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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0366

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719

Vermischte Nachrichten.

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gehalten werden. Dieser Arbeit muß das bei der Harte der
betrefsenden Massen schwierige Einbohren von Löchern vor-
angehen. Verhältnismäßig leicht soll aber das Bohren von
statten gehen, wenn nian auf die Bohrstelle eine in den
Pariser Restaurationsateliers gebräuchliche Mischung träufelt.
Dieselbe wird wie folgt bereitet: 25 Tsile krystallinische Oral-
säure (62O2L1) werden mit 12 Teilen Tcrpentinspiritus
in eine Flasche gesüllt, und eine große Zehe feingeschnittener
Knoblauch hinzugefügt; das Ganze muß acht Tage stehen und
wird täglich einmal umgeschüttelt. Nach dieser Zeit wird
die Flüssigkeit in eine andere Flasche abgegossen und dann
verbraucht. Diese Mischung auf die betreffenden Stellen
geträufelt bewirkt, daß der Brustbohrer das Material gut an-
greift und das Bohren rasch vor sich geht. Der Bohrer ist
dreieckig zu schleifen. (Sprechsaal.)

Dermischte Nachrichten.

— Für dic Iubiläumsausstkllung dcr königl. Akadcinie
dcr Künstc in Bcrlin hat der akadeiiiische Senat einen be-
sonderen Geschäftsführer in der Person des rührigen Kunst-
händlers Fritz Gurlitt ernannt, welcher aus ausgedehnten
Reisen durch Deutschland, Frankreich, Österreich, Jtalien,
Spanien,Belgien,Holland,England und Nußland in den haupt-
sächlich in Betracht kommendenKünstlerateliers die Beteiligung
an der Ausstellung zu fördern beauftragt ist. Nuf diese
Weise glaubt man die alte Abneigung der ausländischen
Künstlcr gegen Berlin endlich besiegen und der Jubiläums-
ausstellung einen internationalen Charakter sichern zu können,
der den großen Berliner Ausstellungen wie dem Berliner
Kunstmarkt bis heute überhaupt noch fehlt. Der neuernannte
Geschäftsführer ist gleichzeitig auch mit dem Verkauf der
Kunstwerke der Ausstellung beauftragt worden.

— Andrcas Achcnbach feiert am 2ll. September d. I.
seinen 70. Geburtstag in Düsseldorf. Die Mitglieder der
deutschen Kunstgenossenschaft und der Düsseldorfer Künstler-
verein „Malkasten", sowie Mitglieder der dortigcn Bürger-
schaft haben beschlossen, diesen Tag aus eine Weise zu feiern,
die des großen Meisters würdig ist. Zu diesem Zwecke hat
sich ein Komiti! gebildet, an dessen Spitze der Düsseldorfer
Oberbürgermeister Herr Becker als Vorsitzender und Land-
schastsmaler Heinrich Deiters als Schriftsührer stehen. Am
Vorabend des festlichen Tages giebt die Künstlergesellschast
„Malkasren" dem Geseierten ein solsnnes Fest in ihren Ge-
sellschaftsräumen und am 29. September fiudet die feierliche
Eröffnung der Andreas Achenbach-Ausstellung statt. Diese
Ausstellung enthält nur Werke des überaus produktiven
Meisters und wird in interessanter Weise den künstlerischen
Lebenslauf des Künstlers veranschaulichen. Die Eröffnung
der Zlusstellung geht in der städtischen Kunsthalle im Beisein
des Oberbllrgerineisters und der Festteilnehmer vor sich und
wird durch eine Nede des Herrn Maler Deiters eingeleitet,
welche das Leben des gefeierten Meisters schildern wird.
Ein Festessen in der Tonhalle wird den Schluß der Feier
machen, an dem nicht nur Tüsseldors, sondern auch ein großer
Teil auswärtiger KUnstler sich beteiligen werden.

Amcrikaiiischcr Kunftzoll. Der Attorney - General
(General-Fiskal) der Vereinigten Staaten, Mr. Garland, hat
eine für alle im Ausland lebenden amerikanischen Künstler
sehr wichtige und verhängnisvolle Entscheidung getrosfen.
Bisher waren die Werke amerikanischer Künstler) die in
Europa und anderen Orten lebten, bei ihrem Eingang in
die Vereinigten Staaten von dem hohen Eingangszoll
(39 Prozent vom Werte) befreit, den die Kunstwerke seit dem
l. Juli 1883 tragen müssen. Nun hat in einem Präzedenz-
fall der Attorney-General entschiedcn, daß die im Ausland
gemalten Bilder amerikanischer KUnstler ebenfalls steuer-
pflichtig seien. Ein Kllnstler, Mr. Paris, geborener Eng-
lünder, welcher seit 14 Jahren in den Vereinigten Staaten
lebt, also doch wohl sein Bürgerrecht dort erworben hat,
kehrte, wie die „Philadelphian Preß" berichtet, vor kurzein
aus Europa zurück und brachte eine große Anzahl gemalter
Ölstudien und Skizzen mit. Diese wurden auf dem Zollamt
in Newyork angehalten und als importirte Gemälde für
steuerpflichtig erklärt; es half ihm nichts, daß er sich darauf
beries, amerikanischer Bürger zu sein, und als solcher Steuer-
sreiheit verlangte. Die Angelegenheit kam schließlich vor den
Generalfiskal, und dieser entschied autoritativ, Laß die Studien

als im Ausland gemalte importirte Bilder zu betrachten
seien und dem Eingangszoll unterlägen. Die Nationalität
des^Künstlers soll bei der Einfuhr von Kunstwerken nicht
in Frage kommen, sondern es soll maßgebend für die Ver-
zollung sein, in welchem Lande dieselben entftanden sind.
Man kann nicht leugnen, daß die Entscheidung des General-
fiskals Garland durchaus logisch ist; denn ivenn man Kunst-
werke überhaupt als verzollbare Ware ansieht, wie der
amerikanische Zolltarif dies thatsächlich thut, so ist es ganz
richtig, daß der im Ausland lebende Versertiger oder Autor
dem gegebenen Zollgesetz und Steuersatz unterliegt, trotzdem
er amerikanischer Bürger ist. Andererseits tritt die Absurdi-
tät und Brutalität der vom Konqreß der Vereinigten
Staaten auf Kunstwerke gelegten erorbitanten Steuer, welche
zudem die Einsuhr sast gänzlich verhindert und unmöglich
macht. durch diesen Präzedenzsall erst recht grell zu Tage.
Amcrika ist das einzige Land der Welt, in dem die llunst
steuerpflichtig ist. Es ist nicht richtig, wenn die „Philadel-
phian Preß" meint, die Entscheidung Mr. Garlands würde
das Gute haben, die im Ausland iebenden amerikanischen
Künstler zu veranlassen, heimzukehren und ihre Kunst im
Vaterlande auszuüben. Die amerikanischs Kunst ist noch zu
jung und nicht selbständig genug, um die Schulung. die An-
regung und das Studium snibehren zu können, welche
Europa ihren Jüngern bietet, und wird sich bei den innigen
Wechselbeziehungen zwischen der neuen und der alten Welt
niemals abschlietzen können.

— a — London. Elcktrischc Belcuchtung im South-
Kensingtoii-Muscuni. Nach dem Jahresbericht des Soulh-
Kensington-Museums hat im vorigen Jahre die elektrische
Beleuchtung in den Räumen des Museums eine weitere Aus-
dehnung ersahren. Es sind jetzt zwei Tampfmaschinen in
Thätigkeit, darunter eine von 95 Pferdekräften. Durch die-
selben werden zwei Brush-Maschinen für 1V Bogenlampen,
eine Siemensmaschine für 319 Glühlichter, eine Pilsen-
maschine mit 13 Bogenlampen und zwei Siemensniaschinen
für je 6 Bogenlampen getrieben. Durch elektrisches Licht er-
ieuchtet werden vor allem die neuen östiichen und westlichen
Höfe, enthaltend die Gipsabgüsse und die Bibliothek sowie
Teile der Gemäldegalerie. Jn oen Lesesälen der Bibliothek
sind dicht über den Lesetischen Glühlichter in Gruppen von
je vieren angebracht, während außerdem die oberen Teile
derselben Räume durch unter der Glasdecke angeordnete
Bogenlainpen erhellt werdsn. Dagegen wird die Sammlung
der Gipsabgüsse allein durch Bogenlicht beleuchtet. Versuche,
die mit Swanlampen in den Klassenräumen der Kunstschule
gemacht worden sind, haben hinsichtlich der Luftverbesserung
so günstige Erfolge gehabt, daß eine weitere Einsührung der
elektrischen Beieuchtung in den Unterrichtsräumen geplant
ist. Auch die Erfahrungen, welche mit der Einführung des
Brushsystems seit mehr als vier Jahren gemacht wurden,
werden im allgemeinen als günstige bezeichnet. Der Ubel-
stand mangelnder Stetigkeit des Lichtes, über welchen zuerst
geklagt wurde, hat sich gemindert, nachdem die abgängigen
Bogenlampen nach und nach durch solche verbefferter Kon-
struktion ersetzt worden sind. Nach den abgeschlossenen Ver-
trägen sind die elektrischen Einrichtungen zunächst noch Eigen-
tuni der Gesellschaften, welche dieselben angelegt haben; für
die Venutzung wird eine jährliche Miete gezahlt. Jm laufen-
den Jahre wird die Museumsverwaltung sich zuerst über die
käufliche Übernahme eines Teiles der Einrichtungen zu ent-
scheiden haben. (Cbl. d. B.-V.)

8n. DaS Tabcrnakel von Giovanni della Robbia an der
Via Nazionale in Florenz ist kürzlich ein Opfer der Sorg-
losigkeit geworden. Man überließ die Reinigung desselben
dem Gehilfen eines Kunsthändlers der Via dell' Arienzo.
Dieser setzte dann seine Leiter ganz munter an den Hals des
einen der Apostel, welche die Einfassung schmücken, stieg
hinauf und knack. war der schöne thongebrannte Kopf ab-
gebrochen, zur Erde gefallen und gänzlich zersplittert.

— AuS dcm königlicbcn Palaske ;u Turin sind vor
kurzem verschiedene kostbare Kunstarbeiten entwendet worden,
nämlich zwei goldene Kronen, Geschenke der Städte Turin
und Neapel sür Viktor Emanuel; ein Paar silberner, ver-
goldeter Steigbügel, Geschenk des Sultans an den verstor-
benen König; elf Denkmllnzen für Tapferkeit, teils in Gold,
teils in Silber; vier antike Goldmünzen aus der Krim; vier
Ketten des höchsten italienischen Ordens, der heil. Annun-
 
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