Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0333

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kunsthistorisches. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Saminlungen und Ausstellungen.

654

653

^>taatsmann und Parlainentsredner, den ivir seit den Fest-
tagen von Urbino (1883) zu den inliinsten Kennern der Kunst
Raffaels zu zählen hatten, giebt in seinem eben (bei Zanichelli
"i Bologna) erschienenen Buche eine eingehende Biographie
und Charakteristik dcs Mcisters. Die Tarstellung ist fiir das
große Publikuin beftiinmt und als solche wegen der Klarheit
und Eleganz ihrer Schreibweise vorzüglich zu nennen- Sie
trägt zugleich aber das Gepräge strenger Wissenschaftlichkeit
und beweist aus jeder Seite, daß der Autor niit den Ergeb-
nissen der jüngslen Raffaelforschung sich vollkomiiien vertraut
geinacht hat. Selbstverständlich niiniiil er auf die deutsche
Littcratur vielfach Bezug; in der Auffassung von Raffaels
>zugendentivickelung sinv Giov. Morelli's kritische Unter-
luchungen in erster Linie berücksichtigt.

Aunsthistorisches.

IZ'. Austcckung cincs Mausoleums in Rom. Vor Porta
^alara, ungefähr dem Eingange der Villa Albani gegenüber,
wurde bei der Fundamentirung eines Neubaues ein großes
-Nausoleum aus der letzten Zeit der Republik in seinem
oberen Teile aufgedeckt. Tie vollständige Ausgrabung ivird
leiner großen Ausdehnung wegen noch geraume Zeit in An-
Ipruch nehmen. Man hat es »nt einem Nundbau zu thun,
der tief in die Erde geht und dessen Größe jene des berühm-
ten Grabes der Cäcilia Metella auf der appischen Straße
noch übertrifft (37 nr Durchmeffer, gegen 29,ö bei letzterem).
llnstreitig ist das Mausoleum, ivenn es in seiner ganzen
Ausdehnung so erhalten ist, ivie in dem bisher aufgedeckten
Teile, eines der bedeutendsten, ivelche man aus der Zeit der
R epublik besitzt. Was man von der äußeren Mauer bis jctzt
aufgegraben hat, ist vollständig erhalten, sogar bis aus die
kleinsten Zieraten des Gesimses, von dem etwa acht Meter
Ichon frei liegen. Tie auf demselben vorgefundene Jnschrilt,
beiderseitS durch einen Pilaster begrenzt, erstreckt sich in sehr
llroßen Buchstaben auf fünf Meter runduin und dokumentirt
das einiilius

teilung des llnterrichtsstoffes vor sich gegangen: Karl König,
ordentlicher Professor an der Bauschule, hat von nun an in
seiner Lehrthätigkeit die Baukunst des klassischen Altertums
und der Renaissance zu vercinigen; Biktor Luntz, ein Schüler
Friedrich Schmidts, tritt als neue Lehrkrast in der Stellung
eines außerordentlichen Professors für altchristliche und mittel-
alterliche Architektur ein; Karl Mayreder, bis jetzt Assistent
des Professors König, ivurde zum honorirten Dozonten für
die propädeutischen Vorträgc und libungen, sowie für jene
der malerischen Perspektive crnannt. Um ferner dem Wunsche
des Professorenkollegiums entgegenzukommen, ladet ein Erlaß
des Unterrichtsministers den Oberbaurat Friedrich Schmidt
ein, einzelne freie, in den Lehrplan nicht einzureihendeVor-
lesungen über die mittelalterliche Baukunst au der Technischen
Hochschule abzuhalten und eventuell der Anstalt auf ihr Ver-
langen als Expert in seinem spezicllen Fachgebiete beizu-
stehen.

Sammlungen und Ausstellungen.

das Monument als Grabnial des Militürtribuns Luci in
Pätus und seiner Schwester Lucilia. Der Eigcntumer latz
die Ausgrabung auf eigene Kosten fortsetzen. Auf demielben
Grundstück wurden auch einige Kolumbarien, aber m ieyr
verfallenem Kustande, aufgefunden. . - . ,

Slöiiiische Fuiide in Augsburg. Beim Abbruch deo
Fraiienthorturnies, der jllngst einer Straßeneriveiterung z
Opfer fiel, ist man auf einen Steinrest gestoßen, der durch
die Skulpturen auf demselben als entschieden kvnnichen t '
sprungs sich herauSstellt. Derselbe, 0,68 m hoch und .1,^ »
lang, leidcr in der Mitte entzwei gebrochen, >aßt m ->we>
deutlich abgeteilten Feldern zwei Figuren erkennen. Die eine
stellt die untere Hälfte eines auf einer Sella sitzendeu .Ranneo
dar (leider fehll^der obere Teil der Gestalt), der den emen
Fuß vor sich streckt und mit faltenreicher Toga bekleidel Ni-
Die andere Fiqur, der ersteren zugewendet, ist eine 6i"b'
gottheit, die, mit der einen Hand ihr Gewand zurucklchlagenv,
mit der anderen sich auf eine umgestürzte Amphora stist.
Das Material ist fester, witterungsbeständiger Sandstem.
Auffallend ist, daß mit Ausnahme einer einzigen Kupler-
niünze, die kein Gepräge mehr erkennen ließ, bei der
grabung gar keine Münzen zum Vorschein kamen, wie voai
sonst gewöhnlich ist.

lionkurrenzen.

O Einc Prcisaufgabc übcr dic rationcllc 3ust»n>»ew
sctzmig dcr siir inonumciiralc Mosaikcn dicnciidcn svlassiupc
ist vom Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes (^tt
Bcrlin) ausgeschrieben worden. Als Preis sind 1500 Mk. bc-
stinimt; jedoch soll der preußische Kultusminister ersucht wer-
dcn, eineii Zuschuß in gleicher Höhe zu gewähren.

personalnachrichten.

0. v. b'. I»,-. Gvuard Ehmclarz, bishcr Bibliothekar am
österreichischen Museuin zu Wien, ist an Stelle des ini vorigcn
Sommer verstorbenen Franz Schestag zum Vorstand der
der Hofbibliothek zu Wien ernannt

- , ^ An dcr Tcchiiischcn Hochschulc in Wicn sind die nach-
folgenden Veranderungen im Lehrerpersonal und in der V-r-

l-z-. Dürcrs Roscnkrauzscst, bisher im Pränionstratenser-
stift Strahow zu Prag, dessen Eigentum es ist, aufbewahrt
und kaum einzelnen Kunstliebhabern, geschweige öffentlicher
Besichtigung zugänglich, ist seit kurzem in das neugebaute
KüiisllerhausRudolfinumübertragen und dort in eincm eigencn
Kabinet aufgestellt worden. Selbstverständlich bleibt das Stist
. Eig-ntümer ves kostbaren Bildes.

6. v. b'. BcrniächtiiiS au taS Louvrc uud tic Gobelins-
saiiiiiiluiig. Albert Goupil, der kürzlich verstorbsne Sohn
des bekaunten Pariser Kunsthändlers, selbst Maler und eifri-
ger Kunstsammler, hat einigc seiner Schätze testamentarisch
den öffentlichen Museen seiner Heimat vermacht. Dem Louvre
sallen davon die beiden Marmorbüsten des jugcndlichen
Johannes d. T. zu, deren eine das inschriftlich bezeichnete
Werk Mino's da Fiesole ist, die anders als ein solches Dona-
tello's gilt. Die letztere, eines der später so zahlreichen
Skulpturwerke, in denen zuerst Donatello, dann scine Schüicr
und die Florentiner Quattrocentobildner überhaupt, das Por-
trät irgend eines jungen, vornehmen Florentiners in das
Gewand des Schutzpatrons von Florenz kleideten, ist eine
herbe, charaktervolle Arbeit, die jedoch kaum dem Meister selbst,
sondern nur seiner Schule angehören dürfte. Die erstere,
derselben Neihe angehörig, ist der Stilweise ihres Schöpfers
entsprechend weniger energisch, dafür aber anmutiger als jene.
— Der Sammlung der Gobelinsmanufaktur sind zwei kost-
bare mit Gold durchwirkte Wandteppiche vläniischcn Ilrsprungs
aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zugeteilt wor-
den, mit Darstellungen der Anbstung der Könige und des
englischen Grußes.

b'z'. Dcr Entiviirf für dcn Fußbodc» des Kölncr DomeS,
womit der Direktor des germanischen Nationalmuseums zu
Nürnberg, vr. Essenwein, betraut worden war, wurde von
demselben unlängst in der genannten Anstalt der öffentlichcn
Besichtigung ausgestellt. Der 3>/, m breite Karton ist mit
außerordentlicher Sorafalt von Essenwein eigenhändig aus-
gearbeitet. Slach demselben wird der Fußboden in reichsteni
Mosaik aus Oberkirchner und Solenhofer Stein unter Ver-
wendung verschiedensarbigen Marmors ausgefllhrt. Figür-
liche Darstellungen, dcr mittelalterlichen Jkonographie ent-
nommen, konimen dabei in reichem Maße zur Anwendung,
in der Art, daß sie in den Stein gravirt und die Umrisse
sodann mit verschiedensarbigem Cement, teilweise auch Blei
ausgcfüllt werden, eine Art der Behandlung, die bekanntlich
in dem berühmten Fußboden des Domes zu Siena ihr Vor-
bild sindet. — Den Kölner Dom betreffend, sei hier auch
die Nachricht angeschlossen, daß die in letzter Zeit an den
Pfeilern und Wänden des Chors unter der Tünche hervor-
getretenen Spuren alter Bemalung es nunmehr zweifellos
inacheii, daß diese Teile des Baues mit dem rcizendsten
Figuren- und Teppichschmuck bcdeckt waren, in dcm sich zier-
liche Heiligengestalten mit linearem und pflanzlichem Orna-
meiit zu einer cbenso seinen wie prächtigen Wirkung verein-
ten. Die aufgefuiidenen Spuren, deren Erhaltung resp
Wi-derherstelluiig höchst wünschcnsivert wäre, atinen den
ganzen Reiz der altkölnischen Malerschule-
 
Annotationen