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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0267

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522

521

Nekrologe. - Kunsthistorisches.

msche Partien, wie ich dankbar bekenne, mir am lchr-
reichsten gewesen smd.

Auf Fehlcndes oder Streitiges einzugehen. liegt nnr
c>n dieser Stelle fern, doch möchtc ich gcrade hier ein
Bedenken nicht unterdrücken und an den Bcrsasser eic
Frage richtcn, ob das auf Tascl II reproduzirtc Vasen-
bild, das die Bestattung eines Lcichnams durch Schlas
und Tod darstellt, eine Ausnahme verdiente. Es fallt
burch formclle Details der Zcichnung wic durch gegcn-
ständliche Einzelheiten, so vor allem schon durch dic
völlige Singularität cines Eroten statt eincs Eidolon
derart aus, daß kritischen Augen schwerlich Zweiscl an
dcr Echlhcit erspart bleibcn wcrden. Sind dicselbcn,
wie ich bereitwillig voraussetze. unbegründet, so muß
jedcSsalls von der altcn Malerei auf dem Origmal so
viel verwischt uud durch modcrne Hände sci es des aus-
srischcnden Ergänzers oder dcs bausendcn Zeichners odci
vielleicht beider zugleich so vicl HäßlicheS hmeinge-
kvnimen sein, daß das Bild fragwürdig blcibt, mi
Vergleich zumal mit dcm Echten und Gutcn aus ceii
treffliclicn andcrcn Tafeln des Werkes.

Wien, Bcnndorf.

Minghetti hat seine Kunst in Bologna in ganz hervorragen-
der Weise wieder zu Ehren gebracht, ivelche die von ihm
selbst zur Kunsttöpferei erzogcnen Söhne mit Erfolg fortzu-
sepen berufen orscheinen.

6. v. I< Hippolntc Moulin, einer der talcntvollsten Bild-
haucr Frankreichs, ist in einem sZrrenhause zu Paris gestorben.
Geboren ebendaselbst am 12. Juni 1832 und in der Schule
von Ottin und Barye ausgebilvet, erregte er zuerst die öffent-
liche Aufiuerksamkeit init seiner 1861 iin Salon ausgcsteUten
Bronze: llne trouvsüls ä. I'onipci. cineni nackten Knaben,
der mit einer eben gefundenen Silenstatuette erfreut fort-
^ springt — Sein letztes bedeutendes Werk, 1878 in Paris aus-
qestellt und jetzt den Park von Schlost Chantilly ziereud.

17» Iiaur. den Gott Merkur darstellend, der einer

gestcllt und jetzt den Parr von «sa-ivv ...

ist: llu sevret cl'eu üaur, den Gott Merkur darstellend, der einer
Satyrherme ein Geheimnis des Olynips ins Ohr flüstert,
. ---- -- I» 7,»» „Insciscben Koniposition und deni feinen

Nekrologe.

-I.L. Anqclo Minghctti s. I« V°l°g,m starb «m

5. Februar einer der hervorragend,ten italieni,chen -la,^

(Töpfer) unserer Zeit, Angelo Minghetti,

"1 Jahren. Seine Majolikasabrik, ivelche von se'»^,

fortgesührt wird, erfreut sich eines großen A"lev
u»d in Ainerika. Minghetti ivar von 8°"; mederer V
kunft: in seiner frühesten Jugend ivar er Backe,
Schnapshändler und, bevor er Töp,er ivurde, eme 8
Dekorationsmaler. Viele Jahre kämpfte der Man
gröstten Not. Wenn im Winter die Arbeit feh e -e chnel^
er Karikaturen für die Goldarbeiter oder beschastig , ) .

der Ausbesserunq von alten Majolikcn.
den Wcg zu seinem Glücke. Als -hm!,n Ge-
Auftrag erteilte, für vier Scudi eine kleinc Orupp
schmack des Patanassi von Urbmo anzufertigen, ivutzte
Ausgabe zu lösen. Aber der Auftraggeber ließ ihn > " ^
Das ivar das Glück des Mannes. Em in elligenter ntt
guar kaufte ihm dic Gruppe für einen viel hoheren pr«
ab und gab ihm neue Aufträge. Die Arbeüen M g) ^
gingen damals als alte, echte Majoliken m die
ging nach Jmola, wo er die Technik in der ^abrik vo
gründlich studirte. Bald fanden seine Produkte emeii gr .>
Absatz nach Frankreich, ivohin ihn ,ein Austraggeber ger
gezogen hätte. Das ivar etwa gegen 18öv. Slber..u g 1
wollte seine Heiniat nicht verlassen. Jm Jahre 1818 yam
er die Flinte erqriffen und an dem blutigen Kainpfe 8 8,
die Österreicher in Bologna teilgenominen. Jn de» ?araul-
folgenden dreißig Jahren gingcn seine Arbeiten m die ganzc
Welt. Seine Nachbildungen von Luca della Robbia wuiden
berühmt. Er dekorirte ganze Säle mit Majoliken fur veu
Herzog von Montpensier, sür einen Herrn Cauinont in ^eimo
bei Parma, sür den Fürsten Fava-Simonetti in Dstmo un
für die Fürstin Hercolani in Bologna. Seine ä.afel,ervice
waren außerordentlich gesucht. Jede Nachahmung airei
Majoliken wurde in seiner Fabrik ineisterhaft ausgefuyrr.
Großes Aussehen erregten aus der Mailänder Ausstellung
die großen Büsten römischer Kaiser und Kaiserinnen; aucy
auf der Ausstellung in Wien fand eine 2,bv m hohe Bast
von ihm viele Bewunderer; eine ähnliche Vase schickte AcM'
ghetti im vorigen Jahre aus die AiissteUung nach Turin, wo
fich auch seinc lctztc größere Arbeit, die Büstc von Emanuele
Filiberto, befaud. Jn Turin crhielt er die große Medaille.

Satyrherme ein Geheimnis des ^iymvs
' vortrefflich in der plastischen Koinposition und dem feinen
Humor des Ausdrucks. Außerdem hatte Moulin cine Neihe
von Büsten, darunler jene von Barye, Lecomte de Lisle, Henry
Mounier u.a. geschaffen. (Vgl. Zeitschr.f. bild. K.XVI. S.283).

6. v. V. Ändre Gill, der unter diesem Pseudonym mehr
als unter seinem eigentlichen Nainen Louis Goffet de Guines
bekannte Pariser Kärikaturenzeichner, ist a», 2. Mai im Jrren-
hause zu Charenton, wo er seit 188V dahinsiechte, gestorben.
Geboren am 17. Oktober I81V und im Atelier von Leloir,
wie an der Leole ckes de!Uix-art.>c herangebildet, hatte er be-
sonders durch seine gegen das im Niedergang begrisfene Kaiser-
reich gerichteten beißendeu Satiren, die iu den Blättern Lolistss
und Xoinelle I.iiuv erschiencn, große Popularitüt crlangt.

. . Dcr Malcr und Kunsrschriftstcllci Hcrinaiin Bcckcr
ist am 3. Mai in Aachen nach mehrinoiiatlicher Krankheit im
68. Lebensjahre gestorben. Er war ein Schüler von Cornelius
und setzte sein Kuiiststudiiim später in Antwcrpen fort. Jm
Jahre l 848 war er in Düsseldorf Mitbegründer der Künstler-
gesellschaft „Malkasten". Uin das Jahr 1860 wurde er Mit-
arbeiter der Kölnischen Zeitung sür das Kunstfach. Seine
unter dem Zeichen des Schützen goschriebeueii Kunstkritikeii,
in welchen er mit Eifer und Geschick die idcalistischen Ziele
der Kunst gegen den Realismus vertrat, erfreuten sich eines
großen Ansehens. Die Feder wußte er jedensalls bcsser zu
handhaben als den Pinsel.

Aunsthistorisches.

ck. st. Statneiifund in stloni. Anfang April wurde in
Rom auf derselben Stelle, wo iiian kürzlich die große Bronze-
slatiie, einen Athlete» darstellend, entdeckte, eiu zweitor außer-
ordentlich wertvoller Fuud geniacht. Es handelt sich wicdcrum
um ein herrliches Gußwerk aus der besten Zeit der Skulp-
tur, um die überlebensgroße Figur eines sitzenden Gladiators,
welcher nach dem Kampfe ausruht. Die Statue mißt sitzend
etwa in l,6v. Tas Postanient fehlt: vielleicht saß der
Gladiator auf eincr der Stufen oder Vorsprünge der Treppe
zum Sonnenteinpel auf der Höhe des Quirinalhügels, auf
deffen Abhang bei dem Bau des Teatro Nazionale in der
Via Nazionale unter dem Garte» der Villa Colonna die
eherne Bildsäule ausgegrabcn wurde. Der Oberkörper ist
nach vorn gebeugt, der Kopf ist ganz von links nach rcchts
gewandt, und zwar in so auffallender Weise, daß der Aus-
druck klar veranschaulicht, wie der Mann etwas fixirt. Die
Augeulöcher sind gauz leer; die schwarze Höhlung derselben
macht keinen angenehmon Eindrnck. Die Gesichtszüge des
im besten Alter stehendeu krausbärligen Mannes sind nicht
schön, aber ausdrucksvoll und energisch. Jn der ganze» Ge-
stalt erkennt man die Bewegung, die Spannung, welche der
soeben beendete Kanipf in dem Körper zurücklassen mußte.
Die Vorderarme ruhen beide auf den Schenkeln; die Hände
an welchen noch die Riemen der Kämpfhandschuhe befestigt
sind, vereinigen sich über den Knieen. Der Gladiator ist
ganz nackt; dcr Körpcr krüftig, von herrlicher Muskelbildung;
infolge der Beugung »ach vorn ist der Nücken leicht gebogen'
Die Gestalt ist bis auf einen Riß der beideu Oberscheiikcl
den maii schon Bruch neiinen darf, ganz vollständig erhalten'
Diese Beschädigung der beiden Beine wird jedoch leicht aus-
zubessern sein. Der Fund ist zweifelsohne außerordentlich
wertvoll; die Regieruug soll die Fortsetzung dieser zufällia
wegen deS Theaterbaucs begonnenen AuSgrabuuqcn anae-
ordnet haben, da das Terrain unter der Villa Colonna
wie es scheint, bisher ganz unerforscht blieb. Der Gladiator
 
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