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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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377 Nekrologe — Kunsthistorisches. — Personalnachrichten. — Kunst- uud Gewerbevereinc. — Saminluugen rc. A78

Nekrologe.

-I. L. lihiaffarino f. Ein vielversprechender junger Bild-
hauer, Earlo Filippo E hiaffarino, starb kaum Jahre

l>It in Rom. Aus Genua gebürtig, kain er friihzeitig nach
der ewigen Stadt zu seiner Ausbildung. Die Kirche der

stande, daß man bisher von dem Vorhandensein eines de»i
Kodros gewidmeten Tempels nichts gewußt hatte. Der
Jnschriftstein wurde von der griechischen archäologischen Ge-
sellschaft nngekauft uud wird in kurzein in deren Zeitschrift
veröffentlicht werden ^ (Athenäum.)

X. Ö. Mittelaltciliche Holzvcrtäsclung. Jn dem jetzt im

iu Genua bcsitzt einige seiner'tüchtigsten Arbeiten Privatbesitz befindlichen eheiualigen Amtshause zu Walkeu
: zwei Hochreliefs, Figuren von Jesaias und Hese- ! ried sind i

iiel, drei Basrelicss, San Bernardo, San Bonaventura und
Sant'Alfonso de' Signori. Jhr rcligiöser Charakter lehnt
ffch an den Stil der guten Meister des 15. Jahrhunderts an.
Auch sein Basrelief, welches die Gladiatoren in der Meta
SudanS darslcllt, verdient Erwähiiiing. Sein in den Dimen-
swnen größtes Werk ist die lebensgroße siyende Statue eines
>>! Peru reich gewordenen Genueseu, des HerzogS Giuseppe
Canevaro, welche der vortresfliche Nelli in Nom vorzüglich iu
Bronze goß und die auf der letztcn Turiner Ausstellung zu
ffhen war. Dasselbe wird in dem ligurischen Geburtsorte
Canevaro's. Zoagli, Aufstellung finden. Besonders tüchtig
>»ar Chiaffarino in Porträtbüsten.

X. Travalloni f. Jn Fermo starb im Dezember v.
^uigi TravaUoni, ciuer der heroorragendsten Schüler des
ffroßen Kupferstechers Toschi. Das bedeutendste Werk, wel- -
ches Travalloni schui, ist der Stich der Annunziazione von ^
Guido Reni, ivelche sich in der Kapelle des Quirinalpalastes l

vor kurzem Teile einer Holzverschalung mit reicher
mittelalterlicher Holzschnitzerei und Spuren von Bemalnnq
I aufgefunden, weiche aus dem zur Zeit des Bauernkrieges
verwiisteten Kloster Walkenried stauiuieu. Die Bretter wur-
dcn später zur Herstellung cineS Berschlages auf dem Boden
! des genaiinten Gebäudes verwendet. Nach Übereinkuuft mit
! dem jetzigen Besitzer des Gebäudes sind diese iuteressaiiten
Fraguiente, au welchen sich auch cine Jnschrift befindet, der
herzogl. Baudirektion zu Braunschweig überwiesen.

personalnachrichteii.

>. — III . W. von Scidliji, bisher Direktorialassistent
a»i königl. Kupferstichkabinet in Berlin, ist an Stelle des
verstorbenen Ikr. Roßmaun als Kunstreferent des Ministe-
riums nach Dresden berufen worden.

iu Rom befindet. Eiii Augenleiden entsremdete Travalloni
ieit langer Zeit seiner Kunst. Jn seincn letzten Jahren be-
lchästigte er sich mit litterarischen Studien iiber Dante.

Aunsthiftorisches.

b'v. Die Ansgrabiiiigcii im Hain dks Asklcpios ;u ('pi-

dauros haben zu Ende des vergangenen Jahres neuerdings

einigc wichtige Funde ergeben. Tarunter ist iiameiitlich ein

durch Schönheit dcr Ersinduiig, Sorgfalt dcr Ausführung

uud Größe hervorragender Kopf des Äsklepios, ferner vier

audere Köpfe, die von Neliess herrühren und durch welche

teilweise srüher gefundeue Skulpturen vervollsländigt werden.

Sodann ein Relief, Asklepios und Athene darstellend: em

viirtiger, mit kurzem Mantel bekleideter und sich auf einen

Stab stützender Mann <Asklepios) reicht der mit der Ag,s

Und dem Speer ausgerüsteten Göttin eine Stirnbinde, wäh-

rend sie ihni einen kegelsörmigen, als Feige gedeuteten

Gegenstand entgegenhält. Das Relief, leider in vier Stucke

zerschlagen, gehört der besten Zeit griechischer Bildnerei an.

7 Dazu koiumt, uach ncueren Mitteilungen, der Kolossalkops

eiiies bärtigen Mannes, ein schönes Werk aus der alexan-

orinischen Epoche, aber gleichsalls in mehrere Teile zer-

schlagen, so daß es den Anschein gewiniit, als ob die Kunst-

werke im Heiligtum von Menschenhand, etwa von den Christen,

zerstört worden sind. Ferner eine Marmortasel mit zwei großen
inenk-i,':^-.- - -- - - . ' '

..» ^»> .»v.lluuilvpi ves rlSiieplvs,

»i»e Bronzestatue des Gottes mit gut erlialtener archaischer
Fnschrift und eine Säule mit einer qleichfalls archaiichcn
Weihinschrift. ES sind dieS die ersten Inschriften des sechsien

Fahrhundcrts v. Chr., welche bisher in Epidauros gefunden
wurden.

ll. X. Jn Scnago, Provinz Mailand, wurden bei dem
Ümbau einer Ziegelei cine große Anzahl venezianischer
Gold- und Mailänder SilbermUnzen gefunden. Die Gold-
»lünzen befanden sich in einem Horn; 35 dcrselben tragen
das Gepräge des Togcn Antonio Venier aus dem Jahre
1300 circa, die übrigen gehören derselben Zeit und drei
Münzen der Nepublik Genua an. Die Silbermünzen, welche
lämtlich aus Mailand — circa l 400 — siammcn, lagen in
einem Waschkessel. Der entdeckte Schatz wurde dem numis-
matischcn Kabinet dcr Brerabibliothek in Mailand einverleibt.

X)'. Bor kurzcm wurdc in Athcn bei der Fundamenti-
rung eineS Hausbaues im Süden der Akropolis, zwischen
dem OIi)inpieion und dem neuen Militärhospital, auf der jetzt
last gänzlich lceren Stätte, einc gänzlich crhaltcne Jnschristtasel
gefunden, die dcm Beginn des 5. Jahrhundcrts v. Chr. an-

gehört und die Herstellung einer Umzäunung um den Kodros-
tempel und den nm ihn kier„», .-

unordnet. D

n den! Olivenhain

dem Um-

as ^utercsi-- l, „"»-„egenvk

»>"iere„e an dem Fund liegt

Auust- uud Gewerbevereinc.

k'. - Bcrlin. Kuiistgewerbcvcrcin. — Jn der General-
versammluna am 14. Januar berichtete zunächst der Schrift-
sührer über die statistische, der Schatzmeister über die finanzielle
Lage des Vereins. Der Verein zählt danach 511 Mitglieder,
dazu 35 im letzten Jahre hinzugekommene; in 17 Sitzungen
wurden 16 Vorträge gehalten und 37 Vorlagen gemacht. Am
1. Januar betrug der Reservefonds 688,50 Mk., der Bar-
bestand 281,75 Mk.; das Vereinsvermögen 6200 Mk. Die
Einnahmen beliefen sich im Jahre >884 in Summa auf
6437,30 Mk., die Ausgaben betrugen 6566,08 Mk. Die Vor-
standswahl mußte wegen Beschlußunfähigkeit der Versamm-
lunq auf den 28.Janunr vertagt werden: es wurden gewählt die
Herren Reuleaux, Frühauf, Müller zum 1. resp. 2. und
3. Vorsitzenden, Zacharias — Schatzmeister, Hildebrandt,
Wallö, Pabst — zu Schriftftihrer», ferner die Herren
Krätke, Otto, Neimers, M. Schulz, Vogt, Schröer
als Slusschußmitglieder.

6 X. X. Die Vcrhältnisse dcs Kiinstvcreins in Müiiche»
haben sich im abgelaufenen 61. Jahre seinss Bestehens un-
mein günstig gestaltet. Dersslbe zählte am Schlusse des
Jahres 5488 Mitglieder, gegen 5334 im Vorjahre, obschon
während desselben 250 durch Tod, Versetzung und andere
Ursachen in Abgang kamen. Unter deu 4700 zur Ausstellung
gelangten Kunstwerken befanden sich solche ersten Ranges. Zur
Verlosung wurden 139 im Gesamtbetrags von 67855 Mk. und
als Galeriebild Josef Weisers „Nach dem Überfall" um
5000 Mk erworben. An Privatliebhaber ist von im Verein
ausgestellten Kunstwerkeu uni rund 50 000 Mk. verkauft wor-
deu. Die Gesamteinnahmen beliefen sich 115204 Mk. 50 Pf.,
die Ausgaben auf 111 986 Mk. 6 Pf., so daß ein Restbestaud
von 3218 Mk. verblicb. Durch die beschlossene Heimzahlung
einer Hypothekschuld von 13 000 Mk. mittels des Reservefonds
wird der Verein schuldenfrei werden. Dadurch wird es dem-
selben auch möglich, im laufenden Jahre 76572 Mk. für den
Ankauf von Kunstwerken zur Verlosung zu verausgaben.

5ammlungen und Ausstellungen.

ll.X. Die Piuakothck in Bologua hat eine bedeutsame Ver-
mehrung an wertvollen Gemälden erfahren. Nach einem lang-
wierigen Prozesse ist ihr die ganze „Galleria Zambeccari"
zugefallen. Dieselbe besteht aus 400 Bildern, welche zu
placiren gegenwärtig der Direktor der großen Bolognesischen
Samuilttng beschäftigt ist. Der Prozeß hat zwölf Jahre
in Anspruch genommen. Der ursprüngliche Eigentümer,
der Marquis Giacomo Zambeccari, hatte im Jahre 1788
folgeude Klausel in sein Testament hinsichtlich der Bilder-
galerie eingefügt: „olu; rimanes8s xer sempre unftk s eon-
ßervatu a llecoro äsl nome Xa.mßsocari o äolla Eittä lli
LoloKna, a vantuKAio s äilstto äöKli stucllosi äi ftelle urti
o ilsl pullblioo." Für den Fall, daß spätere Erben diese Vor-
schriften unbeachtet lassen sollten, hatte der Erblasser den Über-
 
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