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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

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Heft 5 (Februar 1930)
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Egidy, Emmy von: Das Gold als Räuber: das Leben Johann August Suters ; nach den Quellen von "Martin Birmann, gesammelte Schriften"
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0338

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Bei der stillen und geduldigen 2lrbeir des Landmannes, hinker dem Pfluge,
beim Säen und bei der Warlung des slummen Mehs ersleht das Bild der
Heimal und seiner verlassenen Lieben, von denen nichl der O;ean allein ihn
Lrennl. Die Last, die cr dunkel verballk in seinem Jnuern mikgebracht hak aus
der alken Welk, hebk sich in den Nächken zwischen den gleichmäßig verlaufcn
dcn Arbeikskagen. Die Schuld stehk da und siehk ihn an, der geschäfkliche Zu
sammenbruch, der nichk nur seiu Mrmögen verschlungen, der besleckke Name,
den er den Seinen zurückgelassen. Er ist ja nichk geflohen, um sich eincr Sühne
zu enkziehen; er iß geflohen, um die Belvegungsfreihcik zu behalken, diese
Sühne nach seineni eigenen, lebendig in ihm ruhcnden GeseH zu gestalken,
nichk nach den geschriebenen GeseHen seines Landes, denn es ist diese stille
Gewißheit in ihm, daß nichk eigener IlnfähigkeiL und llnküchkigkeik sein Uu-
glück zuzuschreiben war, sondern der Enge und Kleinheik der heimischen Ver-
hälknisse. Zugleich wird ihm klar, daß die 2lrbeik seiner Hände allein nichk
genügen wird, sein Ziel zu erreichen. Um den geduldig mahlenden Mäulern
des Mehes das Fukker vorzuwersen, brauchke er nichk Fluchk, Unehre, Treu-
nung und Sehnsuchk auf sich zu nehmen; was er hier suchke, war ein Weg,
srei zu werden von der dunklen Last. Hier in den unendlichen Weikcn, unker
den Bogen dieses hohen Firmamenks muß er die 2lufgabe finden, die seincn
Fähigkeiten enksprichk und ihm die Möglichkeit der Sühne gibk. Es brennk
auf seiner Ehre, daß er ein landflüchkiger Mann, es brennk in seinem Herzen
die Sehnsuchk nach Frau und Kindern, und es brennk der Durst nach der 2lus-
gabe, aus die der Skern in seiner Brust weist. Da fällk in dieses suchende
Äusschauen ein Work, ein Name. Reisende, die bei ihm nächkigen, bringen
die Kunde von einem glücklichen Land, das westwärks liegk: Kalisornien! Äls
zum erstenmal dieser N!amc sein Ohr krisfk, liegk wie von einem Bli'H erhellk
vor ihm der Weg, den er findcn muß zu seineiii vorbestimmken Guk und
Eigenkum. Wo er kann, fragk er dem Wunderklang dicses Namcns nach.
Pelzhändler aus der weiken Ebene des N'ordens uud Westens bringeu ihre
herrliche Ware auf den MarkL von Sk. Louis. 2luch sie sorschk er aus.

Er verkaust dic Farm, handelk Waren cin und schli'cßk sich einer Zg Mann
zählenden deukschen Gesellschask an. Mik ihr kommk er nach sehr beschwer-
licher Reise bis Santa Fe, einer der Kolonien, die Mexiko am großen Felsen-
gebirge hakke. Dork blieb cr. Er hakte Glück mik seiuen Handelsgeschäskcn,
tauschke bei den Zndianern Felle und Lcbensmikkel gegen mikgcbrachken Tand,
erwcikerke seine Kennknisse über das Land jenseiks des großcn Felsengcbirgcs,
von dem die Jn^>""kr erzählken, dem fabelhafken Lande der Fruchkbarkeit,
der weidenden Herden, der strömenden Flüsse, der ungeheuren Wäldcr.
Wie die immcr bestimmkere Kunde laukete, war es dork möglich, durch raschen
und sesten Zugriss Land vom Skaake Mexiko zu erhalken, Land, von Herdcu
begaugen, vom Pfluge bereiks erbrochen.

2lber von Sanka Fe gab es keinen Weg nach Kalifornien. Hinker dreifachen
Gebirgsmauern verschanzk, schien es wie im Märchcn seinem Erwecker cnk-
gegenzuLräumeu. Er mußke nach Missouri zurück. Mu da brach er im Iüni
iLzL mik einer kleinen Gesellschaft von neueni aus. Die Skakionen ihres
Weges, die Forks der Mreinigken Skaaken, gaben cinigen SchuH gcgen die
schweisciiden, ini Ansriihr begrissenen Indianerstämme. Ost aber war die

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