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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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523

Konkurrenzen. — Sammlungen und Nusstellungen.

524

wie der früher gefundene Athlet sind m den Besitz des
Staates überqegangen. Von der Absicht, die beiden Werke
provisorisch in den Klosterhallen von Sta. Maria degli Angeii
unterzubringen, ist man abgekommen. Einstweilen befinden
sich beide auf dem Palatin in einem kleinen Gebäude am
gegenwärtigen Eingange in der Via dei Fienili bei San
Teodoro.

L. v. 2. Hans Burgkmair. Jm vierten Bande des Re-
pertoriums fiir Kunstwissenschaft wurde S. 233 aus dem
Augsburger Baumeisterbuche die Stelle mitgeteilt:

1521, LonntsA ?enteeo8tö . Itein I Oulclin inrusen Lurlr-
inair inaaler tur ain Lerun-- unili <Iu8 ^einälä etliclier
inüuti! ^emaelie.n. ete.

Man vermutete damals, daß er nach dem Ausbleiben der
größeren kirchlichen Austräge sich mit anderen kleineren Be-
schäftigungen begnügen mußte. Allein kürzlich fand sich in
denselben Baumeisterrechnungen noch folgende Einzeichnung
schon vom Jahre >514 vor:

11 /? 3 IiII. llsm Brueßmair (sie!) <Iis müiitn ?.u entiverten
IviiuAatains.

1 T 3 /? 1 daimen Lureßmair von <1en kuiiAStainselie
müutr. su eutlrvrtsii.

Es geht daraus hervor, daß Burgkmair sich auch während
seines besten Wirkens für religiöse Historie solchen Arbeiten
hingab, welche nicht als Notbehelf, sondern als sehr ehren-
volle Austräge erscheinen: denn unter ßuuAstain ist wahr-
scheinlich Graf Königsstein zu verstehen, welcher, vom Kaiser
autorisirt, Münzen von den damals berühmtesten Werkstätten
ausführen ließ.

Aonkurrenzen.

x.— Tic Fricdrich Eggcrs-Stistung, welche auf 22800 Mk.
augewachsen ist, hat im kommenden Jahre ein Stipendium
von 500 Mk. zu vergeben, und zwar soll diesmal ein Maler
in erster Linie berücksichtigt werden. Bewerber haben ihre
Anträge bis zum 1. Febr. 1886 bei einem Mitgliede des
Kuratoriums einzureichen. — Das letzthin verteilts Stipen-
dium hatte 2r. Georg Voß in Berlin erhalten auf Grund
der Abhandlung über die Darstellungen des jüngsten Ge-
richtes im Mittelalter, welche bei E. A. Seemann in Leipziq
erschienen ist.

8n. Bei dcr Konkurrenz fiir cin Rcdoutcnsaalgcbäude
in Jnnsbruck ist der erste Preis im Betrage von 1208 Fl.
dem Architekten Louis Wurm in Wien, der zweite zu 800 Fl.
dem Architekten Georg Weidenbach in Leipzig und der
dritte mit 500 Fl. dem Baurat Alexander v. Wielemans
in Wien zugefallen.

Sainnilungen und Ausstellungen.

lD Im Östcrrcichischcn Muscum sind seit einiger Zeit
die bedeutendsten jener Kunstgegenstände ausgestellt, die Gras
Carl Lanckoronski von seinen Orientreisen in den letzten
Jahren mitgebracht hat. Es befinden sich schöne Stücke in
der Sammlung. deren piecs <Is resistanes unleugbar ein
großer antiker Sarkophag ist. Vortreffliche Erhaltung zeichnet
das reichverzierte Werk der Marmorbildnerei aus. An allen
vier Seiten gewahren wir Hochreliefs mit reizenden Amo-
retten uud nackten Kindern; an den Kantcn stehen Säulchen
mit gewundener Kanellirung und korinthisirenden Kapitälen;
reich ornamentirt ist auch das Kranzgcsimse. Ter Sarkophag
wurde in der Nähe vou Alaia sin Cilicien) gefunden. Einem
tthnlichen Werke, wie das eben beschriebene, mögen die aus-
gestellten Fragmente einer kleinen Ecksäule angehört haben.
AeachtenSwert sind unter den plastischen Werken zwei männ-
liche Torsi, einer überlebensgroß und noch nicht bestimmt. der
andcre in etwa >/§ Lebensgröße und unzweifelhast einen Askle-
pios darstellend. Von dem letzteren fehlen zwar der Kopf,
der ganze rechte Arm, der linke Vorderarm und die Füße,
aber die virtuose Behandlung der Anatomie des Stammes,
die treffliche Auffassung der Draperie reichen hin, um das
Fragment als ein Werk der rhodischen Schule zu erkennen,
das über das Niveau des Gewöhnlichen emporragt. Auf
das Vorhandensein mehrerer Jnschriftenreste, mehrerer Grab-
reliefs und diverser Architekturfragmente in der Sammlung
muß hier noch aufmerksam gemacht werden, ebenso auf eine
Neihe von Gefähen in Thon (darunter mehrere archaischen

Stiles), Bronze und Glas. Einige hübsche antike Terra-
kotten dürfen nicht vergessen werden. — Jn demselben
Naume sieht der Besucher neben den Antiken auch Kunst-
gegenstände neueren Datums, die größtenteils Eigentum

Luschans sind. Gegenstände orienialischer Keramik,
Stoffe und Schmuck gleichfalls morgenländischer Herkunft sind
reichlich vsrtreten.

b'z'. Das kaiserl. Antikenkabinet zu Wien ist jüngst in
den Besitz von zwei antiken Marmorreliefs gelangt,
die sich ehemals im Pal. Grimani bei S- Maria formosa in
Venedig befanden und dort für Arbeiten der Renaissancezeit
galten. Thatsächlich stammen dieselben aber aus besler helle-
nistischer Zeit, wie die große Reihe ähnlicher. zum Teil unpubli-
zirter Arbeiten. welche sich imPal.Spada, in derVillaLudovisi,
im kapitolinischen Museum zu Rom, im Louvre u. s. w. befinden.
Auf etwas konkav gebogenen Flächen gebildet, sallen die beiden
Hochreliefs, ivelche ungefähr drei Fuß im Geviert messen, durch
eine überaus schöne malerische Behandlung des Stoffes aus ; da-
bei sind die unbedeutendstenDetails desBeiwerks mit entzücken-
dsr Delikatesse und Feinheit gemeißelt. Tas eine Relief zeigt
im Vordergrund ein Mutterschaf, zu dem sich ein Lamm heran-
drängt, um zu säugen. Hierbei ist ein am Boden stehender
Milchtopf umgestoßen worden, dessen Ofsnung der Künstler
nun als Brunnenmündung verwendet hat. Nechts oben sieht
man eine Hütte, die soeben der treue Haushund verläßt;
links erhebt sich ein alter knorriger Eichstamm, an desscn
dürrem Ast ein kleines Bündel hängt, während die Blälter
eines zweiten grünenden Zweiges das reizende Genrebild
nach oben zu umrahmen. Tas zweite Relicf zeigt eine
säugende Löwin mit zwei Jungen in einer Felsgrotte,
deren Öfsnung die Gruppe gleichsam umrahmt. Echt niale-
risch läßt der Kllnstler ein einsames Pflänzlein aus einer
Felsspalte hervorsprießen, während eine P latans den Hinter-
grund bildet und rechts oben ein bacchisches Emblem, aus
Thyrsusstab und Fackel zusammengesetzt, die Bildfläche ab-
schließt*).

0. 21. Tas Königlichc Kunstgeiverbeinuseum zu Bcrlin
eröffnet am 13. Mai seine 13. Sonderausstellung, welche
in engem Zusammenhange mit der Lehrlinas- und Zeichen-
schulenausslellung steht, welche die Stadt Berlin im Llus-
stellungsgebäude bei Moabit unternommen hat. Das Kunst-
gewerbemuseum hat Zeichnungen vereinigt, welche ehemalige
Schüler des Jnstituts auf ihren Studienrcisen gefertigt haben.
Zum größten Teil sind es Aufnahmen dekorativer Malereien
italienischer Paläste, sowie auch kunstgewerblicher Arbeiten,
landschaftliche und andere Studien verschiedenster Art, Manche
derselben sind im Auftrage des Museums angefertigt, andcre
spätsr vom Museum erworben, so vornehmlich die Blätter
ans Fontainebleau und die persischen Gefüße des Musve Cluny
von Max Koch, welcher Schüler des Museums war und seit
Rücktritt von Professor Meurer an dessen Stelle als Lehrer be-
rufen werden konnte. Eine sehr große Zahl von Studien sind
von Kip s, dessen vortreffliche Aufnahmen pompejanischer Ma-
lereien zum Teil in voller Größe gleichfalls für bas Museum
erworben sind. Der italienischen Renaissance gehören die
Blätter von Klinka, Grimmer und Senft an. Von der
Hand des Restaurators am Museum Karl Weiß und einer
früheren Schülerin Josefine Merz sind vornehmlich Aus-
nahmen textiler Arbeiten zur Ergänzung der Sammlung ori-
ginaler Gewebe und Stickereien. — Der golvene Pokal,
welchen die Rheinprovinz dem Prinzen Wilhelm überreicht
hatte, ist nach Auilösung der letzten Sonderausstellung, bei
dem hohen Jnteresse, welches diese Arbeit des Kölner Gold-
schmiedes Hermeling erregte, noch sür einigeZeit im Museum
belassen und im Silberzimmer aufgestellt worden. Es muß
noch zusätzlich früherer Angaben bemerkt werden, daß der
ursprüngliche Entwurf zu demselben von dem Architskten
Linnemann aus Frankfurt a/M. herrührt. Die Ausstellung
der Zeichnungcn wird bis zum 31. Mai dauern.

4. X. P. Lcnbachs Porträt Lco s XIH. bildet, seit der
Münchener Kirchenbauverein es gegen eine Gebühr von
50 Pf. ausgestellt hat, den Hauptgesprächsstoff der Künstler
und kunstfreundlichen Kreise der Jsarstadt. Und das mit

Beide Relicss werden demnächst als Vorläuser einer umfasscndcn
Publikation, welche Or. Theodor Schrcibcr in Lcipzig mit Nntcr-
stiitzung dcr lönigl. sächj. Gesellschast dcr Wisscnschastcn untcrnommcil
hal, in dcr Zeitschr. s. bild. Kunst vcröffentlicht werden.
 
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