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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

DOI Heft:
Heft 2 (Novemberheft 1929)
DOI Artikel:
Buchheit, Gert: Über den Totentanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0111

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das Ende des 14. oder in den Anfang des 15. Iahrhunderks zu Vcrsehen ist.
In ihr ist es der Tod, der nacheinander in regelmäßigem Wechsel geistliche
und weltliche Würdenkräger zum Neigcn aufforderk. — 2luch dieses Mokiv
läßk sich ohne jede Schwierigkeik in den Vorstellungskreis des Mikkelalkers ein-
fügen. Gehk doch das Zwiegespräch zwifchen Tod und Menfch auf die weik-
verzweigke Rangstreiklikerakur zurück, die in mannigfachen Formen zwei Per-
sonen oder zwei personifizierke Gegenstände mikeinander um den Sieg kämp-
fen läßk.

So viel über die Entstehung des Tokenkanzmokivs! Aber nichk nur in dcm
herrfchenden Grundgedanken, auch in der Durchführung des Themas begegnen
wir einer inkeressanken einheiklichen Enkwicklung. Aus dem älkesten Typus dcr
Tokenkanz-Wandbilder, dem sogenannken Kckten- oder Ringelreigen, wird im
Laufe der Zeik eine Ark Prozession, die sich deuklich von rechks nach links be-
wegt, wo sich, wie auf dem Basler Wandbilde, ein Beinhaus befindek. Denn
dort wird sich, so fcheink es, erst der eigenkliche Reigenkanz abspielen, das
festliche Gepränge unker Musikbegleikung und unter Anführung der Gerippe.
llnd fchließlich führt die llmseHung all dieser Vorgänge in dcn Werkstoff
der Graphik sowohl inhalklich als auch formal zwangsnokwendig zur
vollständigen Auflösung der Tanzenden in einzelne Paare. Ie zwei zu voller
Bildhöhe sich erhebende Figuren, Skandesverkreker und Todesgestalk, erfüllen

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