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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Die Ausstellung zu Gunsten der notleidenden Spanier im Münchener Kunstverein
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Römische Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0203

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Römische Funde.

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heitlichcr Wirkung und ungemein feiner Beobachtung
>» den Halbtöncn, wic sie ja inehr odcr niinder alle
Bilder dieser außerordentlich tüchtigen jungen Kraft
ciusweisen. Originell in ihrer Aufsassurig, in der Ein-
suchheit dcr Technik sind zwei Bildcr von Pellegrini
>» Mailand, „Liebeserklärung" und „Tie Wäscherin".

Es wiirde zu weit fiihren, sollte auf jedcs einzelne
Bild eingegangen, seinc spezicllen Vorziige hier erwähnt
werden. Unter den Porträts sci vor allem cines Bild-
»isies des deutschen Rcichskanzlers von F. v. Lenbach .
uud ciner „Uarda" von ebcndcinselbcn Meisier gcdacht,
bon dcnen hauptsächlich letzteres cine Glnt und Tiefc dcs
Kolorits anfweist, wie wir es an gnten Venezianern
Z» sehen gcwohnt sind. Würdig diesen zur Seite stcht
das Celbstporträt dcs Malcrs Hirth dn Fröncs,
während das Porträt S. K. Hoheit des Prinzen Luit-
Pvld, wie er im Kostüm unserer Oberbayern, in Knie-
hosc nnd Wadcnstrümpsen, als ecbter Weidmann das
Wild erwartet, von F.v. Desregger, bei aller Korrekt-
heit der Zeichnung doch im Ton eine Tendenz zum
Braunen zeigt, die entschicden dcni Ganzen Eintrag
lhut. Die hervorragendcn Landschaften habe ich schon
oben genannt; es sind durchweg äußerst tüchtige Bildcr,
oft mit wenig Vlittcln hervorgcbracht. Untcr den -isicr-
Iliickeu sigurirt cin Schrcyer (inParis), „Wallachische
Post", cin Bild, das obgleick im Ton äußersl sein, doch
»icht ganz auf dcr gewohnten Höhe des Mcisters steht.
Bvn N. Gonse (in Paris) rührt ein prächtig gehal-
tenes BlumenstUck in brciter srcier Behandlung her;
oin anderes Stillleben, das mit geradezu raffinirter
Technik behandelt ist, hat deu Spanier Lengo zum
Urheber. Von Aguarellen seicn noch genannt: Alhauibra,
oon Martini, — „Bei Madrid" von Rimsani, —
Landarbeiter von M. Dominguez, — Portugiesin
oon E. Casanova, — Palast in Madrid von

Baldecara.

Unter den wcnigen plastischen Aiisstellungsgcgen-
ständcn ist die Büste eines alten Manncs in Terrakotta
öon cinem Spanier (dcr Katalog weist keinen Namen
»uf) das Bedeutcndstc.

Abgcsehen von dem edlcn Zwecke, der diese kleine,
auserlesene Ausstellung veranlaßte, muß man dem Ur-
hebcr derselben auch dasür Dank wissen, daß er ein
!v glückliches, vielseitiges Arrangemcnt zu treffen wußte.
Bielleicht ist damit der Anstoß gegeben, daß wir auch
tünftig hie und da einmal etwas zu sehen bekvmmen,
Was außer dem Weichbilde der oberbayerischen Metro-
pvle cntstandcn ist! Hvsfenllich ist ja dvch nicht fest-
siehendes Prinzip der ausschlaggebenden Persönlichkcitcn
gcwvrden: „Du sollst keinc andercn Götter haben
»eben mir!" v. L.

Rönnsche Fundc

Ein ganz außerordentlich wertvoller archäologi-
schcr Fund wurde iu deu erstcu Tagen des Februar
bci dem Bau des kleincn Teatrv Nazionale in der
Bia Nazionale gcmacht. Das Theater entsteht in dcr
Biegung der zweiten neuen Straße, welche vvn dem
Hofc des Ouirinals nach der Piazza Vcnezia zu geht.
Daöselbe lehnt sich niit dem Rllcken an die Erdwand der
Billa Colonua hintcr dem gleichnaiiiigcn Palast. Ju
dcr geuanntcn Erdwand sand man eine unvergleich-
lich schöne, herrlichc Bronzestatue eines jungen
Manncs. Dieselbe hat cine Höhe vou 2,50 m; die
beidcn Beine sind uuterhalb dcr Kuiee zerschlagen; dvch
sind die abgetrennten Stücke vvllständig vorhandcn,
so daß das große Standbild ohne Mühe ganz restau-
rirt werden kaun mit den ursprünglich cigenen Teilen.

Seit Jahrcn wurde keiu so hervorragendes autikes
Kunstwerk mehr in Rom cntdcckt. Der Guß ist von
ungewöhnlicher Bollendung, die Mvdeliirung weist auf
einen hervorragenden Meister der Bildhauerei hiu.
Die Figur ist nackt und stcllt zweifelsohne einen Ath-
leten dar. Derselbe hält dic linke Haud auf dem
! Rücken, die Rechte über das Haupt erhoben. Diese
Hand hielt offenbar eine Lanze, wclche neben dem
linken Fuße ruhte. Das rcchte Bein steht gerade,
das linke ist etwas nach hinten gebogen. Die Lanze
sehlt. Der Kvpf ist apollinisch schön uud cdcl; die
Gcsichtslinicn haben eher griechische als römische Au-
klänge. Der ganze Körperbau ist von erhabcncr
Wirkung. Über die Epoche, in wclcher das Kunstwerk
eutstand, ist maii noch nicht einig. Auf den Bauck-
uiuskelu sindcn sich die Buchstaben V. I 8. uud die
Nuiiimern k-XXIX eingegraben. Man irrt wohl nicht,
wenn man meint, das die Statue zu dem großen
Soniicntcmpel gehörte, welche ungefähr an der Stelle
dcs Fundes den Gipfel des O.uirinalS krönte. Viel-
lcicht staud dieselbe auf der großen Freitreppe des ge-
nannten Tempels. Der Boden, auf dem die Entdeckung
erfolgte, ist Eigentum des Staates, dem dieselbe so-
mit zufällt. Man schätzt die Statue auf einen Wert

von etwa 500000 Fraiws.

Sehr wichtige archäologische Funde wurden auch

auf einem frühercn Grundstücke der Familie Bvnaparte
in der Bia della Porta Salara gemacht. Das Grund-
stück wurde, infolge des Umbaues des südöstlichen
' Teiles der Stadt, zu Bauzwecken an die Banca Jta-
liana vcrkauft. Bei den Fundirungen neuer Gebäude
traten die Gräber vier hcrvorragender Mitglieder dcr
' Familie der Licinii Crassi, denen Tacitus und Suetv-
nius nicht ivenige Seitcn widmeteu, zu Tage. Die
Persönlichkeiten, deren Hülle dic Grabstätteu geborgen
hatten, waren Gnaeus Pvmpejus Magnus, Neffe des
 
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