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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0174

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Vermischte Nachrichten. - Bom Kunstmarkt.

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nung zu ziehen, das, es für den Künstler darauf aiikommen
mußte. die sast gleichalterigen Brüder in annähernd dem-
selben Stadium ihres Lebens aufzufassen. Dies ist ihm auch,
soweit sich bisher das Urteil zahlreicher persönlicher Bekannter
Jakob und Wilhelm Grimms vernehnien ließ, aus das beste
gelungen."

U. Zulius von Papcrs Gemäl-e „Die Bai -cs To-es",
welches eine ergreifende Episode aus den letzten Tagen der
letzten Mitglieder der Franklinschen Expedition zur Dar-
stellung bringt, ist auf seiner Wanderung im Berliner Künstler-
verein cingetroffcn. Wir könneii das Urteil nur bcslätigen,
welches bei der Ausstellung dieses Bildes an anderen Orten
gesällt und begründet worden ist: eine bedeutende Krast der
«childerung und eine große Kühnheit der Komposition, welche
nn Göricaults „Floß der Medusa" erinnern, eine Wirkung
auf den Beschauer, welche hinter derjenigen nicht iveit zurück-
blcibt, die der Franzose erreicht hat und noch eireicht, und
einc Birtuosität der Zeichnung, welche keine Spur von Tilet-
tantismus mehr verrät. Aber die malerische Behandlung ist
trotz des schlltzenden, durch die Mondnacht bedingten >?alb-
dunkels nicht durchgoführt genug. Hände, Köpfe und Kleider
sind von glcicher nialerischer Erscheinung. Man gewinnt den
Eindruck, als hätte man einen Ausschnitt aus elnem Pano-
rama vor sich, in wclchem die Schrecknisse der Polarregiouen
zur Nnschauung gebracht werden. Gleichwohl ist das Bild
eine bedeuteude und imponirende Schöpfung, zumal wenn
man in Betracht zieht, daß sich I. von Payer erst seit etwa
sünf Jahren dem künstlerischen Beruf gewidmct hat. Jm

..gewiomcr yat. Jm

Zeichnen und in der Aquarellmalerei hatte er schon als
Ossizier eine bedeutende Fertigkeit erlangt, welche er sogar
während seiner Entdeckungsreise nach dem Nordpol weiter
ausbildete. Nachdem er den österreichischen Dienst quittirt,
begann er bald darauf seine Kunststudien bei Prof. Hassel-
horst am Städelschen Jnstitut in Franksurt a M. und setzte
sie nach eiuem Jahre in München bei Prof. Alexander Waa
ner sort. Nach diesem Erstlingsbilde darf man aus die fernc-
ren Arbeiten Payers gespannt sein.

vx. — Dic -rei Bil-cr von Frans Hals, welche in dem
Hofje van Beresteyn in Haarlem noch verblieben waren, nach-
dem das berühmte Kinderbildnis von den Vorstehern um
luungti Fl. an den Bnron v. Nothschild nach Frankfurt ver-
kauft war, sind kürzlich für das Louvre zum Preise von
5«> ggg Fl. erworben worden. Tie sranzösische Kunstpresse ist
nicht sehr erbaut von diesem ncuesten Ankaus, da von den
drei Bildern nur eins, das Porträt des Nikolaas van Bere-
steyn, gut erhalten ist, während die beiden anderen mehr oder
weniger beschädigt bez. zu Gninde gerichtet sind. Der bedenk-
liche Zustand dieser Bilder, von denen das eine die Familie, das
andere die Frau van Beresteyn darstellt, war auch der Grund,
weshalb sich kein Liebhaber sand, der mehr als 2SgU0 Fl.
geboten hätte. Die Verwaltung des Louvre hat von der
Thatsache, daß die Bilder seit langer Zeit verkäuflich waren,
wie es scheint, keine Ahnuiig gehabt und deshalb geglaubt,
den Kauf möglichst rasch im geheimen abschließen zu sollen.
Diesen unangeiiehmen Vorgang begleitet der Eourrier üs
1'Art mit dem Wunsche, daß die drei teuer erkauften Kunst-
werke wsnigstens vor den Händen des Vandalen bewahrt
bleiben möchten, der die Restauration von Dou's „Wasser-
süchtiger Frau", von Poussins „Arkadischen Schäfern" und
von Ghirlandajo's ai treseu gemaltem Doppelbildnis mit einer
verzweifelten Gründlichkeit besorgt hat.

die Wiederherstellung des Baues bestimmt hat, in nächster
Zeit em Ende bereitet werden. Sobnld die gesetzlichen Er-
sordernisse für die Flüssjgmachung des Legats erfüllt sind,
wird der Architekt von S. Croce, Cavaliere Del Moro, mit
oer .Nestanrirung und zwar vor allem dsr Säulen der Vor-
I halle beginnen.

1')'. Die Restaurirung -cr Scbal-nstirche zu Nürnbcrg,
deren Bauzustand von Jahr zu Jahr bedrohlicher ward, ist
nuiimehr beschlossen, und ihre künstlerische Leitung in die
Hande des ProfessorSHauberisser inMünchen und des Dombau-
meisters Denzinger in Bayreuth gelegt worden. Zur Deckung
der Kosten wird wahrscheinlich eine Lotterie veranstaltet
iverden, da sich dieselben so hoch belaufen, daß sie nicht
wohl lediglich durch Spenden gedeckt werden können. Die
bis ictzt zu diesem Zwecke eingelaufenen Gaben sind bereits
durch die Vorarbeit — genaue Aufnahme des Baues durch
emen Nllrnberger Architekten — vollständig aufgezehrt.

Marienburg, an welcher die Wiederherstellungs-
arbeiten rüstig fortschreiten, wird nach Beschluß der Provin-
zial-Kommissioi! zur Verwaltung der westpreußischen Museen
zum Gegeiistande einer Monographie gcmacht wcrden. Mit
der Anfertigung derselben ist der auch mit den Restaurations-
arbeiten betraute Baumeister Steinbrecht beauftragt worden.
^ l'ine Lüstc Richard Wagncrs ist vom Professor Fritz
schaper in Berlin ausgeführt worden.

Am Gebiirtshause von Anselm Feucrbach in Speier,
wo derselbe am 12. Sept. I82!> geboren wurde, soll eine
inariuorne Gedenktafel angebracht iverden. Jn Speier hat
sich zu diesem Zwecke ein Komits gebildet.

Vermischts Nachrichten.

6. v. I'. Die Cappclla Pazzi bei S. Croce in Florenz,
eines der köstlichsten Werke der frühesten Renaissauce, von
ihrem Bahnbrecher Brunellesco zu Beginn des tö. Jahr-
hunderts erbaut, befaud sich seit langem in arg vernach-
lässigtem und für den serneren Bestand des Bauwerks ge-
snhrdrohendem Zustande. Die Borhalle drohte einzustürzcn:
ihre Säulen mußten durch Holzbalken gestützt werden, ihr
Dach war so schadhaft geworden, daß der Regcn durch dic
Kassetten der Kuppel drang und auch diese der Vernichtung
entgegengingen. Auch i»i Jnuerii lösten sich von den Stein-
gliederungen uud dem Majolikaschmuck an der Kuppel und
den Wänden Stücke los und sielcn herab. Diescm trauri-
gen Zustande wird nun infolge eines Vermächtnisses von
lU DOil Lire, das die Marchesa Eleonora Pazzi-Torrigiani iür

Vom Aunstniarkt.

^v. Dcr Inhalt -cr vou -cr Kuusthaii-luiig Amslcr ch
Nuthar-t sMeder) in Berlin kiirzlich versandten und neulich
bereits in der Knnstchronik erwähnten drei Auktionskataloge
dürfte für Sammler von Hauptwerken der graphischen Künsle
höchsl versührerisch werden. Beginneu wir mit deni Alt-
meister deutscher Kunst, A. Dürer. Sein nahezu kompletes
Werk der Stiche und Holzschnitte bildet fast den ganzen Jnhalt
des ersten Kataloges, der Sammlung eines Hamburger Kunst-
freundes. Jn ll)tl Numinern bietet die Sammlung nicht
allein die bekannten Stiche in den feinsten Abdrücken, sondern
auch sehr viele Seltenheiten des Holzschnittwerkes. Angesichts
dieses herrlichen Werkes ist es lebhaft zu bedauern, daß die
Sammlung zersplittert werden soll. Auch eine Original-
zeichnung Türers befindet sich in derselbsn; sie stellt den dorn-
gekrönten Heiland dar^ gehört der besten Zeit des Meisters
an und trägt dessen Charakter ausgesprochen an sich. Ein
Lichtdruck des Blattes liegt dem Kataloge bei. Den Schluß
des Katalogs bildet eine Partie Holzschnitte und Helldunkel-
drucke verschiedener Meister, und auch hier begegnen Ivir
mehreren höchst seltenen Blättern, wie einem nach Correggio,
mehreren von Hans Baldung, gen. Grien, H. S. Beham,
Burgkmair, L. Fry, Hans Wechtlin u. a. m. Der Anfang
dcr Auktion für diese, wie für die folgenden Sammlungen
ist. wie schon angekündigt, auf den 23. Februar angesetzt. —
Ter Jnhalt des zweiten Kataloges zeichnet sich ebenfalls
durch eine starke Einseitigkeit aus, indcm darin die Sainm-
lung der van Dyckschen Jkonographie dominirt. Aus dem-
selben Besitze wie das Dürer-Werk stammend, enthält das
van Dyck-Werk zugleich die kostbarsten Blätter, die der Be-
sitzer in Frankfurt 1877 in der Auktion Wolff um schwsres
Geld erworben hatte, nachdem ihm der Ankauf der Sammlung
en dloo nicht gelungen ivar. Den Reigen eröffnen vier herr-
liche Originalzeichnungen van Tycks für die Jkonographie,
deren zwei in gelungenen Lichtdrucken beiliegen. Zwei andere
Lichtdrucke geben die seltensten Zustände von Originalradi-
rungen des Meisters wieder. Jn S72 Nunimern ist die ganze
Jkonographie vorgelegt, jedes Blatt in zwsi oder mehreren
Abdruckzuständen, wie es sich nur der passionirteste Liebhaber
wümchen kanii. Zweihundert Vildnisse, namentlich russische,
von verschiedenen Künstlern, beschließen den Katalog. — Der
dritte Katalog enthält altdeutsche Meister des 15. und 16.
Jahrhunderts; die Saiiimlung stanimt aus dem Besitz eines
römischen Kunstfreundes, den der Katalog Vico nennt. Zu
verwundern bleibt es, daß sich ein solcher Schatz altdeutscher
Kunst in italienischem Besitz gefunden hat. Die tresflichen
Meister des 15. Jahrhunderts, der Meister O. 8. vom Jahre
 
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