Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

DOI Heft:
Nr. 18
DOI Artikel:
Tietze-Conrat, Erica: Zur Datierung des hl. Sebastian von Mantegna in der Wiener Galerie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0349

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Datierung des hi. Sebaftian von Mantegna in der Wiener Galerie 341


Der hl. Sebaftian. Wiener Gemäldegalerie

fchließen. Noch ein Grund fpricht für
diefe frühere Anfetzung. Auf einer
Zeichnung des Boijmans-Mufeums in
Rotterdam, die Schmidt-Degener im
Burlington Magazine 1911 publiziert
hat, und deren Entftehung ich im Ge-
genfatz zu Schmidt-Degener etwa im
Jahre 1454 oder noch etwas früher
annehmen möchte, finde ich einen Ent¬
wurf — wohl den erften Concetto —
des Wiener Sebaftian. In die intime,
liebenswürdige Wirkung des Zeich-
nungskabinettes imBoijmans-Mufeum
bringt das einen Ehrenplatz einneh-
mendeBlatteinen ernfteren pathetifchen
Ton. Zuerft durch feine Größe—29 cm
hoch, 19 cm breit — dann aber durch
die köftlich wech feinde, durch die viel¬
fältige Füllung an beiden Seiten.
Schmidt-Degener fchreibt die getufchte
Federzeichnung dem Mantegna zu,
an der einen Seite zeige fie den Kopf
der hl. Elifabeth, am Rande Entwürfe
zu verfchiedenen Kompofitionen, dar¬
unter zum Kupferftich des Chriftus an
der Marterfäule <B. 6>, natürlich im
Gegenfinn, zu Satyrköpfen vom Bac¬
chanal. Die Zeichnungen diefer Seite
fetzt er zwifchen 1470 und 1480 an.
An der anderen Seite die Köpfe der
hl. Magdalena (vom Londoner Bild>
und des Chriftkindes vom Bergamobild,
die Studie eines Kinderfußes; die Zeichnungen diefer Seite füllen nach Schmidt-
Degener im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrh. entftanden fein. In wefentlichen
Punkten kann ich der Meinung'Schmidt-Degeners nicht beiftimmen,- vor allem
halte ich die großen Köpfe der beiden Seiten nicht für eigenhändige Arbeiten.
Das Kinderköpfchen z. B.: es ift ziemlich eingehend durchgeführt, von dem
Gefleht der Mutter ift nur der das Kindergeficht überfchneidende Kontur der
Stirn und der Wange gegeben, mit dem ebenfo flüchtig eingezeichneten <rechten>
Auge — dann reißt die Zeichnung ab ; das freigebliebene Papier ift noch zu

Nr. 18. 2. II. 23
 
Annotationen