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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

DOI Heft:
Heft 3 (Dezemberheft 1929)
DOI Artikel:
Popp, Josef: Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0230

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un^ Geslttung. Ganz ersllllt t>on mittelalterlichem Geist, weiß ihn der Verfasser
erschütternd und bestrickend erstehen zu lassen, in einer wahrhaft poetifchen An-
schauung und Sprache. Jch kenne ähnliches nur aus Nodins „Kathedralen"
(K. Wolff), die ich bei dieser Gelegenheit in Erinnerung bringen möchte. Erwähnt
seien hier noch zwei ausgezeichnete Monographien über Paris von Karl Scheffler
(Jnsel-Verlag) und das jüngere Buch von Fritz Stahl (Rud. Mosse). Am Letzteren
wird die Stadt als Gesamtkunstwerk erlebt und geschildert, von einem sehr feinen und
unterrichteten Geist, der Architektur wie Musik erlebt — und doch ganz im Sach-
lichen bleibt. — Der „Deutsche Kunstverlag" (Berlin) gibt unter dem Titel
„Deutsche Lande, Deutsche Kunst" seit einigen Jahren eine große 2ln-
zahl Stadtbilder heraus, die sich zwischen Z,Zo bis /s M. halten und wahrhaft
preiswert sind: sehr gute Abbildungen im technischen Sinn, auch sonst zufrieden-
stellend in der Auswahl des Jnhaltes, nicht immer im Ausschnitt. Der Text ist
sachlich gediegen, aber allzu kunstphilologisch. Die meisten Derfasser betonen zu wenig
das Künstlerische, das wir in solchem Zusammenhang gerade wünschen und brau-
chen. Die neuesten Bände sind knapper, aber nun allzu summarisch. Es ist die
Schuld des Herausgebers, daß er seinen Mi'tarbeitern keinen klareren Plan gegeben:
es müßten Stadtwanderungen sein, in deren Derlauf sich uns das Wichtigste er-
schließt; auch fehlen praktische Jnhaltsverzeichnisse, die schnell orientieren. Trotz
alledem empfehlen wir die Bände eindringlich als eine gute Vorbereitung und
schöne Erinnerung. Bei einer neuen Auflage schlagen wir vor: kurze geschichtliche
und kunstgeschichtliche Einleitung, alte Stadtpläne und neue Stadtansichten, zu den
Bildern jeweils einen knappen Text, der über das Wesentliche künstlerisch unter-
richtet. Wir nennen von dem Dorhandenen: Mecklenburg, Pommern und Anhalt
als gute Einführung in diese Provinzen; ganz vortrefflich ist Kärnten in Wort und
Bild. Don Städten gedenke ich: Breslau, Danzig, Erfurt, Güstrow, Hildesheim,
Lüneburg, Magdeburg, Mainz, Potsdam, Stralsund, Stettin, Wismar. Über die
„P otsdamer Baukunst" hat im gleichen Verlag eingehend und bilderreich
H. Konier geschrieben. Für einzelne deutsche Bauten sind in Wort und Bild aus-
gezeichnet die kleinen Bändchen „D e u t s ch e B a u t e n" von M. Ohle (Hopfer,
Burg bei Magdeburg). Auch die „S t ä t t e n der K u l t u r" (Klinkhardt L Bier-
mann, 6 M.) sind eine recht beachtenswerte Folge. Mit Königsberg i. Pr.
von Alfred Rhode erscheint eben der Z7. Band. Gewissenhafter Text und fcharfe,
gut gesehene Aufnahmen von Straßen, Plätzcn, Bauten, Malerei und Plastik wie
edles Kunstgewerbe zeichnen ihn auö. „Die Welt um München" nennt der viel-
gewanderte Wilh. Hausenstein eine Sammlung von Zeitungsaufsätzen über süd-
bayerische Städte, das Münchener Marionettentheater und den Komiker Valentin,
über den Apoll von Tenea und die Bilderbogen, über Frühjahr und Winter im Ge-
birge u. a. Hier spricht ein äußerst geschickter, rassinierter Schriftsteller von erstaun-
licher Einfühlungskraft, aber nicht einheitlicher Gesinnung; sie kommt auch nicht
immer und überall aus der Tiefe, schillert lieber, alö daß sie sich versenkt. Trotzdem
eine recht anregende Lesung, der ergötzliche Umgang mit einem kultivierten Kenner
und Genießer, der sich bestrickend mitteilen kann (Knorr L Hirth, 6 M.). — Jn an-
derer Art ist Die Stadt Pirna behandclk: ein neues, gründliches Jnventar, das
in ^6 Tafeln und zahlreichen Textbildern die Stadtanlage, die wichtigsten kirchlichen
und weltlichen Bauten beschreibt. Sehr dankenswert sind die kunstgcschichtlichen
Übersichten, wie das Ganze eine in jeder Beziehung gute Leistung moderner Denk-
malforschung und buchmäßiger Ausstaktung bedeutet. Das sächsische LandeSamt hat
dadurch seine verdienstliche Tätigkeit um ein dankenswertes Werk vermehrt (Lim-
pert, Dresden-A I). — Augsburg, die viel zu wenig bekannte Stadt der deut-
schen Renaissance, die hier skolzeste Straßen und Bauten geschasfen, schildern
zwei Bücher auS dem Verlag Filser. Augsburgü Kunst bchandelt in ihrem vollen

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