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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0308

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Nekrologe.

60 t

603

Das Ganze soll 50 Taseln umfassen und er-
scheint in 17 Lieferungen zu je 3 Taseln mit durch-
schnittlich 2 Bogen Tert, zum Lieferungspreise von
2 Mk. 20 Pf. (1 Fl. 50 Xr. 5. W.). Am Schlusie.
der bis Weihnachten 1886 zugesagt wird, soll dem Text
noch eine Einleitung aus der Feder Prof. v. Lützows
beigegeben werden, dercn Aufgabe es ist, die geschicht-
liche Entwickelung der Götterideale im Zusammen-
hange darzulegen und so auch in kunsthistvrischer Form
einen Abriß der antiken Bildnerkuust sür den Schul-
gebrauch zu bieten. -2

— r. Ncue Schriftcn von Engunc Münjz. Der uner-
müdliche französische Kunstforscher hat nns in der letzten Zeit
abermals mit einer Reihe von Abhandlungen beschenkt,
ivelche die kunsthistorische Wissenschaft in namhafter Weise
bereichern. Zwei Aufsätze, zuerst im Lnllstin mouumeutal
und in den Nömoireo äes L.ntiguaire8 abgedruckt, machen
uns mit den Malern bekannt, ivelche die Päpste in Avignon im
14. Jahrh. beschästigten. Das michtigste Resultat seiner Unter-
suchungen ist, datz ünter dem Pontifikat Clemens'Vi. (1842—
1352) das italienische Element unter den Künstlern ent-
schieden vorwaltet und daß in Bezug auf Simone Martini
sein Anteil an den Fresken im Saale des Konsistoriums
noch immer problematisch bleibt. dagegen die Wandbilder in
N. Dame des Domes ihm zugesprochen werden müssen. Als
Ergänzung zu seinem bekannten Werke über das Kunstleben
am römischen Papsthofe publizirt Müntz sodann zahlreiche
urkundliche Vermerke über die Kunstthätigkeit, welche sich
unter dem Pontifikate Martins V. entsaltete. Von besonderem
Jnteresse sind die Nachrichten über den römischen Bildhauer
Paluzzo, dessenPersönlichkeit noch so wenig hellist, und über
den Goldschmied Simone, den angeblichen Bruder Dona-
tello's. Eine vierte Abhandlung endlich bringt den Reise-
bericht des venetianischen Abgesandten Bernardo Bembo,
Vaters des Kardinals. aus dem Jahrs 1504, welcher auf
antike Jnschriften eine genaue Aufmerksamkeit verwendete, und
teilt zahlreiche Urkunden über Raubbau mit, welchem im 15.
und 16. Jahrhundert so viele antike Denkmäler zum Opfer
fislen. Jn allen diesen Abhandlungen bewährt Müntz den alten
Ruhm umfassender archivalischer Gelehrsamkeit. Unter den
lebendenKunfihistorikern dürfte ihm darin nurBertolotti gleich-
kommen. Aber Müntz ist nicht allein ein emsiger, scharf aus-
spähender Forscher, sondern auch ein geistvoller Schriftsteller,
welcher es vortrefflich versteht, Kunstliebeund Kunstverständnis
in weiteren Kreisen zu wecken. Bei vielen großen Unterneh
mungen, wie fie gegenwärtig in Frankreich beliebt sind, uin die
Kunfigeschichte zu popularisiren, steht Müntz an der Spitze.
So leitet er jetzt wieder eine große Sammlung illustrirter
Künstlerbiographien, welche der bekannte Kunstverlegsr Nouam
unter dem Titel: I-es artistes eelebrss herausgiebt. Das
erste Heft, von Müntz selbst geschrisben, ist Donatello gewid-
met und zeigt alle Vorzüge, welche die älteren sür weitere
Kreise bestiinmten Schriften des Verfassers besitzen.

Nekrologe.

Frnst Förstcr -s. Der in weitesten Kreisen rühm-
lich bekannte deutsche Gelehrte und Künstler, desien ain
29. April erfolgten Tod wir gemeldet, wcird am
8. April 1800 zu Münchengoßerstädt an der Saale
bei Altenburg geboren, widmete sich in Jena und Ber-
lin dem Studium der Philosophie, Philologic und
Theologie, ging aber im Alter von 22 Jahren zur
Kunst über. Nachdem er in Dresden Hvlbein und
Tizian kopirt, begab er sich im Jahre 1823 nach Mün-
chen, wo Cornelius eben seine Wandgemälde in der
Glpptothek begonnen hatte, und ward von demselben
als Gehilfe dabei angenommen. Jm nächsten Jahre

und im darauf folgenden arbeitete Förster in der Aus-
schmückung der Universitätsaula in Bonn und 1826
malte er, nachdem er seinen ständigen Wohnsitz in
München genommen, seine Erstiirmnng der Bcroneser
Klause in den Hofgartenarkaden daselbst und führte
dann im Salon der Königin im Königsbau Kompo-
sitionen zu Wiclands Gedicht Oberon von Neu-
reuther und zu desselben Dichters Musarion und Gra-
zien von Kaulbach enkaustisch aus. — Vvn München
aus besuchte Förster wiederholt Jtalien und machte in
Pisa, Volterra, Bologna rc. manche die italienische
Kunstgeschichte bereichernde Studien. Von großer
Wichtigkeit war die Auffindung alter, nicht mehr be-
achteter Gemälde namhafter Meisler, wie insbcsondere
1837 die der Fresken in der Cappella di San Giorgio zu
Padua, deren Wiederherstellung Förster auch mit Sorg-
falt unternahm und zu Ende sührte. Jn Jtalien zeichnele
er auch im Auftrage des Königs Maximilian II. von
Bayern, des Königs Friedrich August von Sachsen
und des Königs Friedrich Wilhelm von Preußen eine
lange Reihe von Werken älterer Künstler und legte
gleichzeitig eine Sammlung solcher Kopien für sich
selber an. — Nach dieser Zeit widmete sich Förfier
ganz der Kunstschriftstellerei. So entstanden: Leitfaden
zur Betrachtung der Wand- und Deckenbilder des neuen
Königsbaues in München, München 1831; Bciträge
zur neueren Kunstgeschicbte, Leipzig 1835, welche ihm
den Doktorgrad der Universität Tübingen eintrugen;
Briefe über Malerei in Bezug auf die Gemäldesamm-
lungen in Berlin, Dresden und Sluttgart 1838;
München, ein Handbuch fllr Fremde und Einheimische,
München, 8.Aufl. 1858; dasselbe französisch, 3. Aufl.
1853; Handbuch fllr Reisende in Jtalien, ebd. 1840;
8- Aufl. 1865; dasselbe französisch, 4 Aufl. 1850;
Die Wandkapelle der St. Georgenkapelle in Padua,
Berlin 1841; Handbuch sür Reisende in Deutschland,
Mllnchen 1847; 2. Aufl. 1853; Joh. Georg Müller,
St. Gallen 1851; Die Geschichtc der dcutschen Kunst,
Leipzig 1851—59, 5 Bde.; die beiden letzten Bände auch
gesondert unter dem Titel: Geschichte der neuen deut-
schen Kunst, Lpz. 1863; Gedichte, Lpz. 1854. Weiter
gab Förster heraus: Wahrheit aus Jcan Pauls Leben,
Breslau 1826— 33; PolitischeNachktänge von Jean Paul,
Heidelberg 1832, Jean Pauls littcr. Nachlaß, Berlin
1836—38, 5 Bde.; Der Papierdrache, Frankfurt 1845,
2 Bbe.; Genelli's Umrisse zum Homer mit erläutern-
dem Text, Stuttgart 1844; Denkmale der deutschen
Baukunst, Bildnereiund Malerei,Lpz. 1855—65; Leben
und Werke des Fra Beato Angelico Va Fiesole, Regens-
burg1859; Vermischte Schriften, München 1862; Rcise
durch Belgien nach Paris und Burgund, Lpz. 1865;
Rasael, Lpz. 1867—69; Geschichteder italienischenKunst,
Lpz. 1869—75; Denkmale der italienischen Malerei
mit vielen Zeichnungen, Lpz. 1870—74; Peter von
Cornelius, Berlin 1874, 2 Bde.; Pet. von Cornelius'
Entwurf zu den Fresken der Loggien der Pinakothek
zu München, mit Stichen von H. Merz, Lpz. 1874.
Vom Jahre 1842 an redigirte er teilweise das Kunstblatt
und die deutsche Ausgabe des Vasari und war Jahr-
zehnte hindurch Mitarbeiter der Allgemeincn Zeitung.
Försters Leben war ein reichbewegtes, thatenreiches,
und nicht minder reich an Auszeichnungen und Er-
solgen; aber neben den lichten Seiten fehlten auch die
Schatten nicht: er stand am Grabe von drei Gattinnen
 
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