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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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655

Technisches. — Vermischte Nachrichten.

656

Technisches.

— Über das Kitten der Ölgcmälde bemerkt Karl Förster
in Keims Chemisch-technischen Mitteilungen: Olkitte jeder Art
sind durch die Praxis längst sür Gemälderestaurarion — um
die es sich hier allein handeln kann — abgethan und be-
seitigt und zwar deshalb, weil sie auch die beste Retouche,
sorgfültigst angebracht, erfahrungsgemäß doch zum Nach-
dunkeln bringen, ganz abgesehen von sonstigen Mängeln der-
selben. Erfahrene und langjährige Praktiker werden nur
einen Gemäldekitt als empfehlenswert und in jeder Nichtung
tndellos erklären, der nämlich aus Kreide, Leim und vene-
tianischem Terpentin (Vergoldermasse) bereitet wird; bei
seiner Anwendung muß die Masse nicht auf einmal, sondern
nur nach und nach bis zur Ausfüllung der schadhaften
Stelle anfgetragen werden, damit die Kittstellen nicht später
bei der vollständigen Trocknung Nisse bekommen. Es ver-
steht sich, daß die gekittete Stelle dann der Bildfläche gleich
werden muß, was durch Abschlsifen mit einem glatten
Korkstücke erreicht wird. Dieser Kitt und so angewendet hält
so vortrefflich, daß in keiner Richtung je irgend etwas zu be-
fürchtsn ist. Bezüglich des Farbenauftrages aber sei bemerkt,
daß zuerst mit durch Tsrpentin verdünnter Farbe und an-
fänglich einige Töne heller als der zu erzielende Lokalton die
betreffende Stelle gedeckt und dies wiederholt werden muß,
bis schließlich der gewünschte Lokalton erreicht ist. Bilder, in
solcher Weise restaurirt, halten jeder Probe stich und die Er-
fahrung hat gezeigt, daß nach zwanzig und mehr Jahren
keine Spur von Nachdunkelung oder sonstigen Fehlern sicht-
bar werde, was andernsalls unfehlbar eintritt. Und um auch
den letzten Punkt einer richtigen und gewissenhaften Restau-
ration, zugleich aber eben deshalb den wichtigsten, nicht un-
berührt zu lassen, sei beigefügt, daß dieselbe sich absolut und
nur nus vie schadhafte und vom Kitte bedeckte Stelle zu be-
schränken hat; jsde Übermalung darüber hinaus ist ein Be-
weis von Stümperei und ein Unfähigkeitsattest, das sich
allerdings eine Anzahl sogenannter Gemälderestauratoren
unserer Zeit häufig genug ausstellen, ohne daß freilich ihre
gcwissenlosen Prozeduren auch selbst von angeblichen Sach-
verständigen stets richtig erkannt und qualisizirt würden.

— a— Eineii abwaschbarcn Übcrzug für Gipsngurcn
erhält man, wenn man drei Teile Ätzkali in 36 Teilen
heißen Wassers auflöst, ü Teile Stearinsäure hinzufügt und
den dadurch erhaltenen Seifenkuchen mit derselben Quantität
Wasser und Oöprozentigem Alkohohl verdünnt. Die warme
Lösung wird auf den ivarmen Gipsguß mit einem nassen
Schwamm aufgetragen und ngch einigen Stunden noch ein
zweiter Anstrich gemacht. Der Überzug wird aber noch schöner,
wenn man an Stelle des Kali ein entsprechendes Quantum
Ammoniak verwendet. Alte Gipsgüsse müssen erst mit einer
Ätzkalilösung gereinigt werden.

(Bautschnische Rundschau.)

Vermischte Nachrichten.

I>. Stuttgart. Unser dreiundachtzigjähriger Knnstvetsran,
der Bildhaner von Hofer hat nunmehrüber seine sämtlichen
zum Teil noch seither in seinem Besitz gewesenen Kunstwerke
verfügt. Nachdem er seine Neiterstatue des Königs Wilhelm
von Württsmberg auf eigene Kosten in Erz hatte gießen und
vergolden lassen und mit diesem kostbaren Werke den Vor-
hof des MuseumS der bildendenKünste geschmückt, beschenkte
er S. M. den König Karl mit der in Marmor ausgesührten
Gruppe: „Der Raub der Proserpina". Der König bereicherte
damit die plastische Sammlung des Staats, und da diese an
Marmorarbeiten außer einer Bathseba von Kopf nichts auf-
zuweisen hat, so ist das Geschenk doppelt wertvoll. Das
Gipsmodell dieser Gruppe, welche aber die Figur der Pro-
serpina nicht ganz nackt, sondsrn etwas bekleidet zeigt, wurde
von dem uneigennützigen Künstler dem Stadtgarten über-
wiesen. Eine andere Marmorgruppe: die beiden jugendlichen,
in der Schlacht bei Champignp gefallenen Brüder Grafen
v. Taube darstellend, schenkte er dem Geburtsorte seines
Vaters, dem bei Ludwigsburg gelegenen kleinen Orte Pleidels-
heim, wo es als Kriegsdenkmal den Friedhof schmücken soll.
Die Stadt Ludwigsburg selbst, des Künstlers Vaterstadt,
empfing schon vor mehr als Jahresfrist die Marmorstatue

Schillers, ein trotz vielfacher Bemängelung schätzbares Werk,
auf welches die mit diesem öffentlichen Denkmal gezierts
Stadt mit Recht stolz sein darf. Und so hat sich nun der
Künstler-Nestor von allsn seincn hinterlassenen künstlerischen
Schöpfungen in bester Weise entledigt und verbringt sorgen-
los und in dem Gesühle, daß sein engeres Vaterland sich
dankbar seiner erinnern wird, den Abend seines Lebens. —
Der Württembergische Kunstverein und die Perma-
nente Kunstausstellung beeifern sich förmlich, stch in der
Aufstellung neuer hervorragender Kunstwerke den Rang ab-
zulausen. So sieht man in der Permanenten Ausstellung ein
anmutendes Bild: „Gretchen und Martha" von Liezen-
Maier und im Kunstverein zwei hier früher schon gesehene
Abundantiabilder, sowie auch eine düstere heroische Land-
schaft von Makart. Auch kleinere kostbare Stücke von
Defregger, Fr. Voltz, Knaus, Lenbach, Vautier und
F. A. K aulbach waren ausgestellt. — Ferner können wir auch
von einigen namhaften Erwerbungen für die königl. Staats-
galeris Mitteilung machen. Außer zwsi interessanten und fitr
unser Schwabenland besonders wertvollen kleinen, aus dem
Nachlasse des jüngst in München gestorbenen Landschaftmalers
Ebert gekausten Bildern von Eb. v. Wächter, wurde jein
größerss Werk: „Meeresstille" von Gude, der in der Galerie
noch nicht vertreten war, erworben und dasselbe findet den
allgemeinsten Beifall. Daß man bei dieser Bereicherung der
Staatskunstsammlung auch, wo sich eine gute Gelegenheit
findet, der alten Meister gedenkt, ist nur anzuerkennen. Eine
glückliche Acquisition ist in dem Ankauf eines bestens er-
haltenen vortrefflichen Tierstückes von van der Does zu
verzeichnsn, eines in naturgetreuer Darstellung von Schafen
und vollendet harmonisckier Farbenstimmung wahrhaft muster-
giltigen Wldes.

Übcr -ie Ruincn einer gallorömischcn Ska-t in
Sanxay bei Poiticrs, welche der Pater de la Croix seit dem
Anfange des Jahres 1881 aufgedeckt hat, haben wir in Nr. 26
der Kunstchronik vom Jahre 1883 eine orientirende Mitteilung
gebracht. Über dieselben dringen jetzt neue Nachrichten in
dis Ösfentlichkeit, welche gerade kein günstiges Licht auf dic
vielgepriesene französische Kunstpflege wersen. Wie bekannt,
hat man im Thale der Vonne Reste einer umfangreichen
Stadtanlage gefunden, aus welchen sich ein Tempel, ein
Theater und eine sehr interessante Bäderanlage bssonders
markiren. Jn der weiteren Umgebung fand man noch leich-
ter konstruirte Gebäude mit großsn Teichen, welche ihr Wasser
aus Quellen oder aus der Vonne erhielten. Der Entdecker
neigt der Ansicht zu, daß hier im Altertum ein heilkräftiges
Bad existirt habe, welches unter dem Schutze eines Apollo
Borvo gestanden. Andsre glauben, daß es ein Wallfahrts-
ort oder ein Vereinigungsort der umliegenden Bevölkerung
zu Festspielen gewesen sei, während noch andere in den
Trümmern die Reste einer großen Stadt zu erkennen glauben.
Jedenfalls hat das Theater 8060 bis 10000 Personen fassen
können. Die Franzosen haben nicht unrecht, wenn sie diese
interessante Ruinenstätte ein Pompeji im Kleinen nennen.
Obwohl nun Pater de la Croix dem Staate diese Aus-
grabungen zur Verfügung gestellt hat, unter der Bedingung,
sie konserviren zu lassen, hat der Staat zum Ankauf des
Terrains nur 18 000 Frs. hergegeben. Weitere 20 000 Frs.
sind durch gelehrte Gesellschasten und durch Privatleute aus-
gebracht worden. Dadurch ist man in den Stand gesetzt,
das Terrain anzukausen, und es sind sogar noch 4000 FrS.
übrig geblieben. Jetzt entsteht aber die große Frage: Wer
wird die Kosten zur Uuterhaltung und Beaufsichtigung der
Ruinen tragen? Es muß eine Umfriedigung errichtet und ein
Wächter angestellt werden. der die Trümmer gegsn den Van-
dalismus der Besucher zu schützen hat. Der Staat hat sich, ob-
wohl er bereits seit einem Jahre der Besitzer der Ruinen ist,
nicht weiter um dieselben gekümmert und der „Temps" macht
deshalb den Vorschlag, ein geringes Eintrittsgeld zu erheben,
aus welchem die Kosten der Unterhaltung bestritten werden
könnten. Bis jetzt hat sich die Zahl der Besucher aus 8000
im Jahre belausen.

8. Aus Hannover. Dem letzten Bericht über die
20. Hauptversammlung der „Verbindung sür historische
Kunst"ist nachzufügen, daß außer den beiden bereits bezeich-
neten Bildern noch ein drittes in Auftrag gegeben ist. Es
ist dies „Angriff der 7. Kürassiere bei Vionville" von
Th. Rocholl in Düsseldors.
 
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