Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0332
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nekrologe. — Kunstlitteratur.

651

Das war natürlich nicht die einzige Frucht dieses Feld- j
zuges für ihn. Jm Austrage des Königs Wilhelm, der
ihn sehr hoch schätzte und ihm bis an sein Lebensende
wiederholte Beweise seiner Gnade gab, malte er die Be-
gegnung des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl
uach der Erstürmung der Diippcler Schanzen, dann die
Erstürmung der Düppeler Schanze Nr. 2 und den Über-
gang auf Alsen. Wahrend er noch seine Studien ver-
ärbeitete, brach der Krieg von 1866 aus, welchen er im
Hauptquartier des Kronprinzen durchlebte. Dieser Krieg
gab ihm dic Motive für die Bilder „König Wilhelm
bci Königgrätz dem Kronprinzen den Orden pour lo
mörito überreichend", „Zusammentreffen des Kronprinzen
nnd deS Prinzen Friedrich Karl auf der Höhe vvn Chlum"
nnd die „Eroberung einer Standarte durch das 10. Dra-
gonerregiment". Lebendigkeit und Wahrheit der Dar-
stellung sind die Hauptvorzüge dieser Bilder, welche den
Moment schlicht und ohne theatralisches Pathos wieder-
geben.

Was Cainphausen von preußischeni Heldentum aus
der Geschichte und aus eigener, unmittelbarer An-
schauung kennen gelernt, faßte er in einer Reihe von
kolossalen Reiterporträts derjenigen preußischen Herrscher
zusammen, an welche sich eine entscheidende Wendung in
den Geschicken des Landes knüpft: der große Kurfürst,
Fricdrich Wilhclm I., Friedrich II. und Kaiser Wilhelm.
Er gab in diesen für das königl. Schloß in Berlin ge-
maltcn Bildern nicht bloße Porträts, sondern er stellte
jeden Herrscher gewisserniaßen in der Aktion über ein
Schlachtfeld reitend und von den besten seiner Mannen
beglcitet dar. So den großen Kurfürsten mit Derff-
linger, Friedrich II. mit Seydlitz, Ziethen und dem
Prinzen Heinrich, Kaiser Wilhelm mit Bismarck, Moltke
und Roon. Ein zweites Eremptar des letzteren Bil-
des befindet sich im Wallraf-Richartz-Museum in Köln.
Jn diesen Gemälden ist es deni Meister gelungen, die
weltgeschichtliche Bedeutung seiner Helden zu vollem
überzcngeiiden Ausdrucke zu bringen und die Größe des
monumentalen Stils zu erreichen. Jn das letzte Jahr-
zehnt seiner Thätigkcit fällt ein in Wachsfarben ausgeführ-
tes Wandgemälde in der Herrscherhalle des Berlincr
Zeughauscs „Die Huldigung der schlesischen Stände vor
Friedrich II."

Camphausen hat auch zahlreiche Jllustrationen für
dcn Holzschnitt gczeichnet nnd lithographirt. Ein Mcister
dcr Rede, ein schwungvoller Poet, war er Jahrzehnte
hindurch in Ernst und Schcrz die Scele des Düssel-
dorfer „Malkastens", dcr Patron seiner Feste nnd der
warmherzige Vertreter aller hiimanitären Jnteressen des
Künstlerstandes. R.

0. v. ll. Prälat vr. gr. I. Lchwartz, Stadtpfarrer zu
Ellwangen, ist daselbst am I. Juli, 64 Jahre alt, gestorben.
Eine Zierde des württeiiibergischen katholischen Klerus, war
der Verstorbene nicht blotz in seiner Fachwissenschaft hervor-
ragend, sondsrn hat sich auch auf dem Gebiets der kirchlichen
Archäologie durch seine „Formenlehre des romanischen und
gotischen Baustils" (letzte Auflage Zürich 1867), seine „Stu-
dien über die Geschichte des christlichen Altars" (Stuttgart
1857), den „Kirchenschmuck, Archiv für christliche Altertums-
kunde und kirchliche Kuiistschöpfungen" (in Verbindung mit
Or. Rieh und Laib, Stuttgart 1857—70), eine Ausgabe der
Liblia, llanperum der Lyceumsbibliothek zu Konstanz (Zürich
1867), sowie durch seine gediegeneMonographie über die Stifts-
kirche zu Ellwangen (s. Kunstchronik 1883, S. 464) vorteil-
hast bekgnnt gemacht. Auch die 1883 neubegründete Monats-

schrift des württembergischen Diözesanvereins für christliche
Kunst, das „Archiv für christliche Kunst", wurde von ihin
herausgegeben und redigirt.

6. ll. Der trefflichc Kupserftcchcr Karl Arnold von
Gonzcnbach schied am 13. Juni in seiner Vaterstadt St. Gallen
aus dem Leben. Er war am 21. Juni 1806 geboren, bil-
dete sich nnter Joh. Jak. Lips in Zürich, Jak. Felsing in
Darmstadt, Franeois Forster in Paris und schlistzlich unter
Samuel Amsler in München, wo er seit den dreißiger Jahren
lebte, bis ihm der Tod seines Landsmannes, Schwagers und
Freundes Kasp. Heinr. Merz durch einen Absturz vom „Wil-
den Kaiser" im Unterinnthal am 8. August 1875 den Auf-
enthalt daselbst verleidete. Seine Stärke lag im Kartonstich.
Wir besitzen u. a. von seinem Stichel den „Prometheus" zur
Goethesammlung, mehrere Blättsr zu Wielands „Oberon",
?u „Johannes auf Patmos" nach Gustav König, „Gunther
und Brunhilde", „Siegfried und Chriemhild" nach Jul. Schnorr
von Karolsfeld, 15 Blätter zur Geschichte deS deutschen
Volkes nach Karl Heinr. Hermann, den „Schwur auf dem
Rütli" und „Arnold von Winkelrieds Tod" nach dem Züri-
chsr Ludwig Vogel am Stein, den „Verbrecher aus ver-
lorener Ehre", zwei Blätter zu Shakespeare's „Sturm" nach
W. Kaulbach, zehn nach Genelli's „Leben einer Hexe", vier
Blätter nach desselben Meisters „Aus dem Leben eines
Künstlers" und ein Blatt nach einer Zeichnung zum „Fidelio"
von Moriz v. Schwind.

6. v. ll. Giovanni Scrvi, der letzte Historienmaler aus
der nun durch den Realismus verdrängten Schule der
Palagi und Hayez, ist zu Mailand am 3. Juni im Alter von
86 Jahren gestorbsn. Zu Venedig geboren, hatte Servi seine
künstlerische Ausbildung in Rom empsangen und war dann
als Professor an die Äkademie der schönen Künste nach Mai-
land berufen worden. Seine Blütezeit lag zwischen den
Jahren 1820 bis 1840; später war er durch Kränklichkeit an der
Ausübung seiner Kunst gehindert. Neben der Porträtmalerei
galt seine Thätigkeit vorzugsweise historischen Vorwürfen, die
er mit Vorliebe der Geschichte Venedigs entnahm und in
originsller Konzeption, wenn auch mit nicht immer ganz tadel-
loser Zeichnung und Färbung, geslaltete. Zu seinen besten
Gemälden gehören „Rienzi", „Tie Landung Napoleons I. in
Cannes", „Die Verschwörung der Pazzi in Florenz" und das
politische Tendenzbild: „Der Leichnam des ermordeten Admi-
rals Caraccioli taucht vor König Ferdinand von Neapel und
Nelson aus den Fluten auf."

Dcr Konscrvalor der Kunstdenkmälcr im prcusnsckcn
Staatc, Heinrich von Dchn-Rotfelscr, ist am 29. Juni in Berlin
gestorben. Er wurde am 6. August 1825 zu Hanau geboren.
Nachdem sr das Gymnasium zu Kassel und die dortige Gc-
werbeschule und Akademie besucht, wurde er 1844 Zögling bei
der Hosbaudirektion und 1865 Vorstand derselben und der
Schloßbaudirektion in Kassel, 1867 Professor der Architektur
an der dortigen Akademie und 1878 Regierungs- und Bau-
rat in Potsdam, aus welcher Stellung er 1882 als Nach-
folger F. v. Quasts in das Kultusministerium nach Berlin
herufen wurde. Als ausübender Künstler hat er sich beson-
ders durch den mustergiltigen Bau des Galeriegebäudes in
Kassel verdient gemacht. Ssiner schriMellerischen Thätigkeit,
die er noch bis kurz vor seinem Tode sortsetzte, verdanken
wir u. a. die inhaltreichen Werke: „Mittelalterliche Baudenk-
mäler in Kurhessen", „Die Baudenkmäler im Regierungs-
bezirk Kassel" und „Das Gemäldegaleriegebäude zu Kassel"
und zahlreiche Aufsätze in fachwissenschaftlichen Zeitschriften.
Jn seiner amtlichen Thätigkeit beschäftigten ihn besonders die
Restauration der Marienburg, der Ausbau des DomeS zu
Köln, die Bauten an den Domen in Halberstadt, Naumburg.
Merseburg und Schleswig, die Erhältung dcs Lamberti-
turmes zu Münster, die Aufnahme des Klosters Erbach an
der Bergstraße, die Erwerbung des Portals von Heilbronn,
die Ausgrabung bezw. die Freilegung älterer Bauten in
Goslar, Vallendar, Rathenow, Berlin u. s. w.

Aunstlitteratur.

« „llntl'iielln «li llareo Iliiixlietli" betitelt sich die
neueste Erscheinung auf dem Gebiete Ver italisnischen Kunst-
litteratur, welche gewiß schon wegen ihres Autors das all-
gemeinste Aufsehen machen wird. Der berühmte italienische
 
Annotationen