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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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4i:i

-EN.MM-N und Ansstel,nngen. - Bermischte Nachrichten.
Äunsthistorisches. - Personalnachrichten. - Sa

. . , __-

111

--Herzblättchen" mit der ganzen poetischen Weihe, die auf dem
^snälde ruht, wiedergegeben hat. — Nach alten klassischen
Nleistern wird heutzutage verhältnisinäßig wenig gestochen.
Tne Gesellschast sür vervielsältigende zinnst in Wien thut
das ineiste, sonst ivird selbst für Galeriewerke meist zur
Nadirnadel gegrisfen. Unter Aumüllers Publikationen haben
u»r zwei Stiche nach klassischen alten Meisiern zu verzeichnen:
n»n I. Burger Tizians „Flora" in den Uffizien und von
Dori<z Naab, der talentvollen Tochter des Prof. Raab in
Müuchen, die Frau des Rubens mit dem Kinde, das köstliche
-oüd in der Pinakothek. Ersterer hat mit maßvoller An-
wendung der Mittel seiner Kunst sich ganz in Tizians Weste
h^rsenkt und ein Meisterstück geliefert, das den 'Maler wie den
Stecher gleich lobt. Bei der Künstlerin ist sowohl der Mut,
stch an Rubens heranzuwagen, als auch die Frauenhänden
ststim zuzumutende Sicherheit in der Handhabung des Grab-
llichels rühmend anzuerkcnnen. Man kann das Blatt gelrost
lleoe,, das von Schmutzer halten, das denselben Gegenstand
wiedergiebt; es verliert nicht durch den Vergleich, im Gegen-
teil, es erscheint voller, ausgeführter, malerischer als das des
mten Wiener Meisters. Da alle erwähnten Blätter in Noy.
Folio gestochen sind, so eignen sie sich tresslich zur Einrah-
wuiig „nd werden jedem Wohnraume zur Zierde gererchen.

Aunsthistorisches.

I'ö' Statueiistind in Roni. Unweit

der Scala santa

, , Vz'. Statuenstind in Rom. Unweit der Lcaia
veim Lateran wurde jüngst eine prachtvolle marmorne 1-o -
trätstatue einer römischeii Tame ausacgraben. Sie ist auo
tadellosem parischen Marmor von der seltcnsten Qualitat ge-
arbeitet und etwa 1,80 m hoch. Leider fehlt die rechte Hand,
°ie erhoben war, und die Nase und die Spitzen beider grotzen
Zehen sind durch Korrosion beschädigt; sonst aber stt d
Statue so vollkommen erhalten. die Oberfläche des Marmors
w unberührt, als hätts sie eben das Atelier ihres Schopiers
verlassen. Eine qriechische Jnschrift aus der Pl'nthe des
Bildwerkes sagt, daß es von Eubuleon zum Andenken an
jeine Schwiegermutter errichtet wurde. Es ist besonders
Mteressant durch den Umstand, daß nur das Antlitz dasienige
oer in der Jnschrift genannten Person ist. Den Schriftzugen
oieser letzteren sowie der Anordnung des Haares nach stam-
'ne» Jnschrift und Antlitz aus der ersten Hälfte des dritten
Jahrhunderts n. Chr., während die Statue selbst em ichone^
Werk der Zeit Hadrians, wenn nicht noch älteren Ursprungs
lst. Es war bekanntlich in der späteren Zeit der antiken
Kunst nichts Unqewöhnliches, daß emer alteren «tatue ein
»euer Kopf aufgeseyt wurde, um sie so zu einem Portral-
standbild umzuwandeln. Allein das eben aufgesundene Buv-
werk ist das bisher einzige Beispiel dasür, daß aus dem
Dnginalkopf durch Überarbeitung der ZUge unmrttelbar ein
»euer Porträtkopf hergestellt wurde. ('l'iiuoii.) ^

Tst. I). Sächflsche Sandstcine zum RathauSbau in ->»l-
wcrpcn. J„, Jahre läl>0 wurde das Rathaus zu Antwerpen zu
oauen begonnen. DreiJahre später, am l ö.April 1503, ichreivr
der Prinz Wilhelm von Oranien, wclcher seit 1561 mit dem
elNjigen Kindc des Kurfürsten Moriy von Sachjen, Anna,
vermählt war, aus Breda an dessen Bruder und Nachfolger
M der Kur, August, daß der Rat Sl. der Stadt Antorfs „ctliche
hundert Blochsteine, so sie zur Ausführung ihres angefangcnen
Stadthauses gebrauchen ivollten", durch Anthonius von
Seron, welcher damals am Moritzmonument zu Freiberg
arbeitete, in Torgau und Pirna habe kaufen lasscn. Die
Steine sollten auf der Elbe nach Hamburg und von da nach
Antwerpen gesührt werden. Es verwendet sich nun Wilhelm
bei dem Kursürsten August um Besreiung des Zolles. August
nntwortete unterm 13. Mai des genannten Jahres, sich da-
mit entschuldigend, daß er seine Zölle und Geleitsnutzung am
Elbstronie seinen Städten um einen jährlichen Pacht aus-
gethan habe, abfällig. (Königl. sächs. Hauptstaatsarchiv:
Qoo. 8510. Uranien Bl. 03 und Cop. 321, Bl. 86.)

**» Aiisfindung cincs Namses-Koloffcs in San (Tanis).
Es sind hier verschiedene Teile einer Kolossalstatue Ramses li-
gesunden worden, über welche wir dem „Antiquary" Folgen-
des entnehmeii. Nach den Teilen zu urteilen, muß diese
Statue die größte aller bisher bekannten gewesen sein, ein
'^tandbild von dem gewöhnlichen Typus. qekrönt mit dcr
Krone von Unterägypten und auf der Rückseite von einem
Pilaster gestützt. Zieht man die Tiiiicnsionen verschiedener

Teile, z. B. des Ohrcs und des Spannes, in Betracht und
vergleicht das stets proportionirte Maß der drei Fuß weiten
Kartouchen mit demjeiiigen an ander.n Statuen, so miiß
vieser Koloß vom Fuß bis zur Krone 98 Fuß, mit dem
Piedestal, das zweifellos mit der Statue aus einem Stücke
gearbeitet war, sogar 115 Fuß hoch gewcsen sein. Die große
Zehe mißt querüber 18 Zoll. Daß diese Statue ein Mono-
lith war, ist fast sicher anzunehmen; denn die größercn
Statuen sind es sämtlich. Jedenfalls war diese Statue die
größte und schwerste, welche wir keniien: denn allein die
Figur würde 700Tons wiegcn unddas Übrige würde wohl noch
eininal so viel dazu thun; ein Gesamtgewicht von 1200 Tons
bliebe wahrscheinlich hinter dcr Wirklichkeit zurück. Die
Statue ist unter Sheshank III. zu Bausteinen zerschnittcn
und zum Bau des großen Pylons verbraucht worden; darum
sind jetzt nur Stücke, jedes von einigen Tons, von ihr zu

sehen.

j)erso»aIncichnchtLN.

An dic Stcllc dcs zum Dircktor dcs Cluny-Miiscuiiis
in Paris eriiaiintcn bisherigen Vorstehers der Gobeliniiianu-
faktur. A. Darcel, ist der Büreauchef Gerspach getreten.
Zuin Konservator des Museums für vergleichende Skulptur
ist der Bildhauer Geoffroy Dechaume ernannt worden.

Itr. Hugo von Tsckmdi und I>r. Iaroslav Spriugcr
sind zu Direktorialassistenten an den königl. Museen zu Berlin
bestellt worden und zwar der crstere bei der Geinäldegalerie.

der letztere beim Küpferstichkabinet.

6. v. I'. Dr. Adols Crman, außerordentlicher Professor

für Ägyptologie an der Berliner Universität, ist an Stelle
von R. Lepsius zum Direktor der ägyptischen Abteilung dcr
königl. Muscen ernannt worden.

Sainmlungeii und Ausstellungen.

— Im Kuiistgciverbcmusciim zu Bcrlin ist gegenwärtig
ein für das Germänische Natioiialinuseum zu Nürnberg von
der Berliner Pflegschaft desselben gestistetes Glasfenster nus-
gestellt, das nach dem Entwurfe des Professors Wanderer
in Nürnberg von dem Glasmalev Eisgruber daselbst aus-
geführt wurde. Die Komposition zeigt die unter einem Bal-
dachin thronende Gestalt einer Germania, die das Berliner
Stadtwappen gefaßt hält. alS Beschützerin von Kunst und
Gewerbe. Den Hintergrund süllt ein Blick auf die Türme
und Kuppeln Berlins. Jn den oberen Feldern sind die Brust-
bilder des ersten Kurfllrsten, des ersten Königs und darüber
des ersten Kaisers aus dem Hause Hohenzollern nebst dem
brandenburgischen und dem preußischen Wappen angebracht
Die Wappenschilde, die vom Baldachin herabhängen. um
rahmen das in der Mitte angebrachte Wappcn der Stadt

Nürnberg.

Das Gcmäldc von Eugcn Dclacroix, der „Einzug
der Kreuzfahrer in Konstantinopel", welches einen der Glanz-
punkte der am 0. März in Paris eröffnetcn Ausstellunq
seiner Wcrke bildet, wird nicht mehr in das historische
Museum in Versailles, wo es sich bis jetzt befunden
hat, zurückkehren, sondern dem Louvre einverleibt werden.
Der Lonvre besitzt bereitS die „Barke des Dante", das „Ge-
metzel auf Chios", die „Freiheit aus der Barrikade", die
„Jüdische Hochzeit in Marokko", die „Algierischen Frauen ini

Harein" unb das Selbstporträt des Meisters.

>1. H. Saiiimlung Falloux. Die von dem 1884 in Rom

verstorbcnen Kardinal de Falloux dem Papst Leo XIII.
hinterlassene wertvolle Bildergaleric, deren Katalog jedoch
noch nicht angefertigt wurde, befindet sich vorläufig in den
Naffaelischen Logen im Vatikan. Die dazugehörigen Gemälde
sollen zum Teil den vatikanischen Museen, zuin Teil dem
Museum im Lateranpalast einverleibt werden.

Vermischte Nachrichten.

7i. — München. Kcramische Fachschulc. — Einen ein-
gehenden Bericht über dic mit der königl. Kunstgewerbeschule
zu München verbundene, s. Z. anf Veranlassung des „Ver
bandes keramischer Gewerke in Deutschland" ins Leben ge-
rufcne keramische Fachschnle hat Herr Direktor Emil Lange
der VIII. Generalversaniinlung des ebengenannten Verbandes
 
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