein
Theetisch eincs Berliner Salons Platz nchmcn. -».r
der Tause Wittekinds wird kaum jemand den Emdrni
gewinnen, daß es sich hier um ein Ereignis von gri'ken

geschichtlichen Folgen handelt.

Auch die Begabung Brausewetters, dcr Ne Ge-
»>älde fnr das Gymnasinm in Bromberg aussiihrt, if>
ansschließlich auf das Genre gerichtct. Er schöpf't seinc
Mvtive gern aus dcm Mittelalter und gieöt seincn
Bildern mit Vorliebe einen romanlischen Aiplrich.
ist mvglich, daß diejenigen seiner Friesbildcr, welche
das Mittelalter und die moderne Geschickte behandcln,
"ech leidlich anssallen könncn. zumal Bransewetter ein
tüchtiger Kostümkenner ist. Das erste. bereits voll-
endete dieser Bilder, wclches in der Mitte gymnastische
iibungen der Heklenen und aus den Seitcn Alerandcr
den Grvßen und Julius Cäsar als „Repräsentanten dcr
Thatkrast" darstellt, ist jedoch gänzlich mißgliickt, iveil
Brausewetter sich nicht nur den nackten Körpcrn gegen

^uiistlitteratur.

ältereu Bau- und
II. n.

setter sich nicht nur oen ncm»-" ^

über in der Lage eines stieulings befand, sondcrn auch
der antiken Formen- nnd Jdeenwelt sremd gegen-
»ber steht. Ebcnsowenig hat Scheurenberg, ebensalis
ein Genremaler' von liebenswürdigem Talent, seinen
Malereien in dem Regierungs- nnd Gerichtsgebande
s» Kastel einen monumentalen Charaktcr geben könncn,
weil die Ausgabe seine Krast überstieg.

An diesen Thatsachen läßt sich nichts mehr cindern.
Diejenigen, welche sie veranlaßt haben, sind dabei von
dem Gcdankcn ausgegangcn, daß man künstlerische
Krästc nur zur Entsaltung nnd zur Reise bringcn kann,
wenn man sie vor große Ansgabcn stellt. Diescr Ge-
danke ist an und sür sich richtig und hat sich anch ost
bewährt. Bei Künstlern von so schars ausgeprägter
Begabung aber, wie die obengenanntcn, hätte man
dieser cigenartigen Begabnng mehr Rechnung tragen
ivllen. als es geschehen ist. Unsere monumentale
Bcalerei ist cine noch junge und zarte Pflanze, deren
l^piftenz durch solche Bersnche leicht gesährdet werden
l»»» Adots Rosenberg.

Tieschreil'ende DarstelluiiLi der ältereu Äan
Ruiistdeukiiiälcr des Köuigreichs Sachse».
lll. Heft, bearbeitet von vr. R. Steche. Dresdcn,
in Kommission bei C. C. Meinhold L Svhne. gr. 8.

Uber das erste Heft dieser schvnen, anf Kosten der
tönigl. Staatsregierung vom kvnigl. sächsische» Alter-
tiimsverein herausgegebenen Veröffcntlichung habe ich
in der Kuiistchroiilk vvn 1883, Sp. 021 berichtet. Jcnem
die Uintshanptiiiaiinschaft Pirna behandelnden Hefte
haben sich in rascher Folge zwei weitere Hefte ange-
schlvssen, welche den Amtshauptmaiiiischafteii Dippvl-
diswalde nnd Freiberg gewidmct sind. Die Vorznge
klarer, präziser Darstcllung, gründlicher Ilntersnchiing,
reicher nnd dabei trefslicher Jllustrativn, welche dem
ersten Heste iiachgerühnit iverden konnten, sind auch
den vorliegenden eigen, so daß sich inimer mehr eine
durchans mustergültige Dnrchsiihruiig der Anfgabe zn
erkennen giebt. Man dars diese Arbeiten daher für allc
ähnlichen Bestrebungen ats nachahmenswerte Vorbilder
hinstellen. Es zeigt sich anfs klarste, daß solche Jn-
ventarisatioiien, wenn sie der Wiffenschaft nnd der
Praxis genügen sollen, in eine einzige sachknndige Hand
zu legen sind, woiint indes nicht gemeint ist, daß nian
dic einzelnen Abschnitte so nnifangreichcr Arbeitcn nicht
unter mehrere verteilen könnte. Jni vorlicgenden Falle
wärc sreilich ohnc Fragc das Wünschenswerteste, daß
die ganze Ansgabe vvn derselbcn ansgezeichneten Krast,
die sich dabei sv vorzüglich beivährt hat, gelöst würde.

Was zunächst das Dippvldiswalder Heft betrifft,
so überraschte es nns wieder mit einer Fülle ivcnig
vder gar nickit in weiteren Kreisen bekanntcr Dentmäler,
die hier znm erstenmal dnrch cingehende sachknndige
Beschreibnng in die Knnstgeschichte eingeführt werden.
Znnächst sei auf die Nikolaikirche von Dippoldiswalde
hingewicsen, eine tleine Pfeilerbasilika des elegant ent-
wickelten romanischen Stilcs, offenbar der Wechselbnrger
Gruppe angehörend. Ebendvrt ein gnter Flügelaltar
aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts im Charakter
der Cranachschen Schule; älniliche Altäre in GlaShütte,
Hennersdorf nnd Seifersdvrf licfern weitere Belege sür
die bildnerische Thäligkeit i» jenen Gegenben zn Aus-
gang des Mittelalters. Anch svnst fehlt es nicht an
einzelnen Arbeiten jener Epvche, die cinen bestiminten
Kunstwert besitzen; so nainentlich die beiden ausdrucks-
vollen Steinfiguren der Madonna nnd des heil. sian-
rentius am stiathaus zu Dippoldiswalde, ebenfalls der
letzten Zeit des Mittclalters angehörend, durch kräftig
und charakteristisch behandelte Abbildungen veran-

schaulicht.

Der Schwerpnnkl liegt aber auch hier wieder in
kv'teren Epoche. i„ den glänzenden
 
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