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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Feierliche Sitzung des kaiserl. deutschen archäologischen Instituts in Rom
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0300

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587

Kunstlitteratur.

588

unlängst entdeckten Hauses der Vestalinnen vornehmen
konnte. Er fand dabei wesentliche Nberbleibsel einer
Treppe von wenigen Stufen. Einen aus gelbem Tuff
bestehenden Maucrteil, der zu Tage kam, hält Professor
Jordan nicht für die Unterlage, auf welcher die
Säulen ruhten. Seiner Ansicht nach entstand diese
obere Mauer erst nach der Zerstörung der Säulen,
also nach dem 6. Jahrhundert, weil bis dahin dcr
Tempel noch anfrecht stand. Vorgefundene Parallelepi-
pedons trugen ursprünglich die Nundmauer und die
Säuleu. Bezllglich der im Hause der Vestalinuen im
vorigen Jahre gefundenen Statuen von den zu dem
Vestakultus gehörenden Priesterinnen lenkte der Vor-
tragende die Aufmerksamkeit auf eiue derselben, welche
zum Unterschied von deu übrigen keinen Schleier hat.
Besonders hob derselbe dabei hervor, daß den Kopf
dieser schleierlosen Statue sex erinss schmllckten, während
die verschleierten deren nur vier ausweisen.

Bei den Ausgrabungen sand Jordan nur eincn
Teller aus Terrakotta. Eine grubenartige, durch einen
Deckel verschlossene Kassette aus Mauerwerk, welche er
vorsand, hält er fllr den Behälter des Zterons Veetas,
welcher ein Jahr lang aufbewahrt und an einem be-
stimmten Tage vvrschriftsmäßig nach dem Palatin
geschafft wurde. Prosessor Jordau stcllte zum Schlusse
die baldige Veröffentlichung eines neuen Werkes aus
seiner Feder über die Topographie des Forum Roma-
nuin in Aussicht, welches den Ergebnissen der neueren
Ausgrabungen besonders Rechuung tragen wird.

Nach Jordan ergriff Prosesior Mommsen das
Wort, um kurz über einen wichtigen epigraphischen
Fund zu berichten, der vvr einigen Tagen in dem nahen
Civita Lavinia gemacht wurde. Er wies dabei auf
ein ähnliches aus Pompeji aus der Epoche des
Claudius stammendcs epigraphisches Monument, circa
44—45 n. Chr., hin. Das in Civita Lavinia ge-
fundene auf Tiberius bezügliche stamint aus dem
Jahre 37.

Nachdem der erste Sekretär des Jnstituts, Prof.
Henzen, noch einige kllrzlich entdeckte Jnschriften er-
läutert hatte, sprach er dem Baron v. Platner öffent-
lich den Dank des Jnstituts aus sür die neue Schenkung
einer zweiten wertvollen Sammlung von Bllchern llber
die Geschichte der italienischen Municipien, welche die
erste von demselben Gönner dem Jnstitute schon früher
iibergebene Kollektion wesentlich vervollständigt. Die
Liblioklieoa Matnsriang, welche sortan eine besondere
Abteilung der Jnstitutsbibliothek bildet, umfaßt bereits
6000 Bände, welche sich ausschließlich auf die Städte-
geschichte Jtaliens beziehen und sast alle Ltatuti, Ver-
fasiungen dcr italicnischen Städte enthalten. Jn Rom
kann sich keine andere Bibliothek dieser Spezialsamm-
lung an die Seite stellen; die Platucrsche Kollektiou

steht keiner anderen in Jtalien nach. Der in Rom
geborene Baron von Platner ist ein Sohn des eben-
daselbst im Oktober 1855 verstorbenen Malers und
Schriststellers Ernst Zacharias Platner aus Lcipzig,
welcher mit Bunsen die verdicnstvolle „Beschreibung
der Stadt Rom" herausgab.

Aunstlitteratur.

Adamv, vr. N., Die Einhard-Basilika zu Stein-
bach im Odenwald. Mit 24 Zinkätzungen und
4 Tafeln in Achtdruck. Darmstadt 1885. Vll n.
36 S. 4«.

o.— Vorstehende Publikation behandelt keinen
durchaus neuen, sondern einen seit länger als einem
Jahrzehnt bekannten Gegenstand. Das Verdienst, die
für die Architektur der Karolingcrzeit hochwichtige
Kirchenruine zu Steinbach bei Michelstadt im Oden-
wald in ihrer wahren Bedeutung erkannt und zuerst
ans Licht gezogen zu haben, gebührt dem Professor
der Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule zu
Darmstadt, Hosrat vr. G. Schaefer. Sckwn 1874
brachtc unsere Zeitschrift (s. B. IX, S. 129—145)
aus der Feder dieses Gelehrten eine Abhandlung, worin
die Entdecknng und der Nachweis des Jdcntitäts-
Verhältnisies zwischen der bis dahin sllr romanisch
(vergl. Lotz II, S. 486) angesehenen Steinbacher
Kirchenruine und der von Einhard um 814 begonnenen
Basilika im Odenwald, die allgemein für vom Erd-
boden weggetilgt gehalten wurde, überzeugend dar-
gethan, das Bauwerk wisienschaftlich beschrieben und
in die Kunstgeschichte eingefllhrt ist. Ohne diese
Forschung und Veröffentlichung stllnde wohl Einhards
Odenwald-Basilika noch zur Stunde unerkannt auf
dem stillen Wiesenplan hinter dem Schlosie FUrstenau
zu Steinbach. Selbst — guanäogue bouue ckorwitat
vomerub — auf C. Schnaase, welcher anfangs der
dreißiger Jahre Schloß Fürstenau öfter besuchle und
in der Pfarrkirche des nahen Michelstadt seine Braut
zum Altare fllhrte, scheint die Ruine keine Anziehungs-
kraft geänßert zu haben; wenigstens ist dieselbe in
seiner Geschichte der bildenden Kllnste nicht erwähnt.
Diejenigen, welche nach vr. G. Schaefer über diesen
Karolingerbau geschrieben, stehen darum in atlem
Wesentlichen auf seinen Schultern. Dies gilt sonach
auch von der Schrift des vr. N. Adamy, Privat-
dozent der Kunstgeschichte an der nämlichen techni-
schen Hochschule, an welcher vr. G. Schaefer als
Ordinarius wirkt. Sämtliche Hauptmomente, auf die
es bei der kllnstlerischen, kunsttechnischen und historischen
Bestimmung der Einhard-Basilika ankommt, sind in
der genannten, umfasienden und mit Jllustrationen
versehenen Abhandlung dieser Zeitschrift enthalten. Es
 
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