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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0062

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111

Vom Kunstmarkt.

112

wird, aus deren Erlös man auf eine Vergrößerung des
Budgets der Museen gerechnet hatte, sürchtet man jetzt in
Paris eine Verringerung desselben, insbesondere für die
Museen des Louvre. Bei den bevorstehenden bedeutenden
Auktionen in Frankreich und im Auslande würden sich die
Sammlungen in ihrer freien Bewegung sehr gehemmt sehen,
und es außert sich infolgedessen der Wunsch nach Flüssig-
machung von Geldern für Museumszwecke. Vor kurzem hat
nun der bekannte Kunstexpert Mannheim einen Bries ver-
ösfentlicht, in welchem er einen darauf bezüglichen Vor-
schlag macht. Tersclbe geht dahin, die Museen des Louvre,
welche jetzt an den Montagen der Reinigung und etwa nöti-
ger Umstellungen wegen geschlossen sind, an diesen Tagen von
Mittag an gegen ein Eintrittsgeld von 5 Frs. zu öfsnen; ^
er berechnet die Einnahme aus dieser Maßregel auf 200V» Frs.
Ferner schlägt er für ein bis zwei weitere Vormittage von
10—l2Uhr die Erhebung eines Eintrittsgeldes von 1—2 Frs.
vor. Es wird gegen diese Einrichtung — und wohl mit
Recht — namentlich der sehr liberale Charakter der Ver-
waltung der Museen geltend gemacht, welcher sie in so aus-
gedehnter Weise nnd unentgeltlich allen Besuchern geöffnet
hat, — sür dieselbe die nur teilweise, vielleicht auch nur vor-
übergehende Einschränkung, die einem bedauerlichen und täg-
lich wachsenden Übelstande abzuhelfen beslimmt ist. Für
alle Fälle mird sich ein ernstes Erwägen dieses Vorschlages ?
empfehlen, sür welches die in nächster Zeit bevorstehende
Beratung des Budgets der schönen «Künste die natürlichste
Gelegenheit bietet. sDie vorgeschlagene Maßregel isl doch
ein sehr zweischneidiges Schwert, nnd bekanntlich läßt sich weit
mehr gegen, als für dieselbe vorbringen. So lange die be-
treffenden Einnahmen nicht elatisirt sind, d. h. deii Sanim-
lungen als feste Einnahmen angerechnet werden, mögen sie
als angenehme Zugabe acceptirt werden, obwohl nian sich
davon ja nicht zu viel versprechen dars: an den Zahltagen
pflegen die Aiuseen nach nllgemeiner Erfahrung leer zu sein
Wir denken auf das Thema demnüchst aussührlich znriickzu-
kommen. D. Ned.j

x. — In Bonn fand den 4. November die Eröffnung des
neuen akademischen Kunstmuseums statt. Der Tag war
gewählt, weil gerade vor 100 Jahren F. G. Welcker geboren
wurde, welcher der erste Begründer des Museums und
Jahrzehnte lang eine Zierde der Universität war. Jn der
Festrede feierte Professor Reinhard Kekulö die Verdienste
Welckers und gab eine kurze Darstellung der Entwickelung der
Saminlung, wobei neben Welcker auch'Otto Jahn hohes Lob
gespendet wurde. Nach der Rede folgte die Besichtigung der
Sammlung in den neucn schönen Ränmen. An der Feier
nahm außer den Spitzen der iiniversität, dem Oberbürger-
ineister der Stadt Bonn und denjenigen Personen, welche in
irgendwelchen Beziehungen zu dem Kunstmuseum und den ?
durch dasselbe vertretenen Bestrebungen stehen, auch der
Prinz Friedrich Leopold von Preußen'teil, der gegenwärtig j
nn der Hochschule den Studien obliegt. Der Minister ?
v. Goßler hatte telegraphisch seine Glückwünsche gesandt.

L. Zn Stuttgart wurde am 25. Oktober das Reiter-
stnndbild des Königs Wilhelm im Hofe dss königl. Kunst- ^
gebäudes enthüllt. Der Künstler, Hosbildhauer v. Hofer, hat
das Werk aus Dankbarkeit für seinen hohen Gönner und
Herrn ausgesührt und der Stadt zum Geschenk gemacht. Ans
einem prächtigen Sockel von dunklem Marmor erhebt sich
das durchaus vsrgoldete Monument, welches in der Müller-
schen Erzgießerei in München gegossen wurde. Der König
ist barhäuptig mit dem Hermelinmantel dargestellt, der Kopf
neigt sich lebhaft nach links, was dem Ganzen etwas Unge-
zwungenes verleiht. Wer den König noch in den sünfziger
Jahren gekannt hat, ist überrascht über die Wahrheit und
Naturtreue in der Auffassung.

1. L Drei hcrvorragcnde Bauwerkc in Rom werden
durch den ümbau der Stadt außerordentlich gewinnen. Der
herrliche von Donato Bramante erbaute Palazzo della Can-
celleria, in welchem sich heute noch ein großer Teil des
päpstlichen Amtes befindet, wo im Jahr 1849 die römische
Deputirtenkammer tagte, auf dessen Treppen damals der
Minister Pellegrino Rossi ermordet wurde, wird infolge deS
Durchbruchss der vor der Kirche Sta. Maria degli Angeli
(Piazza Termini) anhebenden Via Nazionale. welche nunmehr
bis zur Engelsbrücke verlängert wird, von allen den umliegen-

den unansehnlichen Häusern befreit, so daß das Meistcrwerk
der Renaissance künftig in seiner vollen Pracht zur Geltung
gelangen wird. Gleichzcitig sollen alle die kleinen dunkeln
Läden geschlossen werden, welche sich gegenwärtig in dem
Erdgeschosse des Palastes in der Via del Pellegrino befinden.
Bei dieser Gelegenheit wird eine allgemeine Nestaurirung der
Fassade auf dem Campo dei Fiori und des obenerwähnten
Seitenflügels in der geiiannten Straße stattfinden. Die in
dem Palazzo della Cancelleria besindliche Kirche von S.
Lorenzo in Damaso — eine ebenfalls von Brainante her-
rührende sünfschiffige Basilika — wurde bereits einer totalen,
mit großem Auswande durchgesührten Restaurirung unterzogen,
welche nach mehreren Jahren erst im Jahre 1882 voliendet
wurde. Ein zweiter, viel kleinerer aber dennoch außerordent-
lich schöner Palast, welcher unter dem Ilainen „Piccola Far-
nesina" bekannt.ist, wird durch die künftig an ihm vorüberfiih-
rende Straße unendlich gewinnen. Das Peruzzi zugeschriebene,
leider sehr in Verfall geratene Gebäude liegt gegenwärtig
ganz versteckt in einer Sackgasse der Via Bucellari, nicht gar
weit entfernt vom großen Palast der Farnese und in der
Nähe der Cancelleria. Es ist zu wünschen, daß die gegen-
wärligen Besitzer dieses Kleinod der Baukunst der neuen
Lage entsprechend restauriren werden. ^ Der dritte, ebenfalls
in derselben Gegend befindliche Palast, welcher bislang in
einer engen Straße förmlich erdrückt dastand, ist das Meister-
werk Peruzzi's, der Palazzo Massimi alle Colonne mit
seiner Halbrunden Fassade und dem prächtigen Portikus.
Alle gegenüber stehenden, sehr hohen Häuser ivurdsn zum Teil
bereits niedergerissen, andere werden gegenwärtig demolirt.

Vom Aunstmarkt.

IV. Stuttgarrcr Kupferstichaliktio». (H. G. Gutekunst).
Tie zum 25. November ausgebotene Sammlung von Werken
des Grabstichels umfaßt 319 Nummern; die besten Künstler
dieser Gattung, wie Anderloni, Bervic, Desnoyers, Felsing.
Forster, Garavaglia, Longhi, Mandel, R. Morghen, Strange,
Toschi, Volpato u. a. sinden darin durch tadellose Bltttter,
zum Teil in frühen und srühesten Zustnnden, gute Vertretung.
Als Anhang des Kataloges erscheint eine Reihe neuerer
Radirungen, der unvermeidlichen französischen galanten Blät-
ter und eine Llnzahl moderner Zeichnungen, deren Meister
fast dnrchgehends durch ihre Nainensunterschrift beglaubigt
sind. Einige Olgemälde (von Ridinger, Roos rc.) machen
den Schluß.

—x. Lcipzigcr Kunstauktion. Bei der am 27. Okt. vor-
genommenen Versteigerung von Gemälden (P. del Vecchio)
wurden unter anderen solgende Preise erzielt:

Mar!

Achenbach, A.. Flußlandschaft.1120

Achenbach, O.. Blick auf Capri.. - 1800

Desregger, Tirolermädchen. 100»

Deiker, I., Apporteur u. Hunde u. Hase zus. 800

Dill, Abend bei Venedig. 600

Ebel, Waldessaum. ö10

- Waldlandschaft. 565

- desgl. 535

Fay, Winterlandschaft. 740

Hartmann. L., Erntescene. 700

Kirchner, E., Hohentwiel. 850

Knaus, zwei Bauernfiguren zus. 4300

- Bauernmädchen. 1010

Lessing, C. F., Landschaft. 730

Oeder, Herbst.1200

Rasmussen, Norweg. Fjord . 1350

Schultzc, C-, Sommerlandschaft. 970

Schleich, Ed., Gegend a. d. Jsar. 66»

Seitz, Ant., Der gute Freund. 5800

Voltz, Jdylle . 1000

—x. Bcrlincr Kunstauktion <R. Lcpkc). Vei ciner am
27. Okt. vorgenommenen Lluktion von Gemälden alter
Meister, welche aus dem Nachlasse K. Bartels herrühren,
wurden unter andern solgende Preise erzielt: Alb. Cuyp,
Ruine mit zwei Reitern Mk. 460; Jordaens, Mahlzeit im
 
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