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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Vermischte Nachrichten.

704

703

— i. Köln. Frcilcqun-, tcs Tomcs. Unter den mannig-
fachen, seit der Vollendüng des Kölner Domes ausgetauchten
Vorschlägen für die Freilegung desselben hat besonders das
Stübbensche Projekt allgemeinen Beifall gsfunden. Um das-
selbe ausfiihren zu kvnnen, hat der Dombauverein die Er-
laubnis zur iveiteren Veranstaltung dcr Dombaulotterie er-
beten, doch sollen im Staatsministerium finanzielle und
ästhetische Bedenkeu gegen das Projekt aufgetaucht sein und
ein ablehnender Bescheid in Aussicht stehen. Soll von einer
Lotterie Abstand genommen iverden, so müßte es Deutsch-
land als Ehrenpflicht bstrachten, die erforderlichen Mittel aus
anderem Wege zu beschasfen. Jn Frankreich, Jtalien und
Belgisn ist stets die Freilegung der fast immer eingebauten
mittelalterlichen Baudenkmäler mit bedeutenden Mitteln und
in liberaler Weiss bewirkt worden. Jn Paris, Rouen, Mar-
seille, Mailand, Rom und Brüssel hat man große Summen
für dsrartige Zwecke aufgebracht, und die Verhältnisse in
Köln liegsn um so einfacher, als unter den abzubrechenden Ge-
bäuden sich keines befindet, desssn Erhaltung in künstlerischem
oder historischem Jnteresse wünschenswert ist. Sollte es sich
aber nach der Freilegung des Domes selbst herausstellen, daß
seine Ansicht durch die IHsderlegung der alten Baulichkeiten
verloren hat, so ließe sich doch durch angemessene Neubauten
auf dem freigewordenen Terrain leicht eine würdige Um-
gebung fllr ihn schaffen. (Baugew.-Ztg.)

v. II. Schwäbischc Krcisausstcllung 1886. Fürst Karl
Fugger-Babenhausen, welcher seine bis jetzt noch inden
sürstl. Schlössern verteilte kostbare Kunstsammlung in einem
im Augsburger Fugger-Palais zn errichtenden Museum als
neuen Glanzpunkt der Stadt aufzustellen gedenkt, wird als
Ehrenpräsident der schwäbischen Kreisausstellung 1886 für
die kunsthistorische Abteilung diese Sammlung überlassen.
Die Beteiligung der berühmten Familien, die iiiit dem alten
Glanz und der alten Kunst in Schwaben so innig rerbunden
sind, giebt der zu erwartenden Ausstellung eine große Be-
deutung. Es sind auch von den sreihsrrlichen Familien von
Welser, Rehlingen und der von Stetten rc. viele Beiträge
verheißen. Die opferfreudigs Teilnahme zeigt sich fast ohne
Ausnahme im ganzen Ausstellungsbezirk. Das bischöfliche
Ordinariat Augsburg richtete, im Anschlusse an eine Regie-
rungsentschließung, an alle katholischen Kirchenverwaltungen
die wärmste Aufforderung zur Förderung des Unternehmens,
deingemäß die erfreulichsten Einsendungen zu erwarten sind.
Wir heben hier nur von Augsburg Helm, Schwert und
Schild aus der Zeit Karls V. hervor, die im Donimuseum
bewahrt werden, diesilberne gotische Monstranz von St. Moriz,
welche Johannes Müller 147» fertigte, und jene der Hoch;
renaissance entstamniende kleine Monstranz von St. Max, die
bis jetzt noch keiner Ausstellung überlassen wurde und in
ihrer reichen Ausschmückung mit den feinen Emailfigürchen fast
einzig in ihrer Art bezeichnet werden dürfte. Vom Bene-
diktinerkloster Ottobeuren ist der im siebzehnten und acht-
zchnten Jahresbericht des historischen Vereins von Schwaben
und Neuburg beschriebsne und abgebildete St. Ulrichskelch
mit noch anderen Kostbarkeiten zu erwarten. Das königl.
baperische protestantische Oberkonsistorium hat in gleichem
Sinne sür rege Beteiligung bei den evangelischen Kirchen-
verwaltungen gewirkt und eine Quelle der herrlichen Kunst-
werke, nainentlich von Arbeiten der Silber-und Goldschmiede
aus den letzten Jahrhunderten (1600—1700) erschlossen.
Diese die originellsten Formen zeigenden Werke sind kaum
in iveiteren Kreisen schon bekannt. Bssondsrs die Ciborien,
von welchen einige als die von Cherubim getragene Bundes-
lade gedacht sind. Außer der Arbeit von Joh. Andr.
Thelot an Agendeneinbänden und Silbergeschirren ist auch die
von Lorenz Gaap an einem großen Silberrelisf, „Die Berg-
predigt" vorstellend, zu verzeichnen, das nach der Augsburger
Kunstgewerb- und Handwerksgeschichte von P. v. Stetten sür
die Kanzel der evangelischen St. Ulrichskirche von der Familie
Schaur gestiftet wurde, einer alten Augsburger Familie, von
welcher Nachkommen interessante Familienstücke der kommen-
den Ausstellung zur Verfügung stellten. — Rühmend muß
auch der Eifer dcr schwäbischen Städtevertretungen für die
Ausstellung genannt werden. Der Magistrat Lindau hat ein
eigenes Komits berufen, mit dem verdienstvollen Herrn
Psarrer und Stadtbibliothekar Reinwald an der Spitze, um
Kunstgegenstände der Stadt und aus den reichen Sammluiigen
in der Umgegend sür das Unternehmen zu gewinnen.

Memmingen sendet den schönen Waffenschrank mit Bemalung
von Bernhard Striegel und in Nördlingen hat Herr Rektor
I4i. Mayer im Auftrage des Magistrats Sorge getragen, daß
dis Meister Friedr. Herlin, Hans Schaufelin, Sebast. Taig,
sowie überhaupt das ganze Nördlinger Museum die beste Ver
tretung in der Ausstellung 1886 finde. Die Stadt Lauingen
vermag außer den dort gewebten Gobelins mit der Belage-
rung der Stadtdurch KarlV. lööl, gemalt von Matth. Geron,
einen schätzbaren Beitrag zu liefern. Selbst die Koslümkunde
wird bedacht und die srüheren AugSburger Pockelhauben,
welchs mit deni unterlegten Spitzentüchlein die Frauen jener
Zeit so anmutig zierten, werden nicht sehlen. Eine so uin-
sassendeZusaiiimenstellung alter schwäbischer Kunstwerke dürste
schwerlich mehr zu erreichen sein.

?. Stuttgart. Unsere Residenz wird als Pendant der
Moltkebüste nunmehr auch eine Bismarckbüste erhalten, mit
deren Ansertigung Professor Donndorf betraut ist. Wo beide
Büsten ihre Ausstellung finden sollen, darüber ist man noch
nicht im klaren und es dürfte auch schwer fallen, einen passen-
den Platz in einem geschlossenen Raume ausfindig zu machen.
Doch, kommt Zeit, kommt Rat und Prof. Donndorf wird
zur Vollendung der Thonbüste erst die Reise nach Varzin
antreten, wo ihm der Fürst Sitzungen in Äussicht gestellt
hat. Wird auch diese Büste in Marmor ausgeführt sein, so
läßt sich in der plastischen Sammlung Les Museums der
bildenden Künste wenigstens bis auf weiteres eine würdige
Unterkunft sür die Bilder der beiden deutschen Heroen be-
werkstelligen. — Jn Sachen des viel beregten „monumen-
talen Brunnens", welcher hier auf der Eugenshöhe aus-
gestellt werden soll, hat I. M. die Königin, welche zur
Herstellung desselben 25000 Mk. gespendet, nunmehr das
entscheidende Wort gesprochen und aus dem Dutzend Kon-
kurrenzarbeiten die endgültige Wahl getroffen Hiernach ge-
langt nicht der von der Jury mit dem ersten Preis gekrönte,
sondern der mit dem dritten Preis bedachte Entwurf des
Architekten Rieth, gegenwärtig bei Wallot in Berlin am Bau
des Reichstagsgebäudes beschäftigt, zur Ausführung Ein
höchst geistvoll motivirtes Gutachten von seiten des Sekretärs
der Königin, diese Entscheidung betreffend, war in den hieji-
gen Zeitungen zu lesen und fand bei dem kunstliebenden
Pnblikuni vollste und freudigste Anerkennung. Wir werden
also an plastischen Moiiumentalwerken nunmehr keinen Man-
gel mehr haben, da eine Goethe-Statue sowie ein
Dannecker-Monument in Aussicht genomineii ist. Dazu
tritt noch ein projektirtes Moser-Denkmal, wozu schon in
össentlichen Blättern um Veiträge gebeten wird. Moser, ge-
boren 1785 zu Stuttgart, war siner der berühmteslen Staats-
rechtslehrer und ein durch Charakter und Schicksal hervor-
ragender Mann. Uin sein Andenken geziemend zu ehren,
beabsichtigt man, seine Bronzebüste in einer hiesigen, seinen
Namen führenden Straße aufzustellen. Von noch weiter pro-
jektirten Kunstwerken will ich nur vorläufig mitteilen, daß
die neugebaute Kunstschule an den Außenwänden mit
Malereien, sowie der neue großartige Bibliothekbau mit
Skulpturen geschmückt werden soll. Näheres darüber später,
wenn die Projekte bestimmtere Formen angenommen haben.

0. V. R. -Hcrmann Sckmeider in München, der Meister
von „Wein, Weib und Gesang" in der Drachenburg des
Baron Sarter, hat eine „Tanzstunde im Dionysostempel"
vollsndet. Die Hauptgruppe der fein abgewogenen Kompo-
sition bildet eine junge Gsrmanin, welche halb widerwillig,
halb verlcgen ihrer Lehrerin gegenüber steht und den Gegen-
stand selbstbewußter, wohlwollender oder auch spöttischer Be-
merkungen ihrer schon geübteren Kolleginnen bildet. Neben
der Anmut der Erscheinung ist es die eingehende Kenntnis
des antiken Lebens, welche das Jnteresse des Beschauers in
Anspruch nimmt.

— Leipzig. — Am 12. Juli wurde die von Schlllern
und Freunden gestiftete Büste des 1883 vörstorbeiien Histo-
rikers Prof. C. von Noorden dem königl. historischen
Seniinar an unserer Universität übergeben. Die mit großer
Feinheit ausgeführte Büste, welche die edlen Züge des Ver-
storbsnen in ttassischer Ruhe und Einsachheit wiedergiebt, ist
ein Werk des Professors Kopf in Nom.

lü Aus -cn Wicner Atelicrs. Die von Prof. Kund-
mann modellirte Hauptfigur des Grillparzer-Denkmals wird
nunmehr in Tiroler Marmor ausgeführt. Ein Block von,
wie es scheint, untadeliger Beschaffenheit ist dem Künstler zu
 
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