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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0382

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Nekrologe. — Todesfnlle. — KunsthistorischeS.

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sondern auch in den Kreisen gebildeter Kunstfreunde all-
gemeine Verbreitung fünde, um anregend zu wirken und prak-
tischen Nutzen zu stiften.

Nekrologe.

6. L. Karl Lefeubure. Mitglicd der königl. Akademie
der bildenden Kiinstc zu München und königl. Porzellan-
manufaktur-Jnspektor in Npmphenburg, ist am 3. Septenibcr
gestorben. A!s der Sohn eines Rechnungskommissars der
königl. Lottoadministration 180L zu München geboren, wid-
mete er sich fchon in seinen Knabenjahren der Kunst und
wendete sich nachmals insbesondsre der Porzellanmalerei zu.
Jn jener Zeit gründete König Ludwig die heute im Erd-
geschosse der königl. Neuen Pinakothek aufgestellte Sammlung
von Porzellangemälden. Jhr Zweck war ursprünglich der,
Kopien der besten Werke aus den königl. Gemäldegalerien
und der königl. Residenz zu geben, um dieselben im Falle
der Vernichtung durch Feuer rc. wieder herstellen zu können.
Jnfolge der sortgeschrittenen Technik der modernen Verviel-
fältigungsarten wurde dieser Zweck allerdings in der Haupt-
sache illusorisch, als eine Sammlung aber, welche die Fort-
schritte aus dem Gebiste der Porzellanmalerei im Laufe
unseres Jahrhunderts zeigt, bleibt sie auch heute und für alle
Zukunft von Jnteresse. Zu dieser Sammlung hat der Ver-
storbene 24 geinalte Porzellanteller geliefert, wie er denn
überhaupt so Tüchtiges leistete, daß ihu König Ludwig l.
zum Jnspektor der Malerei an der genaunten Fabrik er-
nannte. — Als in den siinsziger Jahren dieselbe aus den
Händen des Staates in Privathände überging, wurde Lefeu-
bure in den Ruhestaud versetzt, fuhr aber sort, die geliebte
Künsk eifrig auszuüben, und führte uoch in den letzten Jahren
das Geschenk der Gemeinde Niimphenburg, ein Kasfeeservice,
gelegentlich der Bermähluug der Prinzessin Jsabella von
Bayern mit dem Herzog von Genua aus. An den nun ver-
blicheneu Fresken an der Neuen Pinakothek war der Ver-
storbene mit anderen Kunstgsnossen dargestellt.

0. v. I'. tzduard v. Ricdcl, königl. baperischer Hofbau-
direktor. geboren am 1. Februar 1813 zu Baireuth, ist in
Starnberg am 24. August gestorbeu. Unter Gärtners Leitung
herangebildet, nahm er hervorragenden Anteil an der Er-
bauung des Königsschlosses zu Athen und baute selbständig
das Schloß Hohenschwangau, den Wintergarten der Neuen
Residenz und daS Kunstvereinsgebäude in Müncheu.

Todesfällc.

6. v. 1?. Icns Iacob Asinussen 'Worsaac, Direktor dcs
Museums nordischer Altertümer und der Ethnographie zu
Kopenhagen, ein hervorragender Kenner der Kunstdenkinüler
seiner Heimat, ist am 15. August daselbst, 64 Jahre alt, ge-
storben.

6. v. 15 Z. G. Thcodor Gräpe, ehemaliger Direktor
des grllnen Gewölbes und der königl. Porzellan- und Gefäß-
sammlung zu Dresden, ist am 27. Aug. i» Lößnitz, 71 Jahre
alt, gestorben.

0. v. b'. Architckt A. Richard Widmann, Vorstand der
Gesellschaft S. Giorgio in Florenz, ist in Granada, wo er
sich Studien halber seit längerer Zeit aufhielt, am 8. August
im Alter von 29 Jahren der Cholera erlegen.

x.— Karl Spitzwcg ist am 13. September in München
infolge eines Schlagslusse's im achtundsiebenzigsten Lebensjahre
gestorben.

Auiisthistorisches.

8n. Jn der Nckropolc von Tanagra hat mau ein Grab
aufgedeckt, dessen Wände mit enkaustischen Malereien bedcckt
sind; dargestellt ist ein Weber, mehrere Wirtschastsgeräte.
cin Pserd, eine Landschaft mit.Häusern u. s. w. Tie Malereien
sollen eine geschickte Hand bekunden und bis auf das dritte
Jahrhundert v. Chr. zurückgehen.

(Oourrier cks I54rt.)

8u. Jn Kiew hat man bei einem Hausbau einen reichen
Silber- und Goldschmuck in einem wohlverschlossenen
thönernen Behälter gesunden: Diademe. Spangen, Arm-
bünder u. s. w.. außerdem neun dicke viereckige Silber-
münzen. Merkivürdig sind besonders die Ohrgehänge aus

feinem Filigran mit Verzierungen von Grubenschmelz und
ein Stück Zeug mit eingewebten Silberflittern. Die Gegen-
stände gehören dem 10. oder 11. Jahrhundert an.

(klläöpolläalloo Ls1§e.)

Rx. Alte Freskcn i» Bozen. Jm sogenannten „Spinn-
hause" zu Bozen hat man bei der Reinigung eines großen
Saüles unter der Kalkschichte alte Frescobilder, welche alle
vier Seitenwäude ehemals bedeckteu, entdeckt und teilweise
auch schon bloßgelegt. Es sind Darstellungen aus der deut-
schen Heldensage, die vermutlich dem 14. Jahrhundert an-
gehören. Eine Grupps stellt einen Drachenkampf dar. Unter
einer gepanzerten Rittergestalt ist deutlich der Name „Tristan"
zu lesen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Fresken mit
denen auf dem Ruukelsteiu eineu historischen Zusammenhang
haben. Das Alter derselben, sowie die Zeichnungen der
Figuren lassen darauf schließen. Bemerkenswert ist jeden-
salls auch, daß das heutige Spinuhaus vor Jahrhunderten
ein Edelsitz und Besitztum der Herren v. Vintler war, die sich
durch ihren Kuustsiun auszeichneten und denen bekauntlich auch
Schloß Runkelstein gehörte.

0. v. 1?. Rclicffund in Bcncdig. Bei der nunmehr
ihrer Vollendung entgegengehenden Restaurirung der Kirche
S. Maria dei Miracoli hät man bei Gelegeuheit der Aus-
besserung des Fußbodens eine alte Grabplatte, unter der sich
das Grab eines geweseuen Pfarrers der Kirche befand, aus-
gehoben und auf der Rückseite ein halbvollendetes Relief des
heil. Abendmahls entdeckt, das offenbar der Schule der Lom-
bardi angehört und abgesehen von seinem Kunstwert deshalb
besondsres Jnteresse bietet, weil man daran die Art und
Weise der Technik verfolgen kann, in der jene Meister ihre
Werke in Angriff nahmen. Leider sehlen drei von den drei-
zehn Figuren der Komposition; dieselben wurden bei Ge-
legenheit, als man die Tasel zur Grabplatte umgestaltete,
abgemeißelt. Der kostbare Fund wird in der Kirche selbst
seine Aufstellung finden, die nunmehr bald wieder dem
Gottesdienst und damit auch der Besichtigung übergeben wer-
den dürfte.

I-I'. Römischcr llrspruiig der St. Gcrconskirchc z» Kölii.
Die bei deu RestaurationSarbeiten des genannten Baues von
Prof. Mohr angestellten Untersuchungen (s. dessen Studie
darüber in seinem Buch „Köln in seiner Glanzzeit" Köln
1885, Ahn) haben den spätrömischen Ursprung der Sub-
struktion des das Schiff der Kirche bildenden kuppelbedeckten
Zehnecks samt seiner halbkreisförmigeu Kapellenausbuchtungen
als unzweifelhaft ergeben. Der Bau stellt sich somit in seinem
Grundrißschema als eiue Wiederholung, beziehungsweise Fort-
bildung jenes am sogenaunten Tempel der Minerva medica zu
Rom dar. Auch daß die Kuppelsegmeute der erwähnten, an
den Hauptraum auschließendeu Halbkreiskapellen mittelst
Hohlgefäßen aus Thon, und zwar von beträchtlichem Um-
fange gewölbt sind, deutet auf den Zusammenhang dieses
Teils des Baues mit der früher vorhandcnen römischen An-
lage, denn bekauntlich ist ja diese Art der Gcwölbeausführuug
schon der römischen Baukunst eigen gewesen.

ä. L. Bcnedig. Ein amerikanischer Architekt, Blackoll
aus Boston, hat die Erlaubnis erhalten, am Fuße des Cam-
panile von San Marco Ausgrabungen vorzunehmeu, zu dem
Zweck, die Art der Fundirung sestzustellen, welche die Vene-
tianer auf den lockeren Lagunen für die Kirchturmbauten in
Anwendung brachten. Die Ausgrabungen wurden in den
ersten Julitagen auf der Nordwestseite des Turmes begonnen.
Etwa 60 em unter dem gegenwärtigcn Straßenpflaster stieß
man auf das alte, welches aus Backsteinen besteht. Die bis-
herige Annahme, daß die Grundmauern kaum 2,10 ui unter
das Niveau dcr normalen Flut reichen sollten, sand keine Be-
stätigung. Erst in der Tiefe von vier Meteru stieß man auf
das große Holzgeflöß. Um dasselbe läuft eine Reihe von
Pfählen von 0,16 m Durchmesser; dieselben stehen von ein-
ander 0,05 in entfernt. Bohrversuchs unter dem Geflöß er-
gaben, daß der Boden unter demselben mit weißem festen
Thon sundirt wurde.

.1. L. Rom. Aei dem Bau dcr neuen Strafie Via dello
Statuto am südlichen Abhange deS Esquilins wurde hart
nebeu der uralten Basilika vou San Martino ai Mouti, in
welcher die ersten Konzile abgehalten wurden, eine Gruppe
antiker Gräber gesunden. Es sind ihrer etwa sechzig. Die
meisten haben keine Aschenurnen und weisen auf die Be
staltung durch Beerdigung hin. Der römische Archäolog Michele
 
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