313 Nekrologe.
v°n Zündstoff vor uns aufhciusen, daß wir ihnen r>o-
ions volsnL solgen müsfen. Nr. 1 erscheint im Bä-
^ckerkostiim und sührt uns nach cincr eigentümlichen
graphjschen Darstellung dcr Dichtigkeit der Wiencr
^tadtlust in die alten und in die projektirten Gebäude,
«ach allen Richt— ' —
denen er
tungcn satirische Seitenblicke wersend, mit
- weder das K. K. „Borgtheater", noch den
^Pcrnring verschont. Nach eingehender Skularinspck-
tion der Wicner Straßentypen windcn wir uns durch
d°n Prater und sein duntes toscndes Durcheinander,
dvni Muscuin zum Wurstelthcater, vom „Hai in dcr
Wien-- zur Wurstelbakterie, bis uns endlich der zwcite,
Itreng wissenschastlichc Teil der Aussicllung seine chsor-
tc» vssnet. Der Besuch der elcktrischen Abteilung ist
hvchst instrukliv: wir crsahren Nähcres über Bcrn-
stcin, den Entdcckcr der Elektricität, und uehnien dic
»cucste Konstruktion cines elcktrischen Nudelwalkers iu !
^ugenschein, um schließlich in cincr Studie übcr Gocthc
uud Lie Elektricität gcradezu stupcndc Ausschlüstc übcr
sthylikalische und litterarhistvriscke Fragcn zu erhaltcn.
Aber erst nachdein uns die Kunsthalle aufgenommen,
tlt unser Ciceronc in seinem Elemente, und scine Lpvlt-
lust kennt
und
der Dichtungen des Horaz, svwie Ditscheiners M '
mentaufnahme „Die Lotosblume", Jllustration , >
Heine's nachgelastenen Memoiren, eine Probe d !
neuesten Berfahrens der Selenographie — u. s. f.
burlesker Satire mit Grazic in inünituni.
keine Grenren.
zr». Wir wolleu nichts verraten
uur bemcrken, daß uns von den ausgestellten Ge-
r , - -
'."ulden besonders
zwei
mit Werken
Ahnlichkeit
sielcn: ein
trägt dic Untcrschrist:
hüttcn-'.
Kopien durch ihre srappantc
bekannter Größen ins Augc
Historicnbild und eine Landschast; lctztere
,Vesuv, im Vordergrund Fischch-
und löst sich bei geeigncter Beleuchtung
°>» Zkäuchcrkcrzchcn und cin Paar Holzschuhe aus. Da
hoißt's in der That: „Original, sahr' hin in dciner
Pracht!" Den Schluß bildet die historische Aus-
stcllnng, welche die Bclagcrung Wicns durch die-tür'
icn zum Objekte ihrcs sprudelndcn Witzes wählt. --
Das zweite diescr „Prachtwerke-- ist dem crsten durch-
c»'s kongenial. Jn eincr historisch-kritischcn Einleitung-
welche von den ersten Ansängen dcr graphischcn Kmyt
bis zur Ersindung des „Sonneustichs" reicht, erhaltcii
wir Proben vvn Zeichnnngcn Amncris' I. cms Schicscr
von Luxor, Vvn unanfechtbarcr Echtheit, svwie cinc
Reihe bishcr unbekannter Rembrandts. -vie hvchltc» ^
Überraschungen bietet auch hicr die AuSstellung sclbsi:
cmf dcm erstcn Blattc tritt uns eine ncuc. si>i»'gc
Technik cntgegcn, der sogenannte Krcislinienstich, ccsn»
bald slarke, bald schwache konzcntrische Krcise sich hoäsi'
wirkungsvoll zu einem Studienkvps zusaiiinnnsctzcn,
cin anderes Blatt erwcist sich sür dcn E;pcri»icntal-
ästhetiker als Probedruck aus der „Galerie häßl'cher
Fraucn" von unschätzbarcm Wcrte; cin drittcs, „^nstc
Dorfgaste", charakterisirt sich als nächtlichc Helivgraviiic
»ach dcr Natur, und endlich intcressirt dcn lilteiatcii
ganz besvnders C. Kargers Schabkunstblatt „Niimiübc.
Ode an Mäcen", Titelvignette zu einer ncucn Ausgabc
0. -l. l>'. sidgai iind l'risit Haiisstacngls „Zeitgciiosscn-
galcrie". Der Valer der Vorgenannteii war der erste, ver
als Besttzer eines rühmlichst bekannten Kunftverlaggeschäftes
die Technik der Photographie zur Saminlung von Porträts
berühmter Zeitgenoffen nach der Natur verwertete und damit
, großen Erfolg erzielte. Gegen Ende seines Lebens kam das
, Unternehnien anderer wegen gleichwohl ins Stocken, wurde
, aber in der letzten Zeit von seinen Söhnen Edgar und Ernst
wieder aufgenoinmen und zwar unter Umständen, welche dem-
selben eine weitgehende Bedeutung sichern. Wie bekannt,
leiden die auf dem gcwöhnlichen Wege hergestellten Photo-
graphien mit der Zeit durch den Einslust des Lichtes, weil
^ sich die dabei verwendeten Silbersalze selten so vollständig
auswäschen lassen, daß die Photographien gegen Verände-
rungen durch das Licht absolut geschützt wären. Man hat
sich infolgedessen bemüht, die Silbersalze durch andere Ehcnii
kalien zu ersetzen. Dahin gehört Gelatine mit Chromsalz und
einem Farbstoff, Kohlenstaüb oder sonst einem Farbenpulver,
im allgemeinen Kohlenphotographie genannt. Dieselbe kam
aber bislang fast einzig und allein dei Reproduktionen von
Gemälden,'Handzeichnungen, Uupscrsticheii re. zur Anwen-
duiig. Edgar und Ernst Hansstaengl blieb es vorbehalten,
sie zur Vervielfültigung von Ausnahmen nach der lebenden
N'atur zu verwerten und damit glänzende Erfolge zu erzielen,
wie die in grosten Maßverhültnissen ausgeführten Porträts
darthun. welche die neue Folge der „Zeitgenossengalerie--
bilden. Abgesehen von absoluter Unveränderlichkeit stellen
sic sich durch charakteristische Wiedergade der Jndividualität
uud technische Vollendung als mustergültig dar.
Nekrologe.
6. v. Isi Santo Liarni, Bildhauer und Direktor der Aka-
demic der Künste zu Genua, ist daselbst am 14. Januar,
77 Jahre alt, eines plötzlichen Todes gestorben. Geborcn
als der Sohn eines Arbeiters, erhielt er seine Ausbildung
an der Akadsmie seiner Vatcrstadt und lenkte zuerst die Auf-
merksamkeit durch ein Relief für die ChristiiSkapelle der
Aniiunziata in Genua nuf sich, die Madonna mit Hciligen
und Engeln darstellend. Spüter ward er Professor an der
Anstalt, der cr seine AuSbildnng dankte, und schuf zahlreiche
Skulpturwerke, fllr die Kapuzinerkirche, für die Superga bei
Turin (Statue der Gemahlin Carl Alberts, Maria Theresia),
für das Eamposanto von Genua sTcnkmäler der Familieu
Spinola, Groppello, Cattaueo), für S. Eroce in Florenz
fMoiiument Canina's), für das Columbusdenkmal in Genua
iStatue der Pietas). Auf der Pariser Weltansstellung d. I.
1867 hatte er die Marmorgruppe: „Amor im Kampf mit der
, männlichen Stärke" ausgestellt, und damit wegen tüchtiger
! Behandlung des Nackten Beifall geerntet. Kurz vor seinem
Tode hatte er noch den Auftrag zur Ausführung eines Gari-
baldidenkmals für die Stadt Chiavari erhalten. Varni war
ein passionirter Sammler und tüchtiger Altertumskenner.
Seine Sammlung, der er den gesamtcn Ertrag seiner Arbeit
opferte, zeichnete sich aus durch einen großen Reichtum, —
man spricht von 26066 Stllcken von Zeichnungen, Skulpturen
u,id malerischen Skizzen und Bildern, die sich auf die genue-
sische Kunstgeschichte beziehen, — sowie durch viele wertvolle
antike Eimelien. Es war stets die Absicht des Verstorbenen,
diese Kunstschätze seiner Vaterstadt unter der Bedingung zu
hinterlasscn, sie in einem „Museo Varni" vereint zu belassen.
Sein plötzlicher Tod hat den Künstler gehindert, darübcr
testamentarisch zu verfügen; doch ist zu hoffcn, daß eine
Vereinbarung zwischen de» Erben und der Stadt Genua sie
der letzteren crhalten werde.
6. v. b'. Fürst Paul Dcmidoss, der ehemalige Besitzcr
der Kuiistschätze von San Donato, ehe er sich dersclben durch
die berühmte Florentinische Versteigerung im Jahre 1886
v°n Zündstoff vor uns aufhciusen, daß wir ihnen r>o-
ions volsnL solgen müsfen. Nr. 1 erscheint im Bä-
^ckerkostiim und sührt uns nach cincr eigentümlichen
graphjschen Darstellung dcr Dichtigkeit der Wiencr
^tadtlust in die alten und in die projektirten Gebäude,
«ach allen Richt— ' —
denen er
tungcn satirische Seitenblicke wersend, mit
- weder das K. K. „Borgtheater", noch den
^Pcrnring verschont. Nach eingehender Skularinspck-
tion der Wicner Straßentypen windcn wir uns durch
d°n Prater und sein duntes toscndes Durcheinander,
dvni Muscuin zum Wurstelthcater, vom „Hai in dcr
Wien-- zur Wurstelbakterie, bis uns endlich der zwcite,
Itreng wissenschastlichc Teil der Aussicllung seine chsor-
tc» vssnet. Der Besuch der elcktrischen Abteilung ist
hvchst instrukliv: wir crsahren Nähcres über Bcrn-
stcin, den Entdcckcr der Elektricität, und uehnien dic
»cucste Konstruktion cines elcktrischen Nudelwalkers iu !
^ugenschein, um schließlich in cincr Studie übcr Gocthc
uud Lie Elektricität gcradezu stupcndc Ausschlüstc übcr
sthylikalische und litterarhistvriscke Fragcn zu erhaltcn.
Aber erst nachdein uns die Kunsthalle aufgenommen,
tlt unser Ciceronc in seinem Elemente, und scine Lpvlt-
lust kennt
und
der Dichtungen des Horaz, svwie Ditscheiners M '
mentaufnahme „Die Lotosblume", Jllustration , >
Heine's nachgelastenen Memoiren, eine Probe d !
neuesten Berfahrens der Selenographie — u. s. f.
burlesker Satire mit Grazic in inünituni.
keine Grenren.
zr». Wir wolleu nichts verraten
uur bemcrken, daß uns von den ausgestellten Ge-
r , - -
'."ulden besonders
zwei
mit Werken
Ahnlichkeit
sielcn: ein
trägt dic Untcrschrist:
hüttcn-'.
Kopien durch ihre srappantc
bekannter Größen ins Augc
Historicnbild und eine Landschast; lctztere
,Vesuv, im Vordergrund Fischch-
und löst sich bei geeigncter Beleuchtung
°>» Zkäuchcrkcrzchcn und cin Paar Holzschuhe aus. Da
hoißt's in der That: „Original, sahr' hin in dciner
Pracht!" Den Schluß bildet die historische Aus-
stcllnng, welche die Bclagcrung Wicns durch die-tür'
icn zum Objekte ihrcs sprudelndcn Witzes wählt. --
Das zweite diescr „Prachtwerke-- ist dem crsten durch-
c»'s kongenial. Jn eincr historisch-kritischcn Einleitung-
welche von den ersten Ansängen dcr graphischcn Kmyt
bis zur Ersindung des „Sonneustichs" reicht, erhaltcii
wir Proben vvn Zeichnnngcn Amncris' I. cms Schicscr
von Luxor, Vvn unanfechtbarcr Echtheit, svwie cinc
Reihe bishcr unbekannter Rembrandts. -vie hvchltc» ^
Überraschungen bietet auch hicr die AuSstellung sclbsi:
cmf dcm erstcn Blattc tritt uns eine ncuc. si>i»'gc
Technik cntgegcn, der sogenannte Krcislinienstich, ccsn»
bald slarke, bald schwache konzcntrische Krcise sich hoäsi'
wirkungsvoll zu einem Studienkvps zusaiiinnnsctzcn,
cin anderes Blatt erwcist sich sür dcn E;pcri»icntal-
ästhetiker als Probedruck aus der „Galerie häßl'cher
Fraucn" von unschätzbarcm Wcrte; cin drittcs, „^nstc
Dorfgaste", charakterisirt sich als nächtlichc Helivgraviiic
»ach dcr Natur, und endlich intcressirt dcn lilteiatcii
ganz besvnders C. Kargers Schabkunstblatt „Niimiübc.
Ode an Mäcen", Titelvignette zu einer ncucn Ausgabc
0. -l. l>'. sidgai iind l'risit Haiisstacngls „Zeitgciiosscn-
galcrie". Der Valer der Vorgenannteii war der erste, ver
als Besttzer eines rühmlichst bekannten Kunftverlaggeschäftes
die Technik der Photographie zur Saminlung von Porträts
berühmter Zeitgenoffen nach der Natur verwertete und damit
, großen Erfolg erzielte. Gegen Ende seines Lebens kam das
, Unternehnien anderer wegen gleichwohl ins Stocken, wurde
, aber in der letzten Zeit von seinen Söhnen Edgar und Ernst
wieder aufgenoinmen und zwar unter Umständen, welche dem-
selben eine weitgehende Bedeutung sichern. Wie bekannt,
leiden die auf dem gcwöhnlichen Wege hergestellten Photo-
graphien mit der Zeit durch den Einslust des Lichtes, weil
^ sich die dabei verwendeten Silbersalze selten so vollständig
auswäschen lassen, daß die Photographien gegen Verände-
rungen durch das Licht absolut geschützt wären. Man hat
sich infolgedessen bemüht, die Silbersalze durch andere Ehcnii
kalien zu ersetzen. Dahin gehört Gelatine mit Chromsalz und
einem Farbstoff, Kohlenstaüb oder sonst einem Farbenpulver,
im allgemeinen Kohlenphotographie genannt. Dieselbe kam
aber bislang fast einzig und allein dei Reproduktionen von
Gemälden,'Handzeichnungen, Uupscrsticheii re. zur Anwen-
duiig. Edgar und Ernst Hansstaengl blieb es vorbehalten,
sie zur Vervielfültigung von Ausnahmen nach der lebenden
N'atur zu verwerten und damit glänzende Erfolge zu erzielen,
wie die in grosten Maßverhültnissen ausgeführten Porträts
darthun. welche die neue Folge der „Zeitgenossengalerie--
bilden. Abgesehen von absoluter Unveränderlichkeit stellen
sic sich durch charakteristische Wiedergade der Jndividualität
uud technische Vollendung als mustergültig dar.
Nekrologe.
6. v. Isi Santo Liarni, Bildhauer und Direktor der Aka-
demic der Künste zu Genua, ist daselbst am 14. Januar,
77 Jahre alt, eines plötzlichen Todes gestorben. Geborcn
als der Sohn eines Arbeiters, erhielt er seine Ausbildung
an der Akadsmie seiner Vatcrstadt und lenkte zuerst die Auf-
merksamkeit durch ein Relief für die ChristiiSkapelle der
Aniiunziata in Genua nuf sich, die Madonna mit Hciligen
und Engeln darstellend. Spüter ward er Professor an der
Anstalt, der cr seine AuSbildnng dankte, und schuf zahlreiche
Skulpturwerke, fllr die Kapuzinerkirche, für die Superga bei
Turin (Statue der Gemahlin Carl Alberts, Maria Theresia),
für das Eamposanto von Genua sTcnkmäler der Familieu
Spinola, Groppello, Cattaueo), für S. Eroce in Florenz
fMoiiument Canina's), für das Columbusdenkmal in Genua
iStatue der Pietas). Auf der Pariser Weltansstellung d. I.
1867 hatte er die Marmorgruppe: „Amor im Kampf mit der
, männlichen Stärke" ausgestellt, und damit wegen tüchtiger
! Behandlung des Nackten Beifall geerntet. Kurz vor seinem
Tode hatte er noch den Auftrag zur Ausführung eines Gari-
baldidenkmals für die Stadt Chiavari erhalten. Varni war
ein passionirter Sammler und tüchtiger Altertumskenner.
Seine Sammlung, der er den gesamtcn Ertrag seiner Arbeit
opferte, zeichnete sich aus durch einen großen Reichtum, —
man spricht von 26066 Stllcken von Zeichnungen, Skulpturen
u,id malerischen Skizzen und Bildern, die sich auf die genue-
sische Kunstgeschichte beziehen, — sowie durch viele wertvolle
antike Eimelien. Es war stets die Absicht des Verstorbenen,
diese Kunstschätze seiner Vaterstadt unter der Bedingung zu
hinterlasscn, sie in einem „Museo Varni" vereint zu belassen.
Sein plötzlicher Tod hat den Künstler gehindert, darübcr
testamentarisch zu verfügen; doch ist zu hoffcn, daß eine
Vereinbarung zwischen de» Erben und der Stadt Genua sie
der letzteren crhalten werde.
6. v. b'. Fürst Paul Dcmidoss, der ehemalige Besitzcr
der Kuiistschätze von San Donato, ehe er sich dersclben durch
die berühmte Florentinische Versteigerung im Jahre 1886