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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

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Heft 1 (Oktoberheft 1929)
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stimmk die griechische Landschaft in idealischem Zug gestaltet; die Natnrstndie zu
einem großen Gemälde.

*

Nene und alte Gebrauchskunst. Was wir an früher gezeigten Stücken
derart rühmend hervorgehoben, eignet auch diesen: bei bequemster Gebrauchsfähigkeit
einfach edle Form in guten Proportionen und reizvoller Herausstellung der Material-
fchönheiten. Um gerade diese letztere WirkungSweise als uralt zu zeigen, bringen
wir eini'ge Gefäße aus Ägypten, die bis zooo Jahre vor Christus zurückgehen:
erstannlich im Geschmack nnd in der künstlerischen Sicherheit, womit jeweils der
Größe und Form dieser Gebilde die Musterung maßstäblich wie im wolkig lockeren
oder fcharf gesprenkelten Gefüge der Zeichnung angepaßt ist. Solche Höhe hat auch
Agypten in späterer Zeit nicht mehr errcicht. Wir danken für die Unterlagen zur
Wiedergabe Herrn Geheimrat Spiegelberg, dem Münchener Ägyptologen, allerbestens.

I- Popp

Umschau

Das ^nternatioriale Plakat

Bemcrkungen zur Münchener Ausstellung
on der Geschichte des Plakats, die un-
serer Kritik die besten Maßstäbe und
Perspektiven gibt, kann und soll hier nicht
gesprochen werden, weil die Münchener
Ausstellung „Das Jnternationale Plakat"
eben nicht historisch, sondern lediglich ak-
tuell gedacht ist und ei'nen Qnerschnitt
durch die internationale Plakatproduktion
der letzten fünf Jahre geben will. Diese
Ausstellung ist, das sei vorausgefchickt,
eine verdienstliche, dankenswerte Tat, öie
trotz der beschränkenden Auswahl doch die
Möglichkeit gibt, von der Warte dcr Ge-
genwart den Wettkampf der Nationen im
Plakatwesen zn überblicken und ein Urteil
zu bilden, das bei aller Vorläufigkeik
wahrfcheinlich doch gelten wird. Sehen
wir in einem guten Plakat ein Massen-
blatt der Druckgraphik, das der Zweck-
kunst zugehörig den Werbewert wie den
Kunstwert ausgeglichen versöhnt, das ein-
malig, auffällig, zweckdienlich und ge-
fchmackvoll dem Sonderfalle dient und,
abgesehen von seinem technifchen Stil, die
Sache wie den Künstler wirken läßt, so
ist von diesem Standpunkt aus folgendes
zu sagen: den ersten Platz nehmen
Dentschland und Frankreich ein, den zwei-
ten Platz die Schweiz, Osterreich, Belgien;
dann erst folgcn Jtalien, England, Ruß-
land, Dänemark, Polen. Die übrigen
Nationen, wie Holland, Spam'en, Schwe-
den, Amerika, leisten Ungenügendes, und
ganz besonders schwach sind Tschecho-
slowakei, Ungarn, Türkei, Bulgarien,

Rnmänien, Jugoslawien, Griechenland,
Norwegen, Lettland, Estland, Finnland,
Agypten, Australien, Argentinien, Bra-
silien, Chile, Mexiko. Uberraschend ist
bei dieser kritifchen Ordnung vor allem,
daß England, das einst für die Plakat-
kunst führend war, derartig nachgelassen
hat, daß Rußland derartig zurücksteht,
trotzdem man doch erwarten könnte, daß
seine Werbetechnik auch dem Plakat neue
Kräfte geben müßte, schließlich, daß China
und Iapan, fchrecklich europäisiert, alles
vergessen konnten, was ihrer Graphik einst
die anregende, fruchtbare Dorbildlichkeit
gab. Auch Amerika, das Land der Re-
klame, steht erst am Anfang einer eige-
nen Plakaikunst und bedarf aller Nach-
sicht.

Wer die Entwicklnng des Plakats in
Deutfchland mitverfolgen konnte, weiß,
daß besonders zwei Zentren führend wa-
reu und sind: München und Berli'n.
Münchens Leistungen sind bckannt, nnü
Namen wi'e Heine, Stuck, Paul, Diez,
Weißgerber, Hohlwein geben cinen eige-
nen Stilbegriff, der sich durch Schnacken-
berg, Engelhard, Glaß, Preetorius, Zie-
tara u. a. immer noch bereichert. Mün-
chen hat heute wieder eine eigene Pla-
katkunst mit reizvollen Farb- und Form-
kräften, die besonders dem graphifchen
Wesen zuneigen. Jch nenne nur Ärnold,
Efchle, Schwarzer, Jbe, Ehlers, Lindner,
Nitsche, die Borzügliches leisten. Eine
eigene Persönlichkeit ist Hohlwcin, der
lange Zeit führend war und seine photo-
graphifche Aquarellkunst in geschmackvol-
ler Farbigkeit bis zur Manier steigerte,
 
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