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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0173

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833

Personalnachrichten. — Konkurrenzen.

Sammlungen und Ausstellungen.

334

nn vorigen Herbste gemacht wurde, und sich gegenwartig un
^esttze Herrn vr. Rolletts in Baden bei Wien befindet. ES
E ein kleiner bemalter Thonscherben, wahrschemlich das
Bruchstijck einer Vase, auf welchem das schwarz eingebrannte
-o'ld eine Reproduktion der vollen Figur des Hermes von
Prariteles zeigt. Bekanntlich ist dieses wertvollste unter den
sundstiicken der Ausgrabungen von Olympia leider ver-
uummelt: es sehlen beide Beine bis zu den Fußknocheln
herab, sowie der rechte Arm. Vergebens haben sich die ersten
Plldhauer bisher mit einer befriedigenden Erganzung der
dtatue abgemiiht. Der Scherben von Earnuntum zeigt uuih
vuß der rechte Arm des Hermes einen Thyrsusstab hielt, und
uicht — wie es unter anderen die Restauration Schapers
angenommen halte — eine Traube dem auf dem linken Arme
Ntzenden Bacchuskinde entgegenstreckte.

j)ersonalnachrichten.

re.— Proscssor Earl Hainiiicr, einer dcr genialsten Ent-
werser. der 5'/^ Jahre an der Karlsruher Kunstgewerbeschule
thatig ist, hat cinen Nuf als Tirektor der Kunstgewerbeschule
nach Nürnberg erhalten. Hammer isl für das kunstgewerbliche
-eben der Stadt Karlsruhs von großer Bedeutung gewelen,
oenn er hat nicht nur Schüler qebildet, sondern auch Kauser
und Besteller hervorgezogen und es verstanden, ihnen warme
2^wbe zur guten, eleganten Arbeit einzuslößen. Tas P»'»'-'
-vouglas und die Villa Bllrklin hat er zum Teil in der reichsten
-weise eingerichtet. Auch der kunstliebende Großherwg hat ihm
verichicdene Privatausträge crteilt. Man wird sich in Karls-
^uhe c^ewiß bemühen, den Künsller an die Stadt zu fesieln.

Zu Mitqlicdcrn dcr königl. Akadcmic dcr Kün,kc m
^erlin sjiid gewählt worden: die Architekten Baumei,rer
^chwechten und P. Wallot, der Bildhauer E. Herter
und der Porträt- und Genremaler F. Kraus.

... Dcm Architektcn W. Ercmcr, Lehrer an der Unter-

richtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Äerlin, ist der äitet
Prosessor verliehen worden.

Aonkurrenzen.

diii. Gabclsbcigcr-Tcnkmal. ^der
Perein sür Errichtung eines Tenkmals iur de» E I ^

Stenographie gebildet. Terselbe ladet zu emer , .

Konkurrcnz ei,4 und bittet um Einsendung »?»
b>s zum I. Juli d. I. Ti- Koften stnd aus -w»0l. Mari
heranschlagt, die Statue soll in Erz gego„en werden. 4 '

sur den oder die Sieger in diesem W?ltbewerbe s
ausgesetzt. Verrvunderlicher noch als dreser
andere, daß die von dem Gabelsbergerverem erlamne
ladung keine Namensunterschrist trägt. Die -ld „
ausführenden Komitv's ist Frauenhoferstrahe -d-
' x.- Pia..i,wgchäusc. Pon dcn 'nl°lge emeo Konwr

senzausschreibens der Pianvsortefabrik von Rud. 'iba 1
"i Barmcn eingelaufencn Eiitwürfcn von P,amiwgcl,au,en ip
der von dem Architekten Bruno Schmrtz m Leipzig snU )

>» Düsseldorf) herrührende als der beste anerkannt uno

prämiirt worden.

5annnlungen und Aiisstellungen.

^ — Griimn-Ausstcllung. Aus Kassel wird der „Münch.

^lllg. Zeitg." v. 1t>. Januar geschrieben: „Die aut der hw„-

»nd ihre Freunde. worüber wir gelegentlich der
dcr Kasseler Grimm-Feier schon eine kurze Mitteilung
lcn. geht morgen zu Ende. Sie war wahrend der beive
letztcn Wochen sehr zahlreich besucht und dieute^daz ,

Bild des Brüderpaares und seines rastloscn ^cha,„ ,
Dienste der Wissenschast uns Nachlebenden wieder so r 1
zu vergegenwärtigen. Durch die Güte hier wohnender -
wandten der Brüder, insbesondere der „rau v. Clww.1 - ,
einer Tochter ihres jüngeren Bruders, des ruhmlich,! -
kannten Blalers und Kupferstechers Ludwig lllriiiim, errei 1
die Ausstellunq, was Zeichnungen, Radirungen und Phv'v-
graphien anbclangt, eine seltene Vollständigkeit. Namentli )
reich war die Jugendzeit der Brüder vertreten und die CPvche,

wo sie in den Neihen der Nomantiker standen und Arnim,
Clemens Brentano, Görres u. a. zu ihren Freunden und
Mitstreitern zählten. Ein allerliebstes kleines Ölbild Ur-
laubs, >787 in Hanau gemalt, das Jakob Grimm im dritten
Lebensjahre darstellt, erregte auch deshalb Aufmerksamkeit,
weil es das einzige ist, welches uns einen der liebsten
Frevnde der Kinderwelt selbst als Kind vorführt. Unter den
verschiedenen Bildern Bettina's v. Arnim, der treubewährten
Freundin der Brüder, siel ein Blatt durch seine Schönheit
auf, das Betlina im Alter von achtzehn bis zwanzig Jahren
zeigt. Das Bild ist Eigentum einer Tochter Bettinens,
Gräfin Oriola in Berliu. Die znhlreichen ausgestelllcn Auto-
graphen boten auch durch ihren Jnhalt mannigfaltiges
Jnteresse. Einer der Briefe Jakobs, 1855 an einen hessi-
schen Gelehrten gerichtet, schließt mit den Worten: „Sie
wissen, daß ich ein guter Hesse bin und bleibe und an dem
Lande hänge, übcr das ich schon so manchen Seufzer ans-
gestoßen habe." Er hatte alle Ursache, gerade damals in der
Zeit der ärgsten Reaktion über die kurhessischen öffentlichen
Verhältnisse betrübt zu sein. Nicht viel besser schien es ihm
mit der Lage Gesamtdeutschlands zu slehen. So lesen wir
in eincm Briefe, den er 1857 einem Jugendfreunde schrieb:
„Jn der ersten Hälfte unseres Lebens hatten sich die An-
gelegenheiten des Vaterlandes erhoben und ließen Großes
hoffen; jetzt, da wir uns zu Ende neigen, ist alles trübe,
und Deutschland hat wenig oder gar keine Aussichten für
seine Zukunft." Von reizender Frische und ohne jede Bei-
mischung des Pessimismus, der ihn in seinein Greisenalter,
uns heute sehr crklärlich, ost heimsuchte, sind drei a» eine
Hanauer Dame 1858, 185!) und 1851 gerichtete Schreiben,
welche einer von dieser Dame an ihn gerichteten Anfrage
über die Lagc seines Geburtshauses in Hanau ihre Ent-
stehung verdanken. Jn Bezug auf Vollständigkeit in Aus-
gaben der Grimmschen größeren Werke und kleineren Ab-
handlungen dürftc die Kasseler Bibliothek nur von der eigenen
Bibliothek der Brüder, die sich jetzt im Besitze ihrer Erben
befindet, übertroffen werden. Seit einigen Tagen ist dazu
ein Buch von außerordentlichem Werte gekommen, indem die
drei Kinder Wilhelm Grimms, Professor Herman Grimm
in Berlin, Negierungsrat Rudolf Grimm in Potsdam und
Fräuleii! Auguste Grimm in Berlin, „der hessischen Landes-
bibliothek zur Erinnerung an den 4. Januar 1885" Jäkob
Grimms Handexemplar des ersten, 1819 erschienenen und in
Kassel entstandenen TeileS seiner „Dculschen Grammatik"
zum Geschcnk machten. Das Buch ist, wie aus W. Scherers
Mitteilungen in der Vorrede zur neuesten Bearbeitung der
„Deutscheii Grammatik" bekannt, nicht allein mit eincr Menge
handschriftlicher Zusätze Jakobs vsrsehe», sondcrn auch voll
von persönlichen Eriniieriiiigcii an seine jungen Jahre. Eine
Menge Blumen und Blätter, Bildchen u. dergl. liegen darin,
bei deren Anblick dem Grcis längstvergangeno glückliche und
traurige Tage wiedcr lebendig wurden. Die Grimmscheii
Geschwister haben durch die von feinster Empsiiidung zeugcnde
Auswahl dieses Geschenks bezcugt, wie hoch auch sic die Liebe
ihres Vaters und Oheims zu ihrem Geburtslande zu schätzcn
wissen. Die Liebe, die darum doch den Blick für das Wohl
und Wehe des Gcsaintvaterlandes nie verlor, bildet eines
der charakterislischsten Merkmale im Wesen der Brllder
Grimm. Jhre vo» Professor Hassenpflug herrührenden Mar-
morbüsten habe» im großen Saale der Bibliothek gegenüber
der von dem Schweden Johann Tobias v. Sergel 1777 in
Rom angefertlgte» vorzüglichen Büste dcs hessischen Land-
grasen Friedrich II. eine sehr gute Aufstellung gefundon. Die
Ausführung bofriedigt allgomein. Der Kopf WilhelmS ist
nach einer Gipsbüstc gearbeitct, die Hassenpflug im Anfange
der fünfziger Jahre in Berlin von diesem seinem Oheim an-
fertigte. Der genannten Zeit entsprechend mußte auch Jakob
dargestellt werden, fiir den insbesondere die Schertle'sche
Zeichiiung aus der Frankfurter Parlamentsepoche und andere
jenen Jahrcn angehörige Aufnahmcn zum Muster dienten.
Der Aufsassung schlt die Strenge und Herbigkeit der bc-
kannten Ney'schen Büste Jäkobs, die aus seinen letzten
Lebcnsjahren stammt. Die Linicn des Gesichts sind hier
noch weicher, Siirn und Adern treten noch nicht so stark
hervor, wie bei Ney. Daher ist der Eindruck der gewaltigen
Schaffcnskraft des dargestellten Manncs, den man mit dem
Anblicke der Ney'schen Büste sofort gewinnt, in der Hassen-
pflugschen Konzcption geringer. Aber es ist dabei in Rech
 
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