wicklungdereuro-
päi'schen Kunsi<
Was aber das
InhalLliche selbsi
anging, so waren
dre einen geneigk,
dieTotenLanzdar-
slellungen aus ein
geisiliches
Drama,einePan-
tomime oder ein
Pslrloan vivsnt'
zurückzufüh-
ren, ohne sich da-
bei klac zu sein,
daß damit besten-
salls nur der Ur-
sprung,nichLaber
die schöpferischen
Elemente erklärt werden. Die anderen erblickten in der Volksanschauung vom
mitternächtlichen Reigen der Toten die Grundlage der älkesten Texke und
redeten einer sreiphantastischen Ausgestaltung des Motivs das TLort. 2lber
fast niemand wagke, aus Grund des gesamten Materials, eine zusammen-
hängende Beantwortung aller Fragen, die an diese bildnerische Sphinx ge-
richtet werden können, niemand wagte zn erörtern, ob hier nur Sein spricht
oder auch Sinn, ob Erscheinung oder auch Idee.
Wer nie monumentale oder graphische Totenkanzdarstellungen gesehen hak,
wird sich allerdings nur schwer einen Begriff von der Kompliziertheit des
Problems machen können, zumal wir im allgemeinen bei dem Wort „Toten-
tanz" an Hans Holbeins Holzschnitte denken, die das Mvtiv des Tanzes sast
vollständig ausgegeben haben und uns lediglich vorführen, wie der Tod
die Menschen in allen Lebenslagen überraschk. Bei den ältesten Totenkänzen
handelt es sich aber nicht um ein Austreten des personifizierten Todes, son-
dern um einen wirklichen Totenreigen, wie uns durch die Scharfsinnigkeit
eines Straßburger Zoologen erstmalig vor ckwa 40 Iahren bewiesen wurde.
Die dürren Kerle, die blaß wie des Mondes Schein, von weißen Tüchern
umflossen, die Vertreker der Geistlichkeit und die weltlichen Würdenträger
in ihren Reigen ziehen, sind in Wirklichkeit Leichen, Tote, Berstorbene
bciderlei Geschlechts. Pkoch in Großbasel werden sie als des Todes Gesellen,
Knechte, wilde Wölfe, als des Todes Boten bezeichnet, die — im Texk —
vom Tode als von einer dritten Person sprechen. 2luch im Gemäldc war meiff
das Geschlecht noch kenntlich. Lange flatternde Haare und hängende, von
Würmern zerfressene Brüste kennzeichnen die weiblichcn Todesfiguren.
2luf Grund dieser Feffffellung gelangke man ohne Schwierigkeit zu der 2ln-
nahme, daß auch der Totenkanz nur eine weitere Ausgestaltung des sogenann-
Len Wiedergängerglaubens ist, wie er uns in dem mitternächtlichen Kirch-
hofstanz der Token entgegenkritk. Dort tanzen die Token zu bestimm-
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päi'schen Kunsi<
Was aber das
InhalLliche selbsi
anging, so waren
dre einen geneigk,
dieTotenLanzdar-
slellungen aus ein
geisiliches
Drama,einePan-
tomime oder ein
Pslrloan vivsnt'
zurückzufüh-
ren, ohne sich da-
bei klac zu sein,
daß damit besten-
salls nur der Ur-
sprung,nichLaber
die schöpferischen
Elemente erklärt werden. Die anderen erblickten in der Volksanschauung vom
mitternächtlichen Reigen der Toten die Grundlage der älkesten Texke und
redeten einer sreiphantastischen Ausgestaltung des Motivs das TLort. 2lber
fast niemand wagke, aus Grund des gesamten Materials, eine zusammen-
hängende Beantwortung aller Fragen, die an diese bildnerische Sphinx ge-
richtet werden können, niemand wagte zn erörtern, ob hier nur Sein spricht
oder auch Sinn, ob Erscheinung oder auch Idee.
Wer nie monumentale oder graphische Totenkanzdarstellungen gesehen hak,
wird sich allerdings nur schwer einen Begriff von der Kompliziertheit des
Problems machen können, zumal wir im allgemeinen bei dem Wort „Toten-
tanz" an Hans Holbeins Holzschnitte denken, die das Mvtiv des Tanzes sast
vollständig ausgegeben haben und uns lediglich vorführen, wie der Tod
die Menschen in allen Lebenslagen überraschk. Bei den ältesten Totenkänzen
handelt es sich aber nicht um ein Austreten des personifizierten Todes, son-
dern um einen wirklichen Totenreigen, wie uns durch die Scharfsinnigkeit
eines Straßburger Zoologen erstmalig vor ckwa 40 Iahren bewiesen wurde.
Die dürren Kerle, die blaß wie des Mondes Schein, von weißen Tüchern
umflossen, die Vertreker der Geistlichkeit und die weltlichen Würdenträger
in ihren Reigen ziehen, sind in Wirklichkeit Leichen, Tote, Berstorbene
bciderlei Geschlechts. Pkoch in Großbasel werden sie als des Todes Gesellen,
Knechte, wilde Wölfe, als des Todes Boten bezeichnet, die — im Texk —
vom Tode als von einer dritten Person sprechen. 2luch im Gemäldc war meiff
das Geschlecht noch kenntlich. Lange flatternde Haare und hängende, von
Würmern zerfressene Brüste kennzeichnen die weiblichcn Todesfiguren.
2luf Grund dieser Feffffellung gelangke man ohne Schwierigkeit zu der 2ln-
nahme, daß auch der Totenkanz nur eine weitere Ausgestaltung des sogenann-
Len Wiedergängerglaubens ist, wie er uns in dem mitternächtlichen Kirch-
hofstanz der Token entgegenkritk. Dort tanzen die Token zu bestimm-
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