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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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223 Nekrologe. — Kunsthistorisches. — Sammlungen und Ausstellungen. - Vermischte Nachrichten.

22 t

nisch zum Teil vollcndct kiinstlcrisch, vst nicht »hnc be-
denklichc AuSschrcitungen in ornamcntciler Hinsicht.
Die Finua F. Bogts L Cv. hcit sogcir zwci kvniplete
„BrcnitaiiSstcittiingen" zu 12 000 und 5000 Mark
ausgestellt, von dencn die billigere ohne Frage die be-
dentendere ist. Mit weiser Beschränknng nach jeder
Richtnng ist hier eine Wohiinngsausstattung für fünf
Zimnier gcschasfcn, die speziell fiir Berliner Verhältniffe
als niustcrhast bezeichnet werden darf. Nicht niinder
crfrenlich sind die Fortschritte dcr Knnstschmicdearbeiten,
vblvohl der Salvn nnn rcichlich genug damit versehcn
scin dürftc. 6riivro poli paradirt natiirlich in Mcnge;
cinigc gntc Brvnzen konimcn allniählich zum Vor-
schcin, anch intercffante Versuche der farbigen Brvnze-
bchandlung sind ausgestellt. Besonders anzichcnd ist
anch wicderum in diescni Jahr die Ausstellung des
„Vcreins Berliner Künstlerinnen." Mit lcbhaftestcr
Anerkennnng kann man nnr den durchweg wirklich
vvrtrcfflichen Arbcitcn gegenübertreten nnd den Bc-
strebungen des Vereins von Herzen alles Gute wiinschen.

Es scheint nach den diesjährigen Erfahrungen
nicht so, als ob diese Weihnachtsmeffe die letzte ihres
Zeichens scin wcrde, wie prophetische Gemütcr ahucnd
geweissagt habcn: wenn es nicht der Fall ist, wcrden
die fvlgenden keinen leichtcn Stand haben.

Mit cinem besvndercn Geschenk hat nns Rndolph
Siemering diese Weihnachten überrascht. Der un-
gcteilte Beifall, den seiner Zeit die farbig emaillirtcn
Thonplatten am Gräfedcnkmal übcrall fanden, hat den
Meister veranlaßt, einzelne Kvpfe aus diesen Rcliess in
gleichcr Technik herzustellen. Jedes dicser Bildwerke
ist vom Künstlcr sclbst sorgfältig nachmodellirt, von
Bastanier gemalt nnd bildet gerahmt einen hervor-
ragenden Zimmerschmuck. Diese Majolikareliefs nntcr-
scheiden sich von den alten Arbeiten gleicher Art in
der sog. Della Robbia-Manier dadurch ganz erheb-
lich, daß sie wirktich gemalt, Lokaltöne und Schattcn
durch Farben gegeben sind, was den alten fehlt.
Man darf hier gleichwohl das Wiederaufleben einer
alten Kunst begrüßen und ihr ein fröhliches Gedeihen
w'ünschen. Den Bertrieb der Reliefs hat die Kunst-
handlnng Vvn Amsler L Ruthardt übernommen.

Nekrologe.

6. v. 1?. Hcnri Phiüppoteaux, der bekannte Historien-
inaler aus der Schule Cogniets, ist am 9. Nov. zu Paris,
im Jahre alt, gestorben. Mehrere seiner Schlachtenbilder be-
sinden sich zu Versailles; andere, sowie Historienbilder in
den Museen von Marseille, Rouen u. a. Jm Jahre 1872
malte er das großs Panorama der „Bslagerung von Paris
durch die Deutschen", das Vorbild für die seither entstan-
denen zahlreichen Werke dieser Art. Auch als Genremaler
hatte er sich in früheren Jahren mehrfach versucht.

Aunsthistorisches.

I'z'. Dic Ausgrabuiigcn am Athenctcmpcl von Tuuion
an der Südspitze von Attika, die, vom deutschen archäologi-

schen Jnstitute zu dem Zwecke unternoiiimen ivorden waren,
iim einerseits den Grundriß des Baues sestzustellen, anderer-
seits nach den Friesplatten zu suchen, dsrcn mehrere von
Reisenden unter den Tempeltrümmern aufgefunden und zum
Teil auch schon veröffentlicht worden maren, sind von den
schönsten Resultaten gekrönt worden. Außer den friiher bc-
knnmen Reliefplatten, welche nun genau aufgenommen wur-
den, hat man eine Anzahl neuer Platten gefunden, ivelche
zusammen mit jenen einen in der östlichen Vorhalle übcr dcn
Saulen des Pronaos und der Langseiten hiiilaufeiiden Fries
bildeten. Tie Reliefs sind leider sehr schlecht erhalten, teil-
iveise ganz zerstört; doch hofft man den ganzen Fries zu-
sammenstellen zu können. Jn architektoiüschcr Hinsicht ist
die AuSbsute der Ausgrabungen noch ergiebiger. Zunnchst
ivurden die Dimensionen des Tempels und seiue Grundriß-
anlage ermittelt und festgestellt, daß derselbe 13 Säulen nn
den Langseiten hatte, und daß daher der von Blouet in der
bixpeüitiou (Is Iloree konstruirte Grundriß mit l 2 Säulen an
^ der Langseite falsch ist. Ferner zeigte sich nach vollständiger
Freileguug der Fundamente, daß der Marmorlempel, dessen
i Crbauung in die Zeit des Perikles gesetzt ivird, über einem
älteren, sast ebenso großen Tempel auS Poros lKalktnsfstcini
sich erhob. Der Grundriß dieses letzteren ließ sich auch voll-
kommen bestimmen: er hatte ebenfalls je sechs Säulen an
! den Fronten und je 13 an den Langseiten, die Durchmesser
! der Säulen und ihre 'Achsenweiten ivaren aber etivas kleiner
als am Marmoriempel. Der Tempel von Simion bildet
somit ein weiteres Beispiel dasür, daß die Griechen in der
zmeiten Hölfte des 5. Jahrhunderts mehrere der älteren
Tempelbauten aus Poros in Marmor neu aufgebaut haben.

5ammlungen und Ausstellungen.

— 88— Paris. Mnscum Guimct. Paris ivird durch
! die großartige Schenkung eines bekannten Sammlers, Guimet,

an ven Staat um ein neues Museum bereichert werden,
welches am Jena-Platz errichtet werden soll. Dasselbe wird
die bedeutenden Sammlungeii ausnehmeii, ivclche der Ge-
schenkgeber auf seinen Reisen zusainmengebracht hat. Jn zwei
Abteilungen umfassen dieselben erstens Gegenstände des Kultus
der alten und der jetzt lebenden Dölker AsienS, Afrikas und
Amerikas, sowie eine größere Sammlung von Arbeiten
orientalischer Kunsttöpferei; zweitens eine Spezialbiblio-
thek von Manuskripten und Drucken, die sich auf die
heidnischen Religionen beziehen. Taran soll sich eine Art
von Schule schließen, in welcher buddhistische, Brahma-Prie-
ster u. s. w. aus Asien auf Kosten des Herrn Guimet die
heiligen Schriften dieser Kulte ins Französische übersetzen
sollen. Der Wert der Sanimlung wird auf 5 Millionen
Francs geschätzt, und man hofft, das Museum in zwei Jahren
eröffnen zu können.

Nermischte Nachrichten.

8. L. Dic Iakobskirihc ;u Thorn, die cincn der prüch-
tiqsten und reichsten Ostgiebel aller ostdeutschen gotischen
Backsteinkirchen besitzt und auch sonst im höchsten Grade be-
merkenswert ist, wird nach zuverläffiger Mitteilung von der
Regierung — der Militärfiskus ist' Patronatsherr — re-
staurirt werden. EinlAnfang, odcr richtiger ein Versuch,
ist bereits gemacht.^Tas Gotteshaus ist, wie sast jedes
seiner Genossen, im Jnnerir später weiß übertüncht wor-
den. Diese Tünche hat man nun an einer Thür, welche
in der Nordwand des jChores von diesem zu einem Nebcn-
raum führt, beseitigt und dadurch das köstliche, geradezu
überraschende Farbenspiel der alten, glasirten Ziegelsteine
wieder an das Tageslicht hervorgezaubert. Es wäre sehr zu
wünschen, daß die Absicht einer durchgrcifenden, übrigenS
ohne allzugroße Kosten zu ermöglichenden Wiederherstellung
recht bald zur That würde. Die Kirche besitzt auch einige
hervorragende Slltertümsr, namentlich ganz herrliche Erzeug-
nisse der Holzschnitzkunst.

8.8. Die Klostcrkirchc zu Hccklingen bei Staßfurt ist gänz-
lich restaurirt worden. Da dieser schwere, romanische Bau, na-
mentlich durch einen Skulpturenschmuck, eine hohe Berühmtheit
erlangt hat, so behalten wir uns vor. bei Gelegenheit aus-
führlicher aur die Wiederherstellungsarbeiten zurllckzukommen.

— 88— Paris. Ter Konservator der Abteilung der
modernen Skulpturen und der Kilnstgegenstände des Mittel-
 
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