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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 10
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Gerstenberg, Kurt: Elsheimer und die römischen Landschaftsmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0185

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Elsheimer und die römifchen Landlchaftsmaler

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gründ einem Bergmaffiv tief im Raume auf der anderen Bildhälfte entfprechen
läßt. Betrachtet man aber Elsheimers Bild und Brills Fresko, fo gibt das kleine
Tafelbild noch die Itrenge Haltung mit der Akzentuierung der Mittelachfe,
während bei Brill der Ausblick ins Freie auf den fernen Horizont die Mitte
einnimmt und erlt zur Seite gefchoben der Baum erfcheint. Die von Weiz-
fäcker betonte Übereinltimmung der farbigen Haltung, die den kühlen grau-
grünen Ton der Freskofarbe bewahrt, ilt allerdings aus dem Einfluß römifcher


Domenichino, Landfchaft mit Badenden. Madrid, Prado

Landfchaftsfresken zu erklären, ohne daß man gerade an Arbeiten Brills dabei
denken müßte. Das gleiche, etwas monotone Kolorit findet fleh z. B. auch
auf Domenichinos Landfchaft mit der Darltellung der Jungfrau mit dem Einhorn
im Palazzo Farnefe.
Der Einfluß Brills fcheidet alfo für den Stilwandel Elsheimers in Rom
nach 1600 aus, nur die römifchen Meilter Carracci und Domenichino können
dafür in Betracht kommen. Die entgegengefetzte Auffaflung Bodes, daß Els-
heimer auf Carracci und Domenichino gewirkt habe, ilt aus pfychologifchen
und hiltorifchen Gründen unmöglich. Daß fich der ältere, felbltbewußte Leiter
einer großen und weitberühmten Werkltatt in Rom der Kunltanfchauung des
jungen deutfchen Ankömmlings angefchloflen habe, ilt fchon an fich wenig
glaubhaft. Denkt man daran, wie der doch ganz anders Itarke und aus-
Itrahlende Geilt des Rubens fleh von den Italienern alles geben ließ, fo ilt
das von vornherein auch von Elsheimer anzunehmen. Den Ausfchlag abei
geben hiltorifche Gründe. Noack hat darauf aufmerkfam gemacht, daß Els-

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