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Mannheimer Zeitung — 1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.44354#0623

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Mann gefangen worden ſind. Der hohe Wasſersfſand

der Donau hatte bis zum 24. Mai ſchon bedeutend
abgenonmen, und die ruſſiſche Armee beſchleunigte die
Auſtalten zum Uebergange über dieſen Strom, da die

dortigen Gegenden nach einer Ueberſchwemmung äu-
Hherſt ungesund ſind.. Bis jett zeigte ſich indeſſen noch

feine Spur von Krankheiten bei der Armee , deren
Ueberbandnehmung auch bci den treſflichen Verpflegungs-
und Sanitätsanſtalten nicht zu besorgen iſt.

Briefen aus Bu ch ar e | v. zo. Mai im ölerr..

Beob. zufolge, befand ſich Fürſt Ghika noch immer in
Ploeſti, und scheint als Privatmann im Fürſtenthume
bleiben zu wollen. '

Buch areſt, den z1. Mai. Unsere Stadt iſt jetzt
beinahe ganz von Truppen entblößt; faſt Alles, was

von Ruſſen hier eingerückt war, iſt entweder nach der

kleinen Wallachei, oder an die Donau auſfgebrochen.
General Roth soll das aus 40,000 Mann beſtehende
Corps commandiren, welches bei Oltenitza über die
Donau zu setzen und gegen Schumla vorzurücken be-
ſtimmt iſe. – Graf Pahlen hat Hrn. v. Minciaky

mit der Beſchützung der öſterreichiſchen Unterthanenin

den Fürſtenthümern beauftragt. In Folge deſſen hat

Letzterer allen ruſſiſchen Staroſten in den verſchiedenen

Diſtricten der Wallachei anbefohlen, die öſterreichiſchen

Unterthanen zu ſchützen, damit ſie dieselben Privilegien
und Rechte, wie fruherhin genießen, uud auf keine
Weise beläſtigt wrvm. ;

Aus dem Archipel ſoll zu Conſtantinopel so
viel bekannt geworden seyn, daß die Absendung der
griechiſchen Biſchöffe zur Verkündung einer Amneltie
kein günstiges Resultat bewirkt habe, uud daß die
Griechen von keiner Unterwerfung hören wollten, was
bei der Zögerung der Pforte, dieſen vor Abschluß des
Tractates vom 6.. Juli, vor der Schlacht bei Navarin,
und vor Ankunſt des Grafen Capobdiſtrias in Grie-
chenland, vielleicht wirkſamern Schritt zu thun, leicht
vorauszuſehen war. Auch wußte man, daß Admiral
Codrington das Commando über die vereinigten Eséa-
dern übernehmen, und einen Theil davon zur Blocade
von Alexandrien verwenden, einen andern aber gegen
Ibrahim Paſcha gebrauchen werde, um ihn zur Räu-
inung von Morea zu zwingen. Ueber alle diese wenig

„ günſtigen Nachrichten sol man jedoch nicht sehr be-

treten ſeyn, und die bisherige Ruhe wurde nicht ge-
ſlört; wozu wohl die erneuerten Versicherungen Me-
hemed Ali’'s, der Pforte treu bleiben zu wollen, das
Meiſte beigetragen haben mögen. – Man volle zu
Conſtantinopel von dew Ausbruche der Peſt zu Hydra
und Spezzia nichts wiſſen, ſondern ſchrieb die dort
lere: Sterblichkeit einer anderweitigen Krauk-
c ef ; í : ß
Conſtantinopel, den 27. Mai. Seit Abgang
der letzten Nachrichten v. 19. d. M., welche den erſten Ein-
druck, den die Kunde von der ruſſiſchen Kriegserklä-
rung erzeugt hatte, ſchilderten, und die hierauf von
dem Divan gefaßten Beſchlüſſe anzeigten, scheint eher
ein Zuſtand von Beruhigung, von Verminderung der

Beſorgniſse, welche der Ausbruch der Feindjeligkeiten

zu erwecken geeignet war, als von Autreizung, von

Enthusiasmus und Energie eingetreten zu seyn. Durch
manche Symptome zeigt es ſich, daß die Regierung
ſelbſt die Gemüther eher zu beruhigen als aufzureizen
wünſcht, indem ihre Vorkehrungen uud militäriſchen
Auſtalten, wenigstens in den Umgebungen der Haupt-
ſtadt, dem Drange des Augenblicks und der Größe
und Wichtigkeit des bevorſtehenden Kampfes keineswegs
entſprechen. Zwar werden beinahe täglich bei der
Pforte oder beim Muktti, oder bei Gelegenheit von Exer
citien und Revüen kleinere oder größere Rathsver-
sammlungen gehalten, häufige Couriere und Ferwaus
nach den Provinzen abgefertigt, aber weder Aufrufe
erlaſſen, noch eine allgemeine Bewaffnung angeordnet.
~ Die vorzüglichſten in der letzten Zeit ſtatt gefunde-
nen Maßregeln beschränken sich anf folgender Um
19. Mai iſt der Seraskier Huſſein Paſcha, nachden
er ſich bei dem Sultan beurlaubt hatte, von hier aufe
gebrochen, um sich vorcerſt nach Schunla, und von da
an die Donau zu begeben, und den Oberbefehl übcr
die Mlliz - Aufgebote aus den europäischen Provinzen
zu übernehmen. Da er Befehl erhielt seinen Marſch
sſo viel wie möglich zu beſchleunigen, so war er bei
seinem Aufbruche nur von wenigen Divisionen regu-
lärer Cavallerie begleitet. Der bei Daud Paſcha aufs
geſtellte Artilleriepark von 40 Kanonen hat ſich zugleich
gegen den Balkan in Bewegung gesetzt. Eine bedeu-
tendere Menge von Feld- und ſchwerem Geschütze .iſt
einige Tage früher von hier zur See nach Rodoſto.
eingeſchifst worden, um sodann zu Lande den Weg

nach Adrianopel einzuſchlagen. Am 21. d. M. wurte

ein gewiſſer Tſcherkeſſi Ahmed Beg zum Ardu Kadisſſt

‘oder Kadiasker für die Donauarmee ernannt, in wel-

cher Eigenschaft er ſich in das Hauptquartier begeben
wird. ~ Am 25. hielt der Sultan, nachdem er ſein
Gebet in der Moschee von Ejub verrichtet hatte, Res
vüe über die im Lager von Daud Paſcha versammel-
ten 5000 Mann regulärer Infanterie, welche am fol-
genden Morgen unter Anführung des zweiten Seras:
kiers, Haleb-Paſcha, eines Adoptiv-Sohnes des vor-
maligen Capudan Paſcha Chosrew Paſcha, ihren Marſch
zur Armee antraten. – Die Flotte beſtehend aus z
Linienſchiſfen und 7 Fregatten und 7 Corvetten, hat
ſich unter den Befehlen des Capudan Paſlcha vor eini-
gen Tagen von Beſchiktaſch nach der Bai von Bujuk-
dere, der Mündung des Bosphorus gegenüber, in Be-
wegung gesetzt, wo sie noch durch einige Brander und
kleinere Fahrzeuge verſtärkt werden ſol. ~ Unter den
in den Ebencn von Troja, als Obſervationscorps auf-
geſtelten Truppen war in den erſten Tagen dieſcs
Monats, durch Unzufriedenheit der Manunſchaft mit
den ihr ausgetheilten Rationen veranlaßt, ein Uuſſtand
ausgebrochen, der jedoch durch die schnellen und zweck-
mäßigen Maßregeln, welche Hafiz Ali Paſcha, Befehls-
haber an den Dardanellen ergriffen hatie, ſogleich ge-
dämpft wurde. Auch in Salonichi war es gerade zur.
selben Zeit zwischen den albaneſiſchen Truppen Salich
Paſcha’s und den regulären Militzen zu Streitigkeiten
gekommen, die aber durch das kluge Benehmen tes

dortigen Gouverneurs Muſtapha Paſcha noch zu rech-

ter Zeit geſchlichtet wurden. ~ Die Wiedererſcheinung
 
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