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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Bredius, Abraham: Die Auktion von Friefen die neuesten Ankäufe der Kölner Gemäldegalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0260

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Die Auktio» von Friesen und die nenesten Ankäufe der Kölner Gemäldegalerie. 508

dock ist die Bezeichnung echt. Der Maler dieses Bildes
ist der zweite Jacob Ruisdael, der nur kurze Zeit
Maler war und schon als Maler Strumpfwirker neben-
hcr war. Er ist der Sohn des Salomon Ruis-
dael, über ihn und scine Bildcr, die schwächer nnd
altertiimlichcr, mehr dem Salomon verwandt sind als
die des großen Jacob R., hoffe ich demnächst einiges
mitteilen zn können. Von seinen Bildern befinden
sich vier in Bordeaux, cins in Rotterdam (dort Jsaak
R. genannt) und eins in Kassel; in Privalbesitz sah
ich sehr viele seiner Werke; Herr Adv. l)r. Toman
besitzt ein Hauptbild dieses Malers. Dieses Exemplar
hat in der Behandlung der Baumstämme, des pastos
gemalten Vordergrundes sehr vieles, das an den
grvßeren Namensgenossen erinnert; die Staffage war
leider ganz verputzt, so daß das Bild einen unange-
nehmen Eindruck machte. Van der Willigen, in seinen
„I'sintres äs üurlsin^, S. 259—261, teilt nns schvn
einiges über Jacvb Salomonsz van Rnisdael
mit; andere Dvknmente werde ich gelegentlich in „Ond-
Holland" mitleilen. Das Bild stieg aus 2550 Mk.
Zwei gnte Salvmon Ruisdaels (Nr. 138 und 139)
gingen hoch hinauf, 2450 Mk. (Steiumeyer) und 1000
Mk. (Gottschalk). Von diesem Meister besitzen die Hcrrcn
Bourgeois iu Köln augenblicklich eine wundcrvolle
Winterlandschast mit herrlicher Luft und geistreich gc-
malten Figuren, cins der schönsten Bilder, die ich je
von ihm sah; es ist 1661 datirt. Eine unbedentende
Madvnna von Schnorr v. Carolsfeld, eine srühe
Arbeit von 1820, wurde sonderbarerweise für das Mn-
seum von Kvln angekanst (780 Mk.). Nr. 145, cin
kleiner ruinirter Jan Steen, trug 100 Mk. Eine vor-
zügliche Arbeit des I. van der lllft, eine schöne italie-
nische Landschast mit rcicher Architektur und Staffage,
in klarem Tone, 1500 Mk. (Brochman). Nr. 153, eine
gelbbranne Landschaft mit schlcchten Figuren, in der
Art der srühen Bilder vvn I. v. Croos, von irgend
cinem Zeitgenvssen des van Goyen und Molyn, um
1630—1640 gemalt, 25 Mk. Nr. 156, einmal wvhl
ein Mabuse, jetzt eine Ruine, Mk. 82. Nr. 157,
Sarah sührt dem Abrahani dic Hagar zu, Gruppe
von sechs Fignren, könnte eine ruinirte Skizze von B ol
sein, 26 Mk. Nr. 158 ist wieder ein interessantes Bild.
Ein HUbscher, in warmem, rötlichem Tone, breit nnd
flott gemalter Kopf einer Frau; das Bildchen ist nnr
18 om hoch. Es muß von einem der Söhne des Hals
herriihren; vvn demsclben Meister besitzt Herr Dahl in
Dllsseldorf ein echt mit Hals bez. Jntörieur und wurde
1884 in Amsterdam ein aus einem Fenster schauendes
lachendes Paar verkaust (bei Pappelendam). Nr. 159,
ein großer Adriaen van Utrecht, mit einem unan-
genehm großen Pfau, 4100 Mk. Em kleiner de Vadder
(Nr. 160), 105 Mk. Nr. 166 ist wohl der schönste

Dan. Vertangen, den man kennt; ein Narciß, warm
im Kolorit und dünn, fliissig, geistreich gemalt. Wäre
das Bild nicht echt bezeichnet, man würde es nie dem
oft so steisen, kühlen Meister znschreiben. Herr Habich
kaufte es für 150 Mk. Nr. 167, eine kleine büßende
Magdalena, ist ein gutes Specimen des Rotterdamer
Malers Franyois Verwilt und deutlich bezeichnet.
Dieser seltene Meister zeigt sich hier als ein Nachsolger
des Poelemburg. Der Katalog sagt noch (nach Äm-
merzeel): geb. 1598, gest. 1655. Wir wisscn aber, daß
derMaler Franoois Verwilt uoch im Jahr1689 sein
Testamcnt machte, und daß 1691 in Rotterdam sein
Nachlaß versteigert wurde, also daß er um 1691 dort
starb >). Gab es zwei Meister dieses Namens? Jch
glaube nein; die ersten Daten scheinen ganz aus der
Lnst gcgriffcn. Die wenigen Verwiltschen Bilder, die
ich sah, sind um 1650—1660 gemalt, fein ausgeführt,
farbig im Geisteder PoelemburgschenSchule. Dieses uette
Bildchen wurde um 305 Mk. das Eigentum des Herru
Habich iii Kassel. Nr. 168, ein gntes männliches Bildnis,
dem Cornelis de Bos zugeschrieben, wurde für 800
Mk. vcrkauft (Rvthschild). 9ir. 169, kcin dkvelof van
Bries (der Katalvg sagt nvch Reynier), sondern eine
unbekannte Landschaft aus dem Ende dcs 17. Jahr-
hunderts; 520 Mk. Nr. 170, wohl ein guter echter
van Vries, aber dunkel geworden, 375 Mk. Nr. 174,
cine italienische Landschaft vvn Jan Weenix, sich hicr
anlehnend an seinen Bater I. B. Weenix, 500 Mk.
Nr. 176, ein bei Smith beschriebener Wonwerman
Vvn guler O-ualität, aber leider nicht mehr ganz rein
erhalten (Fischverkäufer am Strande), erreichte noch
8200 Mk. (Steinmeyer). Nr. 177 war kein Wouwer-
m a n; diese Nyswycksche Kirmeß erinnert an eine derar-
tige Schilderung dieses Festes, von Jan Steen, bei Ritter
de Stncrs im Haag. Ob dieses Bild von H. Ver-
schuring oder von Lingclbach ist, weiß ich nicht zu
sagen. Nr. 178, eine Pferdeschwemme, könntc ein
Dirck Maes sein; vielleicht auch ein Verschuring.
Unter den sogenannten Wouwermans stecken eine
große Anzahl Maler. Pieter Wouwerman hat oft
auch Bilder gemalt, die denen seines großen Bruders sehr
nahe kommen. (Nr. 178 erreichte 810 Mk.) Nr. 179
eine italienische Landschaft von Thvma s Wyck, 480
Mk. (Gottschalck). Nr. 28 u, cin sehr schöner Canalettv
(Florenz bei untcrgehender Sonne), 4500 Mk, Stein-
meyer.

Hiermit bin ich am Ende meiner Notizen. Jch
kann aber die Feder nicht niederlegen, ohne ein Wort
über die letzten Ankäufe der Kölner Galerie zu sagen.
Ein falsch A. Cuyp bezeichnetes, sehr mittelmäßigcs

1) Lotl. Kistorisblaclsn, S. 716. dleä. Lpsotator,
1867 sto.
 
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