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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

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Heft 1 (Oktoberheft 1929)
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Bernhart, Joseph: Bild oder Wort?: ein literarischer Brief
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Alverdes, Paul: Über Hugo von Hofmannsthal
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0019

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und außen isi das Vermögen des bildlichen WorLes. Der alte GoeLhe kennk
und übL wie wenige seine wunderbare Magie, und darin haL er die ösilrchen
DichLer und Sprachen zum Mei'sler. Di'e alLen Hebräer — das i'st das zweite,
das mir auf der Zunge lag — wußLen Bescheid um dieses Gehei'mnis der
Beschwörung des Lebens durch das Work. Sagten sie „mssclml", so war
in dem Einen das Mele gesagk, das sie wieder doch als Eines erkannLen: im
Bildc redcn, lbkachdruck geben, den Schlüssel haben, herrschen, König sein.
Jch glaube, weiter ins Leben vorzustoßen als durch die BildgestalL der
Sprache, isl uns nicht gegeben. Wir fühlen, es ist nicht weit, lange nichk weik
gcnug, und wollen wir noch weiter, so bleibt uns nur der herrliche Refl, der
Schweigen heißk, und alles was nur im Schweigen — nicht mehr sich sagen,
aber sich hören läßt. Immerhin, um wenigflens so wei'L zn stoßen, als die
Sprache reichk, müssen wir die Straße des Geistes gegen den Kram ver-
Leidigen, der die Jlugen entfremdet dem Auge, dnrch das allein sie 2lugen des
Menfchen sind.

Wie vieles noch drängk sich herzu, was nach Erlösung ruft aus Babylon!
Aber es ist Mi'tLernachk, lieber Frennd, und auch nicht aller Tage Abend.

Über Hugo von Hofmannsthal

Bon Paul Alverdes

s^xugo von Hofmannsthal ist als Iüngling, fast noch als Knabe zu außer-
^(/ordentlichem Ruhm gelangk, echtem Ruhm des echken DichLers, der mit
jener Art von Berühmcheit, welche neuerdings die ZeiLungen, die WaschzeLtel-
fabrikation und die Bildreporter immer ausschließlicher zu vergeben haben,
nichts zu fchaffen hat. Was er zwifchen seinem siebzehnken und sechsundzwan-
zigsten Iahre hervorgebracht hak, das gesamte, übrigens sehr fchmale lyrifche
Werk und die sogenannken kleinen Dramen, ist mit wenigen Ausnahmen
später einmal in einem einzigen Band zusammengefaßt worben. Dieses Buch,
in welchem nur der Irrtum das wahre Wesen und Werk dieses von GeburL
und Hause reichen und in Iahren der Bereicherung durch Selbsterkennung,
Inständigkeit und unablässige Arbci'L nur immer Liefer verwandelken Geistes
begreifen und besiHen zu wollen verharren konnte, ist von allen seinen übrigen
als einziges wirklich bekannt geworden; zum allgemeinen Ilnglück, wie mmr
heuLe sagen darf, wenn denn wirklich der Dnft und der Schimmcr der BlüLe
alles sein soll und der Apfel nichts, der ihn doch in sich bewahrt wie der
Wein die Sonne, und der zu nähren vermag und im Innersten den Kern der
llnvergänglichkeit LrägL. Aber da fchien wenig zu helfen, und die äußcren
llmstände Latcn kaum ein llbriges: diese Gedichte, diese lyrifchen Dramolckke,
entzückt empfangen und eisersüchtig bewahrt, eifersüchü'g, ja blind den ver-
wandelten Gaben des Verwandelken gegenüber, das war Hofmarmskhal, das
hattc er ein für allemal zu bleiben, man kannte ihn, genug, und hatte nichts
Rkeues zu erkennen.

Aber wen kannte man denn? einen Iüngling von gewiß- unvergleichlicher
Art, mik fchweren, üppigen Augen durch seine Berse herblickend, süß von
Stinnne wie kein anderer in seiner ZeiL, die wenigsten vor ihm und cinst-
wcilen keiner nach ihm — eine so gesäLLigte Süßhei'L freilich zuweilen, wie

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