Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

DOI Heft:
Heft 5 (Februar 1930)
DOI Artikel:
Egidy, Emmy von: Das Gold als Räuber: das Leben Johann August Suters ; nach den Quellen von "Martin Birmann, gesammelte Schriften"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0337

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Gold als Räuber

Das Lebcn Johann 21ugust Sukers
Nack den Quellen oon „Martin Birinann, Gesannnelte Schristen"*

bearbeitet von
Emmy v. Egidy

Die Geschichte öieses Mannes ist oon Blaise Cendrars in verivirrender Verzerrung
als Roinan aufgeputzt unter Fälschung oon Daten und Tatsachen verarbeitet worden.
AuS eiueiu Kolonisator größteu StileS ist ein Abenteurer unö Desperado geinacht,
die Geschichte der Menschheit ist um eine große nnd tragische Figur betrogen. Leiöer
ist Stefan Zweig in seinem glänzenden Lebensbilö Suters, iu den „Sternstunden öer
Menschheit", ostenbar denselben unzuoerlässigen unö phantastischen amerikanischen
Quelleu folgend, in eincn ähnlichen Jrrtum oerfallen. Die einzig authentifche Quelle
ist die Arbeit des Baslers Birmann, der, aus persönlichen Nachrichten schöpfend, am
lückculosen Briefwechsel Suters mit seinem Freunde Buser teilhabend, dessen Leben
drüben von der Schweiz aus verfolgte. Au diese Quelle hält fich die folgende Dar-
stellnng.

I

Die Erde

D s m 17. Ium 1880 starb iu Washingkon ein Maim, der den seltsamsten
^^Rechtshandel unerledigt hinterließ, einen Prozcß, dessen Gegenstand einen
so ungeheuren Wert darstellt, daß er wohl deshalb nie eine Erledigung finden
sollte.

Dcr Mann hieß Iohann August Suker, ein Schweizer aus dem Kanton
Baselland. Sein Prozeß ging um das ganze Land, auf dcm jeht San Fran-
cisco steht, auf dcm weiter acht große Städte, 1500 Dörfer entstanden waren,
knapp sechs Iahre nach der Auffindung des ersten Goldes auf seinem
Eigcntum.

Seine Geschichte enthalt Schicksale von mythologischer Wucht, ein Auf nnd
Rkieder ungehcurcr Spannung, Zahlen, die uns selbst nach Weltkricg und
Inflakion nnglaubhaft klingen, Geschehnisse von ebcnso symbolischer Kraft
wie Gegenwartswirkung.

Im deutschen Kandern 180z von schweizerifchen Eltern geboren, machte er in
Basel eine kaufmännische Lehrzeit durch, gründete ein eigenes Geschäfk, hei-
ratete und verließ, nach vollständigem Bankrott slüchkig geworden, i8z4 die
Heimat, ließ seine Frau mit vier Kindern mittellos im SchuHe eines Freundes
zurück und suchte sein Glück in Amerika. Dork verschwand seine Spur zu-
nächst in den üblichen kleinen Wechselfällen, die jeden Einwanderer in der
neuen Welk erwarketcn. Als Handelsmann führten ihn seine Wege bis an
den Mississippi. Dort gelangk er in den BesiH einer Farm.

War bis jcHL einc ungeheure Aktivität notwendig gewesen, um überhaupt
das Brok des Tages, das Lager der Macht zu bcschaffen, hakte diese quirlende,
hastende, ausschlagcnde und um sich schlagende Geschäftigkeit so genan einem
Bedürfnis Sutcrs cnksprochcn, daß sie ihn zu keincm nach innen gewendeten
Blick kommen ließ, so schlug nun für ihn an dicseiu crsten Ziele, dem kleinen
BcsiH angelangt, dic Stunde der Selbstbcsinnung.

" Bcisel. R. Neich, vvrm. Oetlc'ssü Buchdruckerei. 189^-

265
 
Annotationen