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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

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Heft 4 (Januar 1930)
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Materialistischer Idealismus: (zum Fall Hugenberg) ; von einem Anhänger der Rechten
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Martin, Kurt: Charles Despiau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0259

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AbsichL war zu deuklich, um nichk zu verstimmen. Ungekonnter Maechia-
vellismus!

Er sieht, ganz richtig vom Standpnnkt dcs Oppositionsführers, die ITotwen-
digkeit, den Ioungplan zu bekämpfen. Er läßt aber alle Möglichkeiten, die
Verhandlungen in Paris und im Haag praktisch-oppositionell zu beeinflnssen,
vorübergehn und baut eine „Front" für einen aussichtslosen Volksentscheid
auf. Die Aussichtslosigkeit wird auch zugegeben und der innenpolitische
Zweck osfen bekannk. Außenpolitische Argumente, und zwar in einer Frage,
die äußerfle sachliche Anflrengung aller um das Schicksal des dcutschen Vol-
kes Besorgken erforderte, werden zu innerpolikischer Agitakion verwendet.
Ungekonnter Macchiavellismus!

Der große Feind der Mehrheik und des Parlamentan'smus mobilisierk inner-
halb der Partei gleichsam die Straße und die wenig Unterrichteten im Lande.
Er arbcitet mit allen Mittcln parlamentarischer Taktik. Er kommt rnit sich
selbst dauernd in Widerspruch. Seine Maßnahmen kreuzen einander. Seine
Helfer wagen keinen selbständigen Schritk, weil er unberechenbar ist. Er hat
kcine Mitarbciter, nur Subalkerne. Er ist überlastek. Er ist wie der Fisch auf
dem Trockenen. Ein zur Politik nicht Geborener hat sich in die Politik kreiben
lassen. Man denkt an Lndcndorsts Tragik, der aus Mangel an politischen
Führern und wegen sciner auf ganz anderen Gebietcn liegenden Spezialleistun-
gen ein „Politikcr" werden mußte. Tragik? Melleicht. Sicherlich tragisch
für die Nechte, und wahrscheinlich auch für das deutsche Volk.

-i«

Man mußte als Rechtsstehender lange zögern, das alles laut zu sagen. Man
muß jeHL noch fürchten, der Linken einigen Genuß zu berciten. Sic hak freilich
nur oberflächlich gesehen Anlaß dazu. Dcnn ihr kann nichts Besseres
geschehcn, als wenn dieses über seine Grenzen greifende Spezialkalent, dem
die nationalen Endziele längst im Chaos der Mittel und des Apparats unkcr-
gegangen sind, sich bis zum bikteren Ende austobk. Abcr aus Sorge, der
Linken eine voreilige Frcude zu bereiten, darf der nicht länger schwcigen, dem
es nicht um Hugenberg und nicht um Beifall oder Widcrspruch geht, sondern
um das deutsche Volk. Hugenberg ist nur als Anzeichen wichtig. Aber als
Anzeichen für eine ganze Richtung politischen und allgemeinen Fehldenkens.
Ienc Denkrichtung hat, nicht erst seit Hugenberg und nicht erst seit dcm
Zusammenbruch, schon unendlich viel geschadek. Sie hat die wichtigsten
Gelegenheiten zu wahrhaften Leistungen versäumt. Hugenberg wird, so hoffen
wir, der Totengräber dieses Aberglaubens sein.

Das ist seine geschichtliche Funktion.

Charles Desf>iau

Von Kurt Martin

)^us Rodins Gesprächen über die Kunst erinnert man sich der Mamen
^^Bourdelle und Dcspiau. Beide sind Schüler Nodins, Bourdclle der
Pathetiker der plastischen Masse, Despiau der Empfindsamere, der die lei-
seren Bewegungen sammelt, dem das Geistigc Form wird unker der ruhigen

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