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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,1.1929-1930

DOI Heft:
Heft 3 (Dezemberheft 1929)
DOI Artikel:
Böhm, Hans: Geschichte, [1]: Weltgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.8887#0234

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schnittsschüler und eben ^ut genng für den Erwachsenen sind, der sich in kargcn
Mnßestunden kurz und bequem über heutige Ergebnisse und Fragestellungen nnter-
richten tvill. Aus knappstem Raum bieten da ettva die vier Bände von Teubners
„Grundriß der Geschichte sür die Oberstuse, AuSgabe 6" eine slotke Behandlung
der Geschichte vom Frühgriechentum bis zur Gegenwart; die Bearbeiter sind Bon-
wetsch, Kania, Neustadt, Röhm und Schnabel, Namen, die sür die Verbindung
wissenschaftlicher Sorgfalt mit guter Lesbarkeit bürgen. BesonderS zu rühmen ist
neben knappen Tabellen und Diagrammen das geschickte Einstreuen von Duellen-
stücken. — Will man mehr von diesen, so greise man zu Teubners Quellen-
sammlung sür den Geschichtsunterricht, Hestchen von zwei Bogen Umfang, die in
Hunderten von Nummern bestimmte Zeiträume oder Einzelerscheinungen sprechen
lassen oder für bestimmte Ausfassungen und Probleme den Stoss bereitstellen. Jch
erwähne unter den neueren Erscheimingen dieser bewährten Sammlung die Hestchen
über die Gracchen, Gestalten der Gegenresormation, Napoleon, die Kreuzzüge, dic
ostdeutsche Besiedlung, die Gründung des Deutschen Reiches und seine innere Ent-
wicklung, die Marneschlacht igi/s und Tannenberg, das Minderheitsproblem, Ka-
tholische Staatsaufsassung, Lagarde — man sieht: der Rahmen ist weit gespannt;
knappe Einleitungen und Anmerkungen crmöglichen dem Leser, sich über das in
Frage stehende Gebiet weiter zu unterrichten. — Von vornherein an Erwachsene
wenden sich die „Ergänzungsbände" zu dem „Geschichtswerk sür höhere Schulen"
des srüheren Direktors am Grauen Kloster und jetzigen Berliner Skadtschulrats
Reimann (R. Oldenbourg); diese „Ergänzungsbände", ungesähr 170—2Z0 Sei-
ten stark, von der Hand bekannter Historiker, sollen zunächst dem Lehrer den wich-
tigsten Stoss und seine Probleme nach dem heutigen Stande der Wissenschast über-
mitteln, gehen aber natürlich jcden an, der irgendein Gebict in der wissenschaftlich
eben noch möglichen AuSwahl und Beschränkung durchwandern will. Von den
vorgesehenen 12 Bänden sind 6 crschienen; ich erwähne die „Griechische Geschichte"
des Berliner HistorikerS Wilcken, die „Römische Geschichte" von Friedrich Cauer;
von zwei jüngst verstorbenen Forschern: Dietrich Schäser und Ludwig Rieß,
sind „Mittelalter" und „Die Basis des modernen Europa (i6-j6—176g)" be-
handelt worden. Eine besonders dankenswerte Gabe ist die „Vorgeschichte von
,^Deutschland" von der Hand Schuchhardts, unseres besten Mamies auf diesem
Gebiet; die Darstellung, die durch viele Hunderte von Abbildungen (Fundc und
Fundstellen) unterstützt wird, führt von der älteren Steinzeit bis zn den Slawen-,
Wikinger- und Preußenkämpscn des Mittelalters. Wenn diese 12 Bände, unter
deren übrigen Verfassern Lenz und Oncken genannt seien, einmal scrtig vor-
liegen, werden wir in ihnen eine moderne Weltgeschichte besitzen, deren Verdienst
m der HerauSarbeitung der Hauptlinicn vor allem des politischen Geschehens liegt;
das kulturelle, soziale und allgemein geistige Leben kann natürlich nur gestreist
werden; eine Ausnahme macht Wilckens Darstellung, die der einzigartigen Be-
deutung des griechischen Geisteslebens in schöner Weise Rechnung trägt.

Als Fortsetzung von Grubes Charakterbildern auS Geschichte und Sage, dem
bekannten klassischen Familienbuch, erscheint ein starker, gut ausgestatteter Band
(Z76 Seiten mit 22 Taselbildern) „Weltmächte der Gegenwart" von Wilhelm
Pseiser (Brandstetter). Er sührt von den Ansängen der englischen Seefahrt
im 16. Jahrhundert bis zum Ausgang des Weltkrieges und vergegenwärtigt wich-
tige Ereignisse, Personen und Zustände dieses ZeitraumS durch „Geschichtsbilder".
Wir erinnern uns, daß ein kluger, ja weiser Mann wie Fontane an der Gcschichte
vor allem die Anekdote geschätzt hat, das Einmalige, Sinnfällige, das ihm — nnd
uns — über alle die vergänglichen Netze von Historiker-Begrissen zu gehcn schien,
die es immer wieder zu erwürgen drohen. Nun, Pseifer ist ein Meister, solcheS
Einzelne zu sehen und zu erzählen; mit einer herodotischen Freude berichtet er von

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