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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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717

Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Technisches.

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chronologischer Reihenfolge die in denselben entstandenen
Wcrke.

Schon bei der Charakterisirung der Werke der
crsten Epoche, aus der uns nur Porträts erhalten sind,
wird darauf hingewiesen, daß die eigentliche Bedeutung
Müelichs auf dem Gebiete der Miniaturmalerei liegt.
Während den meisten seiner Bildniste bei aller Sorg-
falt der Ausfiihrung die eigentliche Lebensfrische und
Freiheit fehlt, ist das kleine in Miniaturfarben aus-
geführte Selbstporträt im Nationalmuseum zu Mün-
chen ein Meisterstück eigener Art zu nennen, und mit
Recht ruft Berfaster deshalb bei seiner Betrachtung
aus: „Sobald Mllelich den Miniaturpinsel zur Hand
nimnit, zeigt sich die andere schönere Seite seiner
jannsköpfigen Natur." Wie meisterlich er mit dicseni
»mzugehen vcrstand, zcigte er znnächst bei der Dar-
stellung des herzoglichen Schatzes. Da, wie Verfaster
selbst hervorhebt, sicherlich manche Kleinodien von
Müelich selbst entworfen sind, so hätte hier wohl cine
eingehendere Charakteristik der maiinigfaltigeu Formen,
die den echten Renaissancegeist der deutschen Kunst
atnien, gegeben werden dürfen. Nichts offenbart die
Wandlung, die im Laufe nur weniger Jahrzehnte mit
dem Kunstgeiste Münchens vor sich ging, deutlicher als
ein Vergleich dcr Müelickschen Drnamente mit dcnjcui-
gen, dic unter scineu Nachfolgern bei der AuSschmiickung
der Nesidenz entstandcn. Bcdeiitsam sind hierfür auch
die noch in die zwcite Periode fallenden Nüstuugs-
entwürfe, mehr abcr als alles die Ornamente dcr
dritten Pcriode, in dcr das Hauptwerk Müelichs, die
Jllustrativu dcr Motettcu und Bußpsalmen und dcr
Altar in der oberen Pfarrkirche zu Jngolstadt cnt-
standen, ein Werk, auf das die deutsche Kunst mit ge-
rechtem Stolze blicken kann. Bei der Schilderung
desselben hätte ein größeres Gewicht auf das Rahmen-
werk gelegt werden können, da gegen dieses die Ge-
mälde, die eingehend besprochen werden, doch sehr
zurücktreten. Ebenso erregen in den Bücherillustra-
tivnen dic köstlichcn Umrahmungen in weit höhcrem
Maße unser Jntcrcstc als die einzelnen Darstellungcn,
in denen wir zwar die gewandte Pinselführung und
dcu harmonischen Farbcnauftrag bewuudern, für deren
Kvmpositivn uud Zcichiiung hingegeu wir uns nicht
recht zu begcistcrn vermögen.

Dic Müclichschen Wcrke >ind eine Fundgrnbe
herrlicher, uachahiuuiigswürdiger Ornamentc, und cs
wäre daher in hohem Grade wünschenswert, daß eiu-
mal aus diescr Fülle geschöpft und das Bestc durch ciue
womöglich sarbige Publikativu weitercn Kreiscn zu-
gänglich gemacht würde. Möge das mit Begeisterung
für die Sache geschricbcue Büchlein zur Erfüllung
dieses Wuuschcs das Seinige bcitragen!

Pa»l Zohanncs Nöe.

j)ersonalnachrichten.

— n. Henri Delaborde, der langjährige Konservator der
Kllpferstichsaminlung der Nationalbibliothek zu Paris lseit
1855), hat seine Entlassung genomnien. An seine Stelle ist
Georges Duplessis getreten.

Sammlungen und Ausstellungen.

— ss — Iapau. Ein in der Londoner kotterz- Lla^stte
auszüglich niitgeteilter Artikel der llaxau niail bespricht eine
in Tokio stattfindende Ausstellung, die er im ganzen als
weder so reich beschickt, noch so viele Abwechselung bietend
darstellt als die früheren ähnlichen Veranstaltungen. Speziell
von kerainischen Produkten sagt er, daß die Japaner hierin
ihr früheres Können neuerdings zum Teil wiederzuerlangen
schienen. Anläßlich der Erwähnung einer ausgestellten Serie
von Proben der ersten gelungenen Versuche, die europäischen
Methoden des Glasirens und der Dekoration von Porzellan
anzuwenden, richtet sich der Artikel mit aller Schärse gegen
derartige verkehrte und schädliche Bsstrebungen. Er sägt.
was die Japaner in Bezug auf Masse, Glasur und dekora-
tive Wirkung nicht kennen, sei nicht des Lernens wert, und
dis Versuche, sie theoretisch über die Zusaininensetzung ihrer
Fabrikate näher zu unterrichten, führen nur zu einer Eharakter-
losigkeit ihrer Produktion, wie solche die Ursache des Rllck-
ganges der Keramik geworden sei. Als geradszu lächerlich
wird es bezeichnet, die Technik des Töpferhandwerks in
Japan anders korrigiren zu wollen, als indem man zur sorg-
fältigsten Ausführung der Ware und zu ihrer Anpassung an
bestimmte Märkte anleitet; auch die niit oberflächlichen Kennt-
nissen dorthin gekommenen Theoretiker, welche glauben,
alles umgestalten zu niüssen, nur um zu zeigen, daß es auch
anders gemacht werden könne, erfahren die herbste Kritik.

Technisches.

— a.— Goldbrouze. Zur Darstellung von Goldbronze
(Mussivgold) wird nach dem „Techniksr" cin Pfund reines
englisches Zinn in einein Tiegel geschmolzen. Ein halbes
Pfund Quecksilber, das zuvor in eineni eisernen Löffel heiß
gemacht wird, bis es zu rauchen beginnt, wird in das ge-
schmolzene Zinn gegossen und mit einem Stabe umgerührt.
Wenn diese Legirung erkaltet ist, wird dieselbe zu einem
feinen Pulver verrieben, worauf man ein halbes Pfund rei-
nen Salniiak nebst einem halben Pfunde Schwefelblumen
darunter mischt, dieses Gemisch in einem Kolben auf einer '
Sandkapelle erhitzt, bis der Sand glühend geworden ist; man
läßt so lange glühen, bis man sicher istj daß nichts mehr
verdampft. Mit dieser kleinen Portion kann man dis Arbeit
in einem mit Sand angefüllten Schmelztiegel beguem voll-
bringen. Wenn nun nichts mehr sublimirt, so nininit man
das Gefäß vom Feuer und läßt es erkalten, worauf man am
Boden desselbcn das Mussivgold als eine glänzende gold-
farbige Masse von ungefähr l'/r Pfund Gewicht vorfindet.
Außerdem sindet sich im oberen Teile des Kolbens Salmiak
und Zinnober.

(Zeitschr. f. Gießerei u. Bronze-Jnd.)

—r. Schntidcn dcs Glascs vcrmittclst hcißcr Luft. An
die Stelle der früheren Methoden für das Schneiden des
Glases ist jetzt die Anwendung von heißer Luft oder Gas
getreten. Dieselben werden aus einem Rohr direkt gegen
das zu schneidende Objekt geleitet, welches dicht vor dem
Nohre befestigt ist und sich um seine Achse dreht. Es wird
in dieser Weise auf dem betresfenden Gegenstande ein kleiner
Kreis erhitzten Glases erzeugt, der angefeuchtet wird und
hiernach an der gewünschten Stslle mit großer Genauigkeit
geschnitten werdsn kann. Das Verfahren ist sehr schnell,
wirksam und wesentlich sicherer als jedes andere bisher ge-
übte. (kotterz- Oasstts.)

— a, Glas und Porzcllau zu durchbohrcn. Man
kennt verschiedene Klebe- und Kittmittel, mit welchen man
gebrochene Gläser, Porzellane u. dergl. Sammelstücke wieder
herstellen kann. Aber eine solche Zusanlinenfügung mittelst
Leim und Kitt geht doch nur bei kleineren Gegenständen an;
bei größeren Statuen, Gefäßen und Ähnlichem müffen die
einzelnen Bruchstücke entweder mit metallenen Zapfen ver-
hunden oder durch solche Spangen und Hefthaken zusammeiz-
 
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