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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0283

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553

Kunst- und Gewerbevereine. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

554

Transport

Für Förderung der monumentalen Malerei und
Plastik in den Prooinzen und Berlin wurden
seit dem Jahre 1863 verwendet:

Mark

1635760

an Künstlerhonoraren
an Nebenkosten (Tagegel-
dern, Neisekosten, Frachten)
zur Erfüllung früher einge-
gangener kontraktlicher Ver-
bindlichkeiten . . . . -

insgesamt
hiervon ab als auf die Zeit
1863—73 entsallend . .

1565360 Mk.
124000 -

bleiben ng 3
wendet

230000 -
1859006 Mk.

120000 -
als seit dem Jahre 1873 ver-

Gesamtsumme der Verwendungen

Aunst- und Gewerbevereine.

1739300
3 375000

?r.- Brcmc». Der Gewerbe- und Jndustrieverein^at

soeben seinen Jahresbericht sür 1884 herausgege en. ^
Verein zieht gewerbe-politische, techmjch-gswerb ich
speziell bremischc Angelegenhcilen m den Kreis >e ^
lprechungen und zählte im verflopenen Jahr >-82 Mltg

5<inmilungen und Ausstellungen.

Rä - Bcrlin. Dic drittc Ausstcllung »->' "ehrlmgs-
arbciten dcr Berliner Gcwcrbc wurde am im M«' m>
stellungsgebäude zu Moabit unter lebhaster
Regierung — anwesend war Staatsnilnister v. Bsü > > ^

betresfenden Teccrnenten der verschiedenen Mlmsterle' .

Männer von Tistinktion — eröffnet T'e

angeregt und zustande gekommen durch die „Gewe .. .

tion des Magistrats", deren Vor,itzender d'eselbe erostn -

Die erste Abteilung, die eigentlichen Lehrlmg-arbe.ten

fassend, ist in diescm Jahre schwacher be,chlck
früheren: der Grund dafür liegt '." ber strengen E -
dicsmal in Bezug auf die eigentliche ,,.-ehrlmg-> - ^

legt wurde; nicht mit Unrecht hatte '""" "".^„liauvt

lichkeit gezweifelt, daß gewisse ausgestellte Vrbesten ub )
v°n Lehrlingen qefertigt sein könnten. Tas Kuns.gewerbs
"immt in dicscr Äbteilung einen breiten Platz em und S g^
durchweg ersreuliche Leistungen; namentlich tallt das - ,

handwerk und die Abteilung der Graveure und ,
durch die ausgestellten Objekte aus. >)>" 8""i^" > -

564 Lehrlinge ihre älrbeiten eingesandt. Eme zw< ,
diesem Jahr zum erstenmal gebildete Abteilung B >

nungen, Modellirarbeiten rc. aller derjenigen Anstalten. wetgl
der Ausbildunq der Berliner Handwerker gew'dmet ,m°>
der Handwerkerschule, der königl. Kunstschule und der U
richtsanstalt des königl. Kunstgewerbemuseums, des ^eiie-
Vereins, der städtischen Fortbildungsschulen und anderer inegr
dem Technischen gewidmeter Anstalten. Zusanimen ha
30 Schulen mit über 10000 Schülern ausgestellt. Hier ist es
möglich, die von allen Seiten, öffentlichen und privalen, g -
machten Anstrengungen zur Sebung unseres Sandwerts i^
würdiqen; hier zeiqt sich, daß die bisher errungenen groß
Erfolge das Resultat ernster Arbeit und großer Opfer smd,
zeigt sich auch, daß nur durch andauernde Arbeit aus vem
gleichen Wege weitere Fortschritte zu erreichen sind, denn eo
tritt hier auch deutlich zu Tage, wo es noch fehlt und was
noch zu thun ist. Und unter diesen Gesichtspunkten betrachtök
haben diese Lehrlingsausstellimgen gewiß ihre Berechtigung,
so viel man auch sonst dagegen vorbringen kann.

<Z Für das Musöe Cluny in Paris hat die Regierung
zwei Emailmalereien von Löonard Limousin aus dem
Heiligen-Kreuz-Hospital in Joinville für 45,000 Frs. ange-
kauft. Dieselben stellen Claude von Lothringen und seme
Frau Antoinette von Bourbon dar.

Vermischte Nachrichten.

. . Jn dcr Hcrstcllung dcr ursprünglichcn Komposttion
dcs Pcrganitniscbcii Gigantcnsricscs sind neuerdings wieder
einige Kortschritte gemacht worden. Die Berl. Philolog.

Wochsnschrift berichtet darüber Folgendes: „In der letzten Zeit
ist eine neue Platte dcr Gigantomachie nach Berlin gekommen,
welche sowohl an sich, wegen der wunderbaren Phantasie,
der sie ihren Ursprung verdankt, als auch für die Zusammen-
setzung der übrigen Platten von höchster Wichtigkeit ist. Die
Platte war von den Türken für ihr Museum m Konstanti-
nopel in Anspruch genommen worden, ist uns aber doch
schließlich abgetreten worden. Dargestellt ist ein Gigant, der
von links nach rechts zurücksinkt, laut schreiend mit geöffnetem
Munde, das Antlitz schmerzverzerrt, die Haare gesträubt:
selbswerständlich, wie sich das für einen Giganten geziemt, be-
siegt. Wenn er aber doch nur von seinen natürlichen Waffen
Gebrauch machen wollte! Denn außer einem muskulösen
Körper hat er an Händen und Füßen statt der Finger und
Zehen ganz mächtige Adlersklaue», ja über der Daumenklaue
der Hand sitzt ihm noch ein starker Sporn,. wie beim Adler.
Den 'Rücken schmückt ein prächtiges Paar Flllgel, und das
untere Ende des Rückgrates entwickelt sich zu einer schuppigen
Schlange, gerade so wie bei dem Chimäralöwen. Von min-
destens ebenso großer Bedeutung ist dieser löwenklauige Er-
densohn für das Zusammenpassen anderer Platten. An dem
Gewande der Latona genannten Gestalt, welche eine Fackel
wagerecht vor sich hinstößt, waren ein paar Eindrücke zu
sehen, dic bisher niemand beachtet hatte; jetzt paßt der Fuß
des Giganten mit den Löwenkrallen akkurat in diese Spuren:
er versuchte, der Göttin Widerstand zu leiste», hielt aber
ihrer lohenden Fackel nicht stand, fiel zurück und stemmte
! noch im Fallen als letzten Versuch die linke Tatze an der
Göttin rechtes Bein. Älso diess beiden Platten gehören zu-
j sammen. Ferner besaßen wir ein größeres Plattenfragment mit
eincm wedelartigen Gegenstande, der bisher für einen Pferde-
schwanz gehalten wurde. Auch eine Flügelspitze war auf
dem Fragment enthalten: nun paßt der Flügolrest des Adler-
! giganten an diesen Rest, und der wallend lohende Wedel ist
die Lohe der Fackel: wakrscheinlich griff der Fallende mecha-
j nisch nach vorn, faßte m die Flamme, brachte sie dadurch
zu neuem Auflodern und beroitete sich dadurch den Schmerz,
welcher sein Gesicht noch im Marmor verzerrt. Nach der
anderen Seite hin hat sich Apollo angeschloffen, der bisher
ganz isolirt zu stehen schien."

H. L. Dic Maricnkirche zu Znowrazlaw. Der Abgeord-
nete von Jazdzewski forderte in der vorjährigen Tagung des
preußischen 'Abgeordnetenhauses den Kultilsminister v. Goßler
auf, sür eine würdige und umfassende Wiederherstellung der
in Trümmern liegenden, im Jahr 1826 abgebrannten Marien-
kirche zu Jnowrazlaw aus Staatsmitteln Sorge zu tragen.

Da über dieselbe eine irgendwie ausreichende Verösscntlichung
bisher nicht erfolgt ist, so sah sich Referent gelegentlich einer
Reise veranlaßt, die .Kirche zu besuchen, und glaubt seine
Wahrnehmungen der Öffentlichkeit nicht vorenthalten zu sollen.

Die Kirche ist in der That ein sehr wichtiges Baudenkmal
aus romanischer Zeit, und wenn auch dcr polnische Kunst-
gelehrte Lepkowski mit ihrer Versetzung in das 10. Jahr-
hundert, wie so manches Mal, Unrecht hat, so stammt sie
doch zweifellos aus der Zeit um 1200. Sie ist im wesent-
lichen aus Feldsteinen (nur der größere Teil der Türme so-
wie einige Anbauten sind aus Backsteinen erbaut), und zeigt
schwere gedrungene Mauermassen ohne vicl Gliederung (in
dcn Türmen kleine gedoppelte Fenster). Die beiden Seiten-
schiffe sind durch kleine. halbrunde Apsiden. das Mittelschiff
dagegen ist durch einen viereckigen, gotischen Chor, im Osten
mit einem Giebel aus dem 17. Jahrhundert, abgeschlossen.

An der Südseite befindet sich ein kleiner, barocker Vorbau
an der Westseite ein romanisches, einfach aber kräftig geglie-'
dertes Portal. Bis auf einige Reste von gotischen Gcwölbe-
konsolen im Chor zeigt sich keine einzige Verzierung ange-
bracht, nur einige Fratzen finden sich, die roh an den
Außenwänden ausgemeißelt sind. Jm Jnnern der Mauern
lagert ein wappengeschmückter Grabstein aus dem 15. Jahr-
hundert. Dächer und Thüren sehlen- Dies dürfte im
wesentlichsten der Befund sein. Es sind also eigentlich nur
noch 'Steinmassen übrig geblieben, die in archäologischer Be-
ziehung freilich wichtig genug, aber künstlerisch doch zu
unbedeutend sind, um so ungemein hohe Kosten, wie die ae-
forderte Wiederherstellung verschlingen würde, zu rechtfertiaen
Referent ist gewiß ein warmer Freund der mittelalterlickien
Baukunst und tritt gern für ihre Pfleqe und Erforsckmna
ein. Aber »,an darf den Bogen nicht überspannen, man
 
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