DOI article:
Vom Christmarkt
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0088
163
Vom Christmarkt.
164
die rätselhcifte Sprache des Landcs analysirt nnd
scheinbar den Charakter einer harmlosen Neisebe-
schreibung wahrt, so hat auch Poirsyn, der verständ-
nisinnig dem Autor nachgeht, seinen Zmergen und
Riesen mcnschliche Proportionen verliehen: aber ans
Gebärde und Haltnng, aus Tracht und Umgebung, ja,
aus Schatten und lustigen Wolkcngebilden, — aus
S. 24 projizircn die Sonnenstrahlen Lilliputs gelehrte
j spekliven bewirken bei aller Kleinheit der Verhältnisfe
und der großen Menge Lilliputanischer Figürcben die
außerordentlichc Klarheit dcr Bilder. Ganz besouders
trcten diese Vorzüge aus S. 5 iu der „Fesselung
Gullivers" hervor. Zur Belebuug der Situationen
und zur Hervorhebung des Einzelnen ist außerdeni
j eine leichte Kolorirung angewandt, welche recht ge-
schmackvoll und zweckentsprcchend wirken wiirde, wcnn
Karl Spizweg. Jllustratioiisprobe aus der Münchener Buntcn Mappe.
(Vcrlagsanstalt siir Knnst und Wiffenschaft, Miinchen.)
Herren zu Eselssilhouetten, — lugt die beißende und
prickelnde Satire hervor, häufig nur dem Scharfblicken-
den ersindlich, ganz wie bei Dean Swift selber. Dabei
verwendet der Zeichner nur ein Minimum von Strich-
werk; kleine pikante Linien, in derselben Stärke ver-
laufend, gleichviel, ob in Umriß oder Schatten, nnd
selten fich in einen Drucker verlierend, bringen das
Kunststiick sertig. Diese Einfachheit der Manier, die
ruhige Führung der Konturen, die gewandte Gruppi-
rung und die geschickte Verwendung verschiedener Per-
einmal die Druckplatten nicht so häufig verschoben und
das andere Mal die Farbe nicht geradezu als Hinter-
grund oder als eine Art von Luftperspektive verwendet
wäre; in bem letzteren Falle erscheinen Gelb und Blau
oft mehr wie mit dem Finger als mit dem Pinsel aus-
getragen und wirken entschieden unästhetisch: es ist die
gleiche Mnnier, in welcher viele französische Kinder-
biicber illustrirt sind, sreilich seltcn so geistvoll und mit
weniger Routine.
Vom Christmarkt.
164
die rätselhcifte Sprache des Landcs analysirt nnd
scheinbar den Charakter einer harmlosen Neisebe-
schreibung wahrt, so hat auch Poirsyn, der verständ-
nisinnig dem Autor nachgeht, seinen Zmergen und
Riesen mcnschliche Proportionen verliehen: aber ans
Gebärde und Haltnng, aus Tracht und Umgebung, ja,
aus Schatten und lustigen Wolkcngebilden, — aus
S. 24 projizircn die Sonnenstrahlen Lilliputs gelehrte
j spekliven bewirken bei aller Kleinheit der Verhältnisfe
und der großen Menge Lilliputanischer Figürcben die
außerordentlichc Klarheit dcr Bilder. Ganz besouders
trcten diese Vorzüge aus S. 5 iu der „Fesselung
Gullivers" hervor. Zur Belebuug der Situationen
und zur Hervorhebung des Einzelnen ist außerdeni
j eine leichte Kolorirung angewandt, welche recht ge-
schmackvoll und zweckentsprcchend wirken wiirde, wcnn
Karl Spizweg. Jllustratioiisprobe aus der Münchener Buntcn Mappe.
(Vcrlagsanstalt siir Knnst und Wiffenschaft, Miinchen.)
Herren zu Eselssilhouetten, — lugt die beißende und
prickelnde Satire hervor, häufig nur dem Scharfblicken-
den ersindlich, ganz wie bei Dean Swift selber. Dabei
verwendet der Zeichner nur ein Minimum von Strich-
werk; kleine pikante Linien, in derselben Stärke ver-
laufend, gleichviel, ob in Umriß oder Schatten, nnd
selten fich in einen Drucker verlierend, bringen das
Kunststiick sertig. Diese Einfachheit der Manier, die
ruhige Führung der Konturen, die gewandte Gruppi-
rung und die geschickte Verwendung verschiedener Per-
einmal die Druckplatten nicht so häufig verschoben und
das andere Mal die Farbe nicht geradezu als Hinter-
grund oder als eine Art von Luftperspektive verwendet
wäre; in bem letzteren Falle erscheinen Gelb und Blau
oft mehr wie mit dem Finger als mit dem Pinsel aus-
getragen und wirken entschieden unästhetisch: es ist die
gleiche Mnnier, in welcher viele französische Kinder-
biicber illustrirt sind, sreilich seltcn so geistvoll und mit
weniger Routine.