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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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605

Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Kunst- und Gewerbevereine.

606

und vier Söhncn. Sein Knabenalter war in die Zeit
er begeisterten Freiheitskampfe gefallen und es war
p?" irergönnt, das deutfche Reich neu und mächtig
'ic crcriteheu zu sehen. Sein ganzes Leben war dem
«chvnen und Erhabenen gewidmet gewesen und seine
-oiuse hatte manches Fest verschönt. — So fehlte es
auch an seinem Grabe nicht an Huldigungen: Profeffor
E- Brunn legte namens der Zwanglosen Gesellschaft,
eren Geschäfte Hofrat Förster über vierzig Jahre be-
lpsgt halte, einen Lorbeerkranz nieder; gleichcs that
irektor Lange im Auftrage des Bayerischen Kunst-
'^.^E^ö^dereins, Maler Bever in dem der Münchener
"Elergenoffenschaft, Maler Herwegen namens der
^eselligen Vereinigung der Künstler und Paul Heysc
nameiis dcs Münchener Zweigvereins der deutschen
^chillerstistung. — Förster war Mitglied der Kunst-
okadeniien in München und Amsterdam und Jnhaber
wehrerer Orden. Er hinterläßt einen Sohn, der Major
"i der bayeriscken Armce ist, und eine verheiratetc
Dochter.

Carl Albcrt Ncgnet.

. 0. v.P. P. Rafaello Garrucci, der bekannte Archäologe
nv Aumismatiker, ist im Collegio Pio Latino-Americano zu
^om, in welchem er als Mitglied des Jesuitenordens lebte,
am 6. Mai im Alter von 73 Jahren einem Schlagfluß er-
iegen. Er wurde t8l2 zu Neapel geboren und widmete sich
Jugend auf dem Studium der hebräischen, klassische»
unv christlichen Archäologie und der Münzenkunde. Sein
Hauptwerk ist die Ltoria äell' arts orlstisva nsi priwi otto
bseoti ckstlu efliess (Prato 1874 u. ff. in 6 Bänden). Ein
zweites großes Werk, das die Münzkunde Jtaliens vom
onnscheii As bis zu den heutigen Münzen herab behandelt,
hinterließ Garrucci im Manuskript, dessen Herausgabe nun
von dem ihm befreundeten römischen Gelehrtenkreise besorgt
wcrden soll.

Aus Wicn. Jn Wiener Künstlerkrcisen cirkulirt der
-Giener „Presse" zufolge das Gerücht, daß der aus Wien
Itammende Historienmaler Wilhelm Koller vor einiger Zeit
jsutbr sehr traurigen Umständen sein Ende gefunden habe.
-Gilhelm Koller war 1829 in Wien geboren worden. Er
verließ aber selne Vaterstadt schon als junger Mann im Jahre
tdol, um zunächst in Düsseldorf seine Studien fortzusetzen,
suorauf er sich 18S6 in Antwerpen niederließ und seit 18S9
"l Brüssel lebte. Von seinen Bildern im historischen Genrc
flnd jii jxne pus de,,, geben der Philippine Welser

am bekanntesten geworden. Vor einiger Zeit siedelte er von
Brüssel nach Paris über, wo er aber aus Ursachen, die noch
mcht genügend aufgeklärt sind, in seinen materiellen Ver-
haltnissen sehr herabgekommen sein soll. Er mußte Paris
verlassen und begab sich nach Teutschland; hicr soll er der
Aot und den Entbehrungen erlegen sein. Wo dies geschah,
lst aber nicht genau bekannt.

Ronkurrenzen.

L. Tic Münchcncr Kirchcnbaukonkurrcnj. Jn München
sollen drei neue katholische Kirchen gebaut werden und man
hat zu diesem Zweck ein Konkurrenzausschreiben erlassen, das
die Einsendung von nicht weniger als 96 Entwürfen zur
Folge hatte, die samt und sonders öffentlich ausgestellt wur-
den. Es wäre des Guten viel zu viel gethan, wollte man
das Ergebnis der Konkurrenz ein besriedigendes nennen.
Steht doch so viel fest, daß sich von den 9 prämiirten Ent-
würsen kein einziger so, wie er ist, zur Ausfllhrung eignet.
Die Mehrzahl der Entwürfe bewegt sich in den Stilformen
der Frühgotik; darauf, daß die Kirchenbauten Altmünchens
spätgotische Backsteinbauten sind, ninimi keiner von allen
Rücksicht. Vielfach vertreten ist auch die basilikale Anlage;
die italienische Renaissance hat sich ebenfalls eingefundcn;
desgleichen begegnen wir in einzelnen Fällen wunderbaren
Versuchen, ve'rschiedene Baustile mit einander zu verquicken,
und selbst an unfreiwilligen Beiträgen zur Komik ist kein

Mangel. Daß man in den Details manches Altbekannte
aus Nord und Slld, Ost und West findet, kann nicht wohl
befremden; es fehlt nicht an Erinnerungen an Mainz und
Mailand, Bamberg und die Certosa von Pavia, noch selbst
an Anlehen bei modernen Münchener Bauten. Fassen wir
die prämiirtsn Entwürfe etwas näher ins Auge:

A.. Entwürfe für die Pfarrkirche St. Benno.

1. L. v. Abbema in Düsseldorf. Frühgotische drei-
schiffige Hallenkirche ohns Emporen. Zwei Glockentürme an
dec Vorderfronte und ein Centralturm über dem Querschiff.
Vaumaterial: Sandstein mit Ziegeluntermauerung.

2. L. Becker in Mainz. Dreischiffige frühgotische
Hallenkirche mit nur wenig über die Seitenschiffe hinaus-
ragendem Querschiff. Besonders stark betonte Choranlage.
Hauptturm mit geschlossenem Helm. Über dem Querschiff
ein kleiner Centralturm. Jm Jnnern große Flächen sür Wand-
gemälde. Material in der Hauptsache Backstein.

3. L. Romeis, Professor in München. Romanischer
Bau mit zwei Türmen an der Giebelfronte und einem Cen-
traiturm. Hohes Mittel- und zwei viel niedrigere Seiten-
schiffe. Material Backstein. Anlehnung an den Dom in

peyer.

L. Entwürfe für die Pfarrkirche St. Maximilian.

1. H. Schmidt, Professor in Alünchen. Frllhgotischer
Backsteinbau. Grundform das lateinische Kreuz. Vierungs-
turm. Reicher stgürlicher Schmuck an der Fronte, im Jnnern
der Vierung und im Chor. Wandflächen für Gemälde.

2. Flugge und Normann in Essen, zugleich fiir die
Pfarrkirche St. Paul. Basilikaanlage mit Querschiff. Niedrig
liegende Seitenschiffe. Turmhalle mit drei Portalen. Back-
und Werksteine.

6. Entwürfe für die Pfarrkirche St. Paul.

1. Friedr Thiersch, Professor in München. Gewölbte
dreischiffige Basilika mit einfachem Querschifs, die Seiten-
schiffe mit Quertonnen gedecki, Haupt- und Querschiff mit
Kreuzgewölben. Die Einzelheiten im Stil der Früh-
renaiffance. Wandflächen für Bilderschmuck. Material Hau-
und Backstein.

2. Beisbarth, Jnspektor in Stuttgart. Nomanischer
Bau mit Querschiff. Übsr der Vierung innen überhöhtc
Kuppel, außen nur ein niedriger feingegliedeter Tambour. An
den Außenendcn des Querschiffs Türmchen. Die drei Schifse
mit Tonncngewölben abgeschloffen. Chorwölbung für Wand-
malereien berechnet. Material Back- und Haustein, für säml-
liche Kapitäle Bronze.

3. Clemens Rühl in Mainz. Basilikale Anlage mit
hochgeführtemMittelschiff, Transept und halbrundgeschlossenem
Chor. Über der Vierung eine Kuppel und an der Giebeljronte
zwei mit Kuppeln gekrönte Glockentürme. Material Bau-
und heller Sandstein.

4. Georg Hauberisser, Professor in München. Grund-
anlage die einer römischen Basilika mit Querschisf und
Vicrungsturm. Stilformeu des Überganges und der Früh-
gotik. Baumaterial Sandstein und Ziegel.

Wie man sieht, herrscht auch in den prämiirten Entivürfen
der frühgotische Stil vor; fünf derselben bedienen sich seiner.

Sehr zu wünschen wäre dic schließliche Wahl solcher Entwürfe,
welche den Schmuck von Wandgemälden zu lassen, da die
monumentale Malerei seit dem Ableben Maximilians II. sich
keiner Pflege von oben mehr zu erfreuen hat und sich eiue
so günstige Gelegenheit wie die gegenwärtige, ihr unter die
Arme zu greifen, vielleicht in Jahrhundertcn nicht wieder
finden dürste.

personalnachrichten.

O A» Stcllc dcs zum Direktor dcr französischcii Aka-
dcinic in Nom criiamitc» Malcrs Hebcrt ist Gustave Bou-
langer an die Spitze des von jenem geleiteten Ateliers an
der ilüools ckes hvaux arts in Paris berufen worden.

Aunst- und Gcwerbevereine.

— 88— St. Gallc». Der siebente Jahresbericht über
das St. Gallische Jndustrie- und Gewerbe-Museum
sür 1884 bekundet das eisrige Bestreben des Vorstandes, die
Sammlungen des Museums zu bereichern und nach Mög-
lichkeit nutzbar zu machen. Dem lokalen Bedürfnisse ent
 
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