Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0212

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kunsthandel.

412

4t I

eigentlich zui» erstemiicil eine uiiivcrselle Bedeutung
gewciim, werden vollständig beiseite gclasien.

Bon dcr Abteilung Mittelalter trennt sich eine
eigene Sektion init den alten Pläncn und Ansichten
der Stadt ab, bearbeitet von Stevenson, der das schon
bekannte Material um wichtige Stiicke vermehrt. Be-
sonders dankenswert erscheint uns, daß hierfür eigene
photvgraphische Aufnahmen dcr Fresken der vatikani-
schen Biblivthek gemacht wurden. Es darf wohl der
Wunsch ausgesprochen werden, daß diese für Topo-
graphie und Kunstgeschichte so wichtigen Bilder in einer
selbständigen Publikation weitcren Kreisen zugänglich
gcniacht werden; nur dürftc man sich dann nicht auf
die Darstellungen des Hauptsaales mit den Arbeiten
Siptus' V. beschränkcn, sondern müßte wenigstens die
wichtigsten ans den anschließenden Korridoren mit-
bringen, worunter sich bisher wenig beachtete Dar-
stellungen befinden, die sür dic Geschichte der Kunst
von fundanientaler Bedeutung sind, wie die Jnnen-
ansicht von SS. Apostoli niit der einzigen Repro-
duktion des zerstörten Frescos von Melozzo da Forli.

Das Mittelaltcr wird mit einer Abhandlung
Camillo Re's über die Geschichte der kapitolinischen
Bauten eingeleitet, woran sich die Besprechung der
übrigen Bauwerke in chronologischer Folge schließt.
Die moniimentalen Jnschristen dieser Periode (Nr. 171 —
189) behandelt Giuseppe Gatti. Diese wenig um-
fangreichen, aber reichhaltigen Erläuterungen, in denen
sich auf das glücklichste wissenschaftliche Exaktheit niit
populärer Darstellung verbindet, können geradezu als
Muster für Publikationen ähnlichen Zweckes dienen.
Am nächsten komnien ihnen in dieser Richtung die
Beiträge Marucchi's, während andere wifsenschaftlich
sehr wertvoll, doch sllr den vorgesetzten Zweck zu
trocken, wenige nur, wie die Beschreibungen der antiken
Skulpturen, inhaltlos und platt sind. Man hat die
letzteren, was sehr wenig zur wissenschaftlichen Anlage
des ganzen Buches pasien will, von einem Bildhauer
bcsorgen laffen.

Für die Architektur des rvmanischen Stiles wer-
den außer den Werken der Stadt auch mit Recht die
zunächst liegenden Orte, wie Viterbo und Toscanella,
berücksichtigt, wobci das in Dentschland wenig bekannte
Buch von Oddi„8ulls arti in Vilorbc>"(1882) mannig-
fach benutzt wird. Eine phantastische Behauptung,
welche die gotischen Monumente einleitet, können wir
nicht übergehen. Dieser Stil soll darnach in Jtalien
von den Cisterciensern eingeführt und verbreitet wor-
dcn sein. Bis uns weitere Beweise gebracht werden,
wollen wir bei dem Glauben an seine Einführung und
Berbreitung durch die Bettelorden bleiben.

Die Abteilung Skulptur verdankt wieder Stevenson
eine eingehende Behandlung der sogenannteu Cosmaten-

arbeiten, über welche uns der eifrige Forscher cine aus-
führliche Studie verspricht. Warum hier bei der
rcichcn Angabe der Littcratur Camillo Boito's geist-
reiche Arbeit übergangen worden ist, in welcher die
historische und künstlerische Bedeutung jener Gruppe
besier als bisher gekennzeichnet wurde, ist uns nicht
erklärlich. Auch an der Gruppe Malerei, bei der man
sich hauptsächlich auf die Mvsaikcu und die Malercien
in S. Clemente beschränkt hat, nahm neben Gatti und
Marucchi, Stevenson den Hauptanteil. Auf die mittel-
alterliche Abteilung solgen endlich Pläne und Auf-
nahmen der kommunalen Neubauten, sv wie Beispiele
der Leistungsfähigkeit der städtischen Gewerbeschulen.

DerKatalog kann jedem, der sich mit Kunstgeschichtc
des italienischen Mittelalters beschäftigt, anch wenn er
die Ausstellung in Turin, dercn uns betreffender Teil
jedoch in Rom wiederholt werden wird, nicht besuchte,
angelegentlich empfohlen werden.

Bei aller gerecbten Anerkennung darf aber schließ-
lich nicht verschwiegen werden, daß man nicht selten
in Konservirung dcr Lokaltradition zu weit ging.
Z. B. wird der einmal vorgeschlagene Name für das
Auditorium des Mäcenas trotz Mau's allgemein an-
genommenen Bemerkungen im Bullettino festgehalten,
die Lage des Jiipitertempels am Platze dcr heutigen
Araceli sür wahrscbeinlich erklärt, endlich gar die Ver-
mutung ausgesprochcn, daß in bem Fornarina-Roman
cin historischer Kern stecke. Solche Dinge, die keiner
Wiederlegung bedürsen, sind wohl nur bei der not-
gedrungen eiligen Schlußredaktion übersehen worden.

b'.

Aunsthandel.

IV. Ncue Kupferstiche und Radirungen. Aus dem rührigen
Verlage von Jos. Aumüller in München sind im Laufe
der letzten Jahre viele treffliche Werke der graphischen Künste
hervorgegangen. So auch wieder in jüngster Zeit. Von
W. Hecht, der soeben von München nach Wien üdergesiedelt
ist, liegen uns zwei Radirungen vor: ein Hüftbild des deut-
schen Kronprinzen und das Porlrät des Königs von Bapern
im Krönungsornat in ganzer Figur. Besonders dic letztere
Ravirung ist so vollendet und malerisch ausgeführt, der
Charakter und dis Ähnlichkeit so meistsrhast getroffen, daß
man unwillkürlich nach dem Gemälde sorscht, welches der
Radirung zu grunde liegen möchte. Es ist aber eine Origi-
nalradirung nach eigener Zeichnung. Zwei andere Radi-
rungen, Pendants, von W. Krauskopf, verinitteln uns
zwei bekannte Kompositionen F. Defreggers. den „Zither-
spieler" und den „Besuch". Der Charalter des berühmten
Tiroler Künstlers ist darin getreu wiedergegeben. Wir glauben
jedoch, daß sich die Wirkung der Blätter noch steigern würde,
wenn in den Schattenpartien die Druckerschwärze etwas maß-
voller verwendet worden wäre. Nun solgen Grabstichel-
blätter: A. Grützner hat das bekannte huinorvolle Gemälde
E. Grützners, „Ter Sonntagsjäger", gestochen und dainit ein
Werk geschaffen, das uns das Original lebendig vor die
Augen stellt. Das Blatt ist ein würdiges Seitenstück zu
I. Burgers „Jägerlatein" nach demselben Meister. Ein sehr
sein durchgearbeiteter Stich von I. Bankel giebt uns
R. Beyschlags Gemälde: „Abschied des Ritters von seiner
vsrau" und dasselbe ift von dein Stiche A. Wagemanns
zu sagen, der uns mit sichtbarer Liebe F. A. Kaulbachs
 
Annotationen