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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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619

Prcisverteilungen.— Saimnlnngen und Ansstcllungen. — Technisches. — Permischte Nachrichten.

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einige, welche das neue Verwaltungsgebäude dem bestehen-
den Bundespalais ähnlich oder ganz gleich gestalteten und
in der Mitte zwischen den beiden — gleich Flügeln er-
scheinenden — Amtsgebäuden den Bau sür die Legislative,
als mehr oder weniger dominirendes Centrum der ganzen
über lM» m langen BauqruPpe, anordneten. Die Jnry be-
stand aus den Ärchitekten Bezencenct (Genf), Colin (Neuf-
chatel), Geiser (Zürich), Jahn (Bern), Kunkler (St. Gallen),
Legesser (Luzern) und dem Adjunkten des eidgenössischen
Oberbauinspektors, Flükiger. Für die Prämiirnng waren
t»0»0—1200» Frs. zur Tisposition der Jury gestellt, welche
sie auf 4—5 Projekte verteilen sollte. Den ersten Preis
(3500 Frs.) erhielt Prof. Bluntsch li in Zürich, den zweiten
Preis (2500 Frs.) Architekt Hans Auer in Wien, den
dritten Preis (2000 Frs.) die Architekten Walser und
Friedrich in Basel und zwei vierte Preise (1500 Frs.) die
Architekten Girardet und Bezencenet in Paris und
Hirsbrunner und Baumgart in Bern. Außervem wurde
das Projekt der Brüder Camoletti in Gens zum Ankauf
empfohlen, das vom Programm abwich, indem es die Neu-
bauten vollständig mit dem bestehenden zu einem einzigen
Bau vereinigte, was allerdings zu interessanter Plandisposi-
tion, aber zu ganz ungelöster Fassadensnlwickelung sührte. —
Über die Ausführung der vorgeschlagenen Jdeen hat die
Bundesversammlung in ihrer nächsten Wintersession zu ent-
scheiden.

* Bci dcr Konkurrc»; für dcn ncucn Börscnban in
Amster-am erhielt der Pariser Architekt Cordonnier den
l.Preis, den 2. Preis errangen die Wiener Architekten Groll
und Ohmann.

prsisverteilungen.

N. Dcr königl. bayrischcn Hofglasmalanstalt von Franz
Fav. Zettler in München wurde aus der gegenwärtig in
Delft stattfindendsn internationalen Ausstellung von dekora-
tiven Faiencen und Glasmalereien der erste und höchste
Preis zuerkannt. Es fällt diese Auszeichnung um so schwerer
ins Gewicht, als die fragliche Ausstellung eine internationale
Fachausstellung ist, die belgische und niederländische
Glasmalerei selbst auf hoher Entwickelungsstufe steht und auch
die englische in Delft eine höchst ehrenvolle Vertretung ge-
funden hat.

Sammlungen und Ausstellungen.

^ Das Gocthe-Haus in Weimar wird nach dem am
15. April d. I. erfolgten Tode von Goethe's Enkel Walter
nun dem Publikum zugänglich werden. Es dürste jedoch
wohl noch einige Zeit vergehen, bevor man an eine syste-
matische Ausstellung uud Katalogisirung der Sammlungen
des Dichters wird schreiten können. Erst am 1. Oktober
werden die für das „Goethe-Museum" bestimmten Räume
srei. Gegenwärtig sind die Gegenstände in zwei kleinen
Zimmern eng und fast unbenutzbar zusammengedrängt. Es
ist viel sehr Wertvolles, namentlich an Bronzen, Majo-
liken, Medaillen, Zeichnungen u. a. vorhanden.

?. Stuttgart. Aus dem künstlerischen Nachlaß des
jüngst in München gestorbenen Landschaftsmalers C. Ebert
wurden sowohl sür die Staatsgalerie als auch für das
Kupferstichkabinet wertvolle Kunstwerke erworben. Erstere
kaufte zmei kleine guterhaltene anmutige Bilder unseres
vaterländischen Meisters E. von Wächter: „Bacchus kre-
denzt dem Gott der Liebe eine Schale Weins" und „Eros
als Ehestister entzündet die Fackel eines Jünglings, zu wel-
chem eine ein reichgsfülltes Füllhorn tragende Jungfrau
liebevoll hinüberblickt". Beide Bilder geben einen Beweis
von dsr fruchtbarsn Erfindungsgabe und von dem tief-
empfindenden Schönheitssinne des Künstlers. Für das Kupfer-
stich-, beziehungsweise Handzeichnungskabinet wurde außer
zwei interessanten Skizzenbllchern Eberts ein kostbarss Album
mit Handzeichnungen von Füger, Schwind, W. v. Kaulbach,
Kirchner u. s. w. angekauft. — Das Treppenhaus des
Generalkommandogebäudes wird gegenwärtig mit einem
Schlachtgemälde geschmückt. Eine bestimmte Episode aus dem
Kriege gegen Frankreich 1870—71 ist nicht angenommen, es

wird nur im allgemeinen die Erstürmung einer mit feind-
lichen Geschützen besetzten Anhöhe geschildert. Die Aus-
führung wurde einem jüngen KUnstler, dem Maler Zweigle,
übertragen und es läßt sich erwarten, daß derselbe ein
lebensvolles Bild der ihm zur Aufgabe gestellten Scene geben
werde, da er sich schon mehrfach in Darstellungen aus dem
Soldatenleben nicht ohne schönen Erfolg versucht hat.

-—88— Lille. Tertilsammluug. Das Jndustriemuseum
in Lille hat eine hervorragend schöne und gut geordnete
Sammlung von etwa 150 Mustern europäischer Posamentir-
arbeiten und Seidenstoffe aus dem 15. bis 18. Jahrhundert
zum Geschenk erhalten, welche einen vollständigen Über-
blick über die Fabrikation von Prachtstoffen während der
genannten Periode gewähren-

Technisches.

— r. Unechtcr odcr künstlicher Marmor wird in mehr-
facher Weise hergestellt. 1. Man benutzt dazu den Schieser-
stein, wclchem eine papierdicks, emailartige, jede Marmor-
gattung täuschend nachahmende, durchauS wetterbeständige
Deckschicht eingebrannt wird. England und Deutschland
rivalisiren in der Fabrikation unechtsr Marmorplatten. doch
hat das deutsche Fabrikat den Vorzug größerer Billigkeit.
So liefert z. B. Rohrlacher in Salzungen sehr schöne, über
2 gm große Marmorplatten aus Obersteinacher Schiefer zu
bedeutend billigeren Preisen als Magnus in London. 2. Jn
England und Frankreich stellt man eine ausgezeichnete Nach-
ahmung des parischen Marmors durch eine eigentümliche
Thonmasse her, die man in England „üarian", in Frankreich
„kate äs karos" nennt. Beide Mischungen erhalten nach
dem Brennen einen prächtiaen Glanz und jenen so geschätzten
gelblichen Ton des antiken Marmors; man verfertigt daraus
Reliefs, Büsten, ganze Figuren, Platten und allerhand Orna-
mente. S. Ein anderer Marmor, aus Zinkoxyd und Zink-
oxydul gemischt, hat eine blendend weiße, stumpfe Färbung,
weshalb er sich vorzüglich zur Darstellung menschlicher und
anderer Figuren eignet. Polirt und mit Erdfarben gefärbt
oder geadert Lient er zur Bekleidung von inneren Wand-
flächen sowie zu Vasen und Grabmonumenten. Die Fabrik
von Czarnikow L Co. in Berlin besaßt fich besonders mit
dieser Fabrikation des unechten Marmors und liefert aus-
gezeichnete Fabrikate; auch fertigt dieselbe Fabrik Platten und
Gefäße aus gewöhnlichem Cemsntkunststein, die durch Politur
einen marmorartigen Glanz erhalten.

Vermischte Nachrichten.

6. v. H. Für die auf 1686 in Augsburg fcstgeschtc
schwäbische KreisaussteUung wird auch eine kunsthistorische
Abteilung aus dem Gründe errichtet, weil das Aufstellen
der Werke unserer Väter als Vorbilder, durch Reproduktionen
derselben und noch mehr durch die wirkungsvolleren Ori-
ginale selbst in Ausstellungen, wesentlich zu dem neuen Auf-
schwungs des deutschen Kunstgewerbes beigetragsn hat. Es
kann jetzt schon eine Gegenüberstellung alter und neuer
Kunstwerke mit der Genügthuung erwartet werden, daß
letztere die ersteren erreichen oder ihnen doch nahs kommen.
Das Schöne muß aber dem Auge immer wieder vorgehalten
werden, damit es in Fleisch und Blut übergehe und zulstzt
überall, ohne besangene Nachahmungssucht mil vollkommen
entwickeltem Verständnis und Sinn für das Mustergiltigs,
durch eigene Erfindung neu und srisch geboren werden könne.
Es ist keine unbillige Voraussetzung, nachdem so viele andere
Städte in ähnlichen Ausstellungen unterstützt wurden, daß
man auch dem rührigen Schwaben mit Augsburg als
Mittelpunkt, welches durch seine alten Meister so viel zum
Ruhme des gemeinsamen Vaterlandes leistete, bei dem jetzigen
Unternehmen wohlwollend und unterstützend entgegenkommen
werde. Jeder sreundliche Beitrag und nützliche Rat für das
patriotische Unternehmen wird mit aufrichtiger Dankbarkeit
begrüßt. Wenn behauptet worden ist, daß derlei Ausstellungen
einen Vorschub zur Auswanderung von Kunstschätzen ins
Ausland geben, so kann dem entgsgen gehalten werden, daß
gerade in der sogenannten Verborgenheit die Kunstgegen-
stände aus Unkenntnis und Geringschätzung bei den Besitzern
 
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