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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0196

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379

Permischte Nachrichten.

380

gang der Galerie an die Accadeinia di belle Arti der Stadt
Bologna verfiigt. Als die nach dem Aussterben der Familie
Zambeccari antretenden Erben im Jahre 1871 den Familien-
palast verkauften, ivollten dieselben nicht zur Zersplittenmg
der Galerie schreiten. Die Accademia machte ihre Rechte
geltend und zivar mit Ersolg. Ta die Ausstellung noch nicht
vollendet ist und ein geordneter Katalog auch nicht vorbanden zu
sein scheint, so lassen sich einstweilen nur die bunt durcyeinander
geivürfelten Notizen, welche man in der Tagespresse über die
Zambeccari'sche Samnilung findet, zusammenfassen. Citirt wer-
den eine liebliche Madonna von Elisabetta Sirani; von der-
selben Künstlerin ein 8an Oirolamo iwlla spvlonca und eine
8°. Zlai'ia Llaääalölla nol llesvrto (1680); ein San Fran-
cesco von Tomenichino; ein San Giovanni Battista eke pre-
lliea von Simone da Pesaro; ein Eoncerto von Primaticcio;
eine Muse von Guercino; ein San Guglielmo d'Aquilania
im Gebet, von Albani; ein Lucrezia Romana von Tibaldi;
ein Abraham mit Engeln von Lodovico Caracci, bereits be-
kannt dnrch den Stich Rosaspina's; ein Selbstporträt von
Carlo Cignani. Am stnrksten ist in der Zambeccari'schen
Sammlung begreiflicherweise die Bologneser Schule vertreten.
Bon anderen Schulen erscheinen besonders bemerkenSwert:
eine Kreuzigung von Palma (welchem?); eine Grablegung
von Paolo Veronese; ein Visitaniono von Tintoretto; eine
8aera kamiKlia von Correggio; eine Krippe von Luca Cam-
biaso und eine Grablegung von Luca Giordano. Als Kleinod
der Sammlung wird ein Bildercyklus aus der Geschichte
Esthers von Luca d'Olanda (Lukas von Leyden) bezeichnet.
Von nichtitalienischen Meistcrn sind noch vorhanden: ein
Christus, angeblich von Albrecht Dürer; Zwei Geizhälse von
Quentin Metsys; eine Madonna mit dem Jesuskind von
Van der Goes; ein Porträt von Van Dyck, eine Engelgruppe
von Rubens ic. ic.

fl. L. Nömische Ausstellung. Die im März in Rom im
Palazzo delle belle Arti beginiiende Ausstellung wird sich
dieses Jahr nicht aus die neüen Bilder und plastischen Werke
beschränken, welche die 8ooieta <Iei cultori c<I awatori cli
iielle arti seit langer Zeit jährlich zu veranstalten pflegt.
Die diesjährige Kunstausstellung wird in vier verschiedene
Abteilungen zerfallen. Die erste wird alle historischen und
artistischen Gegenstände enthalten, welche die Stadt Rom
auf der vorigjährigen Turiner Ausstellung im Vestatempsl
dem Publikuiii vorführte, die zweite wird eine zeitgenöjsische

und reti-nin-kci,'- M„sc,- . . - .

^...c»,e zcirgenoiuiaie

und retrospektive Ausstellung von Werken der Holzskulptur
bilden. Die dritte Sektion wird durch die jährliche Aus-
stellung der Societä dei Cultori ic. repräsentirt, während
die vierte alle Bilder und plastischen Werke enthalten soll,
welche die italienische Regierung als Grundlage der in Rom
zu gründenden modernen Pinakothek bereits käuflich an sich
gebracht hat.

7i. — Magdcburg. Kuiistgewcrbemuscum. — Am Schluß
dcs Jahres 1884 zählte die Sammlung des Museums, wie
wir der „Pallas" entnehmen, unter 642 Nummern 1616
Gegenstände; im Jahre 1880 wurde bie Sammlung mit sechs
Nummern begründet. Das schnelle Wachstum des Museums
ift auf die allgemeine und rege Teilnahme zurückzusühren,
welche von allen Seiten dem jungen Jnstitute entgegen-
gebracht wird: wohl nicht gan; ohne Hinblick auf gleiche Be-
strebungen in dem benachbarten Halle.

Vermischts Nachrichten.

u. 8. — Dic Wcltausstcllung zu Antwcrpcii kam in der
Sitzung vom 19. Januar in der Petitionskomniission des
Reichstages zu Berhandlung. Eine Anzahl Firmen bitten §
um Sendung eines Neichskommissars zur Ausstellung. um
gleiche Unterstützung dort zu haben, wie die Aussteller anderer
Länder, die deutsche Maschineninduftrie werde hervorragend
dort vertreten sein, auch Lie chemische Jndustrie beteilige sich
bedeutend, nur das Kunstgewerbe scheine zurückstehen zu wollen.
Die deutsche Jndustrie sei in Amsterdam benachtsiligt ge-
wesen, weil ein Reichskommissar nicht dagewesen sei; aus
allen diesen Gründen erscheine die Absendung eines Reichs-
kommissars als dringend geboten sür die Jnteressen der
deutschen Jndustrie, zum mindestcn der mehr wie 700 an-
gemeldeten deutschen Firmen. Die Regierung trat diesem
Petitum entschieden entgegen aus folgenden Gründen: Tie
Reichsregierung erachtct iin Prinzip das heutige Ausftellungs-

! weicn als entartet zu einem Ausstelliingsunwesen, als eine
- Un internationaler Märkte und Messen, an deren Kosten sich
j die Jlussteller naturgemäß nur allein zu beteiligen hätten.

! R»r solchen Ausstellungen werde das Reich seine Förderung
i" werdcn lassen, welche auf internationalem Wege ver-
einbart worden seien; eine systematische Regelung des ge-
samten Ausstsllungswesens herbeizuführeii beabsichtige die
Regierung nicht, sie werde nur von Fall zu Fall vorgehen.
>0" übngen herrsche auch bei den Regierungen anderer
großer Staaten die ganz gleiche prinzipielle Ausfassung über
oas heutige Ausstellungswesen wie bei der Reichsregierung,
nur sei die letztere die einzige, welche den Mut gehabt habe,
l dieie Auffassung zu proklamiren und danach zu handeln.

4. er zweite Grund, keinen Reichskommissar nach Antwerpen
l Zu schicken, liege in der zur Zeit schon eingetretencii Ver-
Ipatung; die Plätze in der Ausstellung seien schon vergeben,
und ^der Kominissar würde jetzt nur noch wirken können in
der Jury; außerdem würde man aber bei der Beschickung
der Ausstellung durch einen Kommissar die Konsequenzeii
Ziehen müffen nach der budgetüren Nichtung hin. Jn der
, Kommission waren die Anschauungen über die Nichtigkeit des
von der Reichsregierung aiigenominenen Prinzips geteilt,
und dem Wunsche der Regierungskommissare, die Petition
mcht erst zur Beratung ins Plenum zu bringen, um durcb
! das vollständige Schweigen des Reichstages über diese Petition
ein Anerkenntnis der Richtigkeit des Prinzips der Reichs-
regierung zu schasfen, wurde von der Mehrheit der Konmiission
! mcht nachqegeben, sondern der Beschlusi gefaßt, schriftlichen
Bericht zu erstatten, und dem Pleiium Übergang zur Tages-
ordnung zu einpfehlen.

B. Stuttgart. Von den durch den Verein für Förde-
rung der Kunst angeregten und mit dessen Mitteln zur Aus-
, führung gelangenden monumcntalen Kunstwerken werden
, allem Anscheine nach die Fresken, welche Direktor Schrau-
dolph für die Garnisonskirche malt, zunächst fertig wcrden;

^ sie sind dsr Vollendung ganz nahe gerückt. Fllr den Brunnen
j auf der Eugensplatte ist noch kein endgiiltiger Entschluß ge-
l faßt; die Entscheidung hat sich I. M die Königin bis zu
ihrer Rückkehr aus Nizza vorbehalten. Dis Kntscheidung der
Jury hat in den beteiligten Künstlerkreisen große Unzusriedenheit
erregt, was durch einen energischen Protest gegen den Verein
in einem hiesigen Lokalblatt zum Ausdruck kam. — Professor
Donndorf ist mit dem Goethe-Monument, dessen Aus-
lührung vom Vereine bsschlossen worden, beschästigt und hat
bereits eine Skizze fertig gebracht; die dazu erforderlichen,
nicht unerheblichen Mittel glaubt man noch im Laufe des
Jahres zusammenzubringen. — Für die Herstellung des
Dannecker-Denkmals hat sich auch im Norden des Reiches
ein sehr erfreuliches Jnteresse kundgegeben, wie die gesammel-
ten Unterschriften des erlassenen Äufrufes nachweisen. Auch
von seiien der Staatsbehörde ist jetzt eine jährliche Subven-
tion von 1000 Mk. dem Vereine zugesagt.

0.8 — Pariser Weltausstclliiiig. Ter zur Vorberatung
der Pariser Weltausstsllung für 1889 eingesetzte Ausschuß
hat nach lüngeren Verhandlungen beschlossen, daß die Aus-
irellung auf dem Marsfelde stättfinden soll, und zwar unter
Hinzuziehung des Trocadero, der Esplanade der Jnvaliden
und des Jndustriepalastes. Die Überdachung dieses Platzes
loll nach den Berechnungen dss Jngenieurs Ferranel nur
10 Millionen kosten, was, da es sich auf einen Ausstellungs-
voranschlag bezieht, wohl 20 Millionen bedeuten soll. Selbst-
verstündlich ist es, daß man die verschiedenen Teile der Aus-
stellung unter sich Lurch Bahnen verbinden will, für deren
Betrieb hauptsächlich die Elektrizität in Anwendung konimen
würde.

!S Wien. Professor Trenkwald hat im Laufe des
vorigen Jahres die dritte von den sieben Kapellen des Chor-
umganges in der Volivkirche mit Wandgemälden geschmückt.

In der allgemeinen Anordnung schließen sie sich vollkommen
an die Gemälde in den beiden ersten der erwähnten Kapellen
an. Eine untere Reihe von Bildern stellt Scencn aus ver-
Ichiedenen Marienlegenden vor. Eine mittlere Reihe bezieht
,."uf die Lauretanische Litanei. Eine obere sührt uns
heilige Personen vor, die für dse Entwickelung des Marien-
niltus von Bedeutung sind. Übcr die Wandgemälde, die
4.renkwald in den beiden ersten Kapellen (an der Südseite
der Kirche) längst vollendet hat, wurde von uns im 19. Bande
der Kunstchronik, Sp. 59 berichtet. Jn der dritten, erst im
 
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