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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Die Führich-Ausstellung in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0273

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20. Iahrganq.

32.

l 88^83.

Aunstchronik

2 s. 2t7ai.

Mochenscbrift für Aunst und Aunstgewerbe.

2lnkü»dignngsblatt des verbandes der dentsche» Rnnstgewerbevereine.

Herausgebcr:

darl v. rsützow und

wicii

Leipzig: L. A. Seemaim

Arthur j)abst

Bcrlin, VV.

Lrpedition:

Gartenstr. Berlin: w. ks. Rühl, Iägerstr. 7Z.

3 _7 .... Auauk und Seplomber nur alle Tage und kostet in verbindung

- >e Uunstchronik erscheint von Dkiober b,s Lnde Iun, wochcntl, ?, , . - ^ potitzeile. nehmen außer der verlagshandlung

Mit den.Uunstgewerbeb,a.t balbsäbrlich ^ öns-ra.o. „ ^ ^g^P ^ ^ ^

dic Annoncenerpcbitionen von Haasensieln !. g _ _—- ,

> , . . . , s.un^i8 conlewi.oruins; Ncuc publikationcn. - Spani.e-i'c-Kunstlcr-

- "halt. vie Fübrich-Ausstellung >n Frankfurt. — k^ourne . - ^^ls- ^ Axjt des Todes von gean Goujon; Nach-

-l. wolff st: G. vorromeo ^ ?^ur,-da,en .r „,„,7iZoIzdockc: -lu-grabungen auf dem fforum Romanum. -

-r den Maler Lhristopb paud.«: Großenba.n. d-r p,„,Zonäre der franzosischen llkade.nie i„ lion,: St. peters.

' wiener Atelier-: Aus Stuttgart. — Zeitschristcn. — gnserate.

richten über

A. M. Gilli. — wiener Dombauverein. — Die diesjährige
burgiriusstellung von ^ilberarbeiten des 18. gahrhunderts.

Die Führich-Ausstellung in Frankfurt.

Die Ausstellung von Werken Ioseph Führichs,
wclchc die „Abteilnng sür bildcnde Kunst und Kunst-
wisseiischaft" des „Frcien deutschen Hochstistes" ciusAn-
regung des Herrn vr. B. Vcileiitin für die Dauer vom
16. April bis zum 7. Mcii vcrcmstciltct hcitte, ist als
die erste bedeutenderc That zu betracbten, init der das
reorganisirte Hockstift vor bie Öffentlichkeit getreten
>st. Dein freiindlichen Entgegenkomiiieii des Herrn
Hosrats Lnkas vvn Führich in Wien, des nordbvhini-
schcn Gewcrbeiiinsenms in Rcichenberg, sowic einer An-
Zahl privater Sanimler ist cs zu dankcn, daß Original-
werke Fiihrichs aus den verschiedenen Epvchen seiner
künstlcrischen Entwickclung vercinigt wcrden konnlcn.
Rcprodiiktioncn aklcr Art von Wcrken, die im Original
"icht zu beschaffen ivaren — ausgestellt vom Darmstädtcr
Iroßherzoglichen Miiseum, von Privatcn und von
»whreren Heransgebcrn — fiillten die Liickcn ans, ver-
dollständigten dic Saminlnng, sv daß sich dic umfasscnde
Dhätigkeit des Meisters, von den stammelnden An-
sängen seiner Jugend bis zu den reisen Schöpsungcn
bes atterndcn Künstlcrs in einheitlicher Folge iibcr-
blicken ließ.

Die romantisch-religivse Kunstrichlnng der Naza-
rcncr ist in ihrcr Entwickelung abgeschlossen, das Urlcil
über ihre kunsthistorische Stellung und Berechtignng
gefällt. Hervorgegangen ans dcr Reaktion gegen dic
stane, gehaltlose Nkanier der Akademicn und dic miß-
verstandene Klassizität, suchte sie im Anschluß an vcr-
wandte Strvmungen in der Litlcralnr die miltelalter-

liche Wclt in ihrer idealen Herrlichkeit, in ihrer tief
religivscii Jnnerlichkcit nnd christlichen Ergebenheit
poesievoll zu beleben. Joseph Führich, einer der über-
zcugungstreuestcii Anhänger und Vorkämpser dieser
riickwärts gcwandtcn Bestrebungcn, ist dennoch nnsercin
moderncn Bcwußtsein nicht in dem Maße frcmd gc-
worden wie manche seincr Genossen. Eine Fülle tiefer,
sinniger Gedankcn legte er in scinen Werken nicdcr
nnd seltener vcrirrte er sich wie Overbcck anf dic ge-
sährlichen Pfade abstrattcr Gedaiikenmalerei; mehr alö
die Vcit nnd die Schnorr von Carolsfcld schlug er in
seinen cvklische» Schildernngen den naivcn, vvlkstiim-
lichcn Ton an, mehr als seine Freunde war er be-
dacht anf den gefälligcn Reiz der äußeren Erschciining,
auf den schvncn Liiiicnsliiß der Zeichnung. Den ethi-
schen Gehalt wahrhaft großer, wenn auch einseitiger
Aiischaniing offcnbarte er in Fvrmen von vollendeter
Schvnheit. Wo dcr ausgesprochene Wunsch des Be-
stellcrs dem frcien Schaffen aus eigenem Antrieb Schran-
ken sctzte, da hat er wohl hin nnd wiedcr das religivse
Moment strenger Rechtgläubigkeit, das den ästhetischen
Genuß leicht tiiiben mag, nachdrücklich hervorgehoben.
'Ein frommer Katholik, war er ties durchdrungen vvn
dcr allcinigcn Wahrhcit seines Glanbens, nnd eine cchte
Küiistleinatnr, snchte er „den geistigen Ziisammenhang
allcr Dingc in eine cinzige, große Anschauung zn-
sammcnzusassen", so daß alle seine Werke „gleichsam
nur ein einziges Bild seines Gemütes" wurden. Dic
romantische Auffastung lag seincin Wesen gleich nnhe,
nnd nie hat cr vcrgcssen, der Nomantik dcn Tribut zn
enlnchten. Mit dem zunehmciidcn Alter znmal, in
 
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