Noch im gleichen Jahr 1989 fand dann das erste
Treffen des nunmehr auto-motorischen Dozen-
tenkreises mit 30 Teilnehmern aus der , alten'
Republik, von Kiel bis Passau, statt. Und zwar
in der CCAA, auf dem Cardo Maximus, heute
vulgo „Hohe Straße", unweit vom Kapitol, wo
sich eine Tagungsmöglichkeit auf römischem
Boden mit Inter-Civitates-Anschluß und kurzen
Wegen fand. Dort wurde und wird getagt in
einem freundlichen Hotel in der Kölner Fuß-
gängerzone, natürlich an einem Wochenende,
damit ja kein Unterricht ausfällt: Die Kosten für
den Tagungsraum trägt in dankenswerter Weise
der DAV, die Kosten der Hotelunterkunft die
Teilnehmer selbst.
Kurz darauf, im April 1990, war der Dozenten-
kreis auch als Sektion auf der DAV-Tagung in
Hamburg. Die DAV-Tagungen richten sich
naturgemäß nach dem Gymnasialkalender, die
Dozenten aber sind an den Hochschulkalender
gebunden. So wird auch in Zukunft der Dozen-
tenkreis kaum selbst auf den DAV-Tagungen in
Erscheinung treten können. Aber auch im Ver-
borgenen läßt sich gut arbeiten.
Die nächste, noch in Hamburg beschlossene
Tagung fand im Mai 1991 wiederum in Köln
statt, wo sich auch Kollegen aus Potsdam, Halle
und Dresden beteiligten. Und auf der Tagung
1992 berichteten bereits 9 Kollegen aus den
neuen Bundesländern über den dortigen Stand
der Dinge ,m re/jM.s Lamm '.
Organisatorisch erweiterte sich auch die Füh-
rung: Zu Frau Schwabe gesellten sich W. Ebert
(Uni Potsdam) und L. Liesenborghs (Uni Wup-
pertal). Etabliert wurde auch der Kontakt zum
schon länger bestehenden Dozentenkreis (Schwer-
punkt Griechisch) der Kirchlichen Hochschulen.
Nun aber zum Inhalt der bisherigen 7 Tagun-
gen: Weder gelehrte Vorträge noch Profunditä-
ten - alles kommt aus der Praxis und ist auf die
Praxis ausgerichtet. Also nur Latinum-Manager
unter sich? - Jein. Denn jene Praxis dient einem
wesentlichen Pragma: Wie den zahlreichen
heutigen Studienanfängern ohne Latein und mit
einem Short-Story-Abitur (s. Leserbrief von Till
Brückner im .Spiegel' vom 19.6.95) eine Rück-
kopplung an die - für alle Geisteswissenschaften
grundlegende - europäische Antike verschaffen?
Das nachzuholende Latein ist also mehr als
Nur-Spracherwerb; angepeilt werden eigentlich
die trotz der für die meisten
Nachholer gegebenen Fachsemesterhektik und
Bafögsorge.
Schuldidaktisch gesehen kommt das post-
abiturale Latein eigentlich zwar zu spät; para-
doxerweise aber hat diese .Spätzündung' auch
Vorteile: oft erleben gerade die Spätlemer die
vom Latein ausgehende viel bewuß-
ter.
Übrigens: Die Praxis des post-abituralen La-
teinunterrichts gibt es nicht. Sie ist noch bunter
und verschiedener als die Schul- und Hoch-
schullandschaft der Republik. An einigen Hoch-
schulen zum Beispiel werden 3 Semester ein-
geplant; das Göttinger Curriculum kommt mit
einem rund einsemestrigen Intensivstkurs aus -
im Endergebnis und hochgerechnet mit etwa
dem gleichen Stundenpensum.
Die Themen der bisherigen Treffen waren - wie
oben gesagt - sehr vielfältig und orientierten
sich an den Wünschen der zum Teil fluktuie-
renden Teilnehmergruppe. Hier nur einige Aus-
züge: Zunächst stand mehrfach der Versuch im
Mittelpunkt, sich einen Überblick zu verschaf-
fen über die Kurs- und Prüfungsformen an den
verschiedenen Hochschulen (interne/exteme
Prüfung, , großes/kleines/mittleres' Latinum,
Nachweis von Sprachkenntnissen). Unter die
Lupe genommen wurden immer wieder Lehr-
werke, die in den Kursen eingesetzt werden.
Teilweise stellten Dozenten auch in eigener
Regie erarbeitetes Lehrmaterial vor. Last immer
wurde der Umgang mit einem bestimmten
Grammatikproblem thematisiert. Über Schwie-
rigkeiten der Bewertung von Prüfungsleistungen
ausländischer Studenten mit geringen deutschen
Sprachkenntnissen wurde ebenso diskutiert wie
über eine Vermittlung des sogenannten .Hin-
tergrundwissens' zur Antike. Ein erfreuliches
Ergebnis trat mehrfach zutage, wenn es darum
ging, authentische Klausuren individuell zu
bewerten: Beim Vergleich der Benotung zeigte
es sich, daß die Dozenten von Aachen bis Dres-
113
Treffen des nunmehr auto-motorischen Dozen-
tenkreises mit 30 Teilnehmern aus der , alten'
Republik, von Kiel bis Passau, statt. Und zwar
in der CCAA, auf dem Cardo Maximus, heute
vulgo „Hohe Straße", unweit vom Kapitol, wo
sich eine Tagungsmöglichkeit auf römischem
Boden mit Inter-Civitates-Anschluß und kurzen
Wegen fand. Dort wurde und wird getagt in
einem freundlichen Hotel in der Kölner Fuß-
gängerzone, natürlich an einem Wochenende,
damit ja kein Unterricht ausfällt: Die Kosten für
den Tagungsraum trägt in dankenswerter Weise
der DAV, die Kosten der Hotelunterkunft die
Teilnehmer selbst.
Kurz darauf, im April 1990, war der Dozenten-
kreis auch als Sektion auf der DAV-Tagung in
Hamburg. Die DAV-Tagungen richten sich
naturgemäß nach dem Gymnasialkalender, die
Dozenten aber sind an den Hochschulkalender
gebunden. So wird auch in Zukunft der Dozen-
tenkreis kaum selbst auf den DAV-Tagungen in
Erscheinung treten können. Aber auch im Ver-
borgenen läßt sich gut arbeiten.
Die nächste, noch in Hamburg beschlossene
Tagung fand im Mai 1991 wiederum in Köln
statt, wo sich auch Kollegen aus Potsdam, Halle
und Dresden beteiligten. Und auf der Tagung
1992 berichteten bereits 9 Kollegen aus den
neuen Bundesländern über den dortigen Stand
der Dinge ,m re/jM.s Lamm '.
Organisatorisch erweiterte sich auch die Füh-
rung: Zu Frau Schwabe gesellten sich W. Ebert
(Uni Potsdam) und L. Liesenborghs (Uni Wup-
pertal). Etabliert wurde auch der Kontakt zum
schon länger bestehenden Dozentenkreis (Schwer-
punkt Griechisch) der Kirchlichen Hochschulen.
Nun aber zum Inhalt der bisherigen 7 Tagun-
gen: Weder gelehrte Vorträge noch Profunditä-
ten - alles kommt aus der Praxis und ist auf die
Praxis ausgerichtet. Also nur Latinum-Manager
unter sich? - Jein. Denn jene Praxis dient einem
wesentlichen Pragma: Wie den zahlreichen
heutigen Studienanfängern ohne Latein und mit
einem Short-Story-Abitur (s. Leserbrief von Till
Brückner im .Spiegel' vom 19.6.95) eine Rück-
kopplung an die - für alle Geisteswissenschaften
grundlegende - europäische Antike verschaffen?
Das nachzuholende Latein ist also mehr als
Nur-Spracherwerb; angepeilt werden eigentlich
die trotz der für die meisten
Nachholer gegebenen Fachsemesterhektik und
Bafögsorge.
Schuldidaktisch gesehen kommt das post-
abiturale Latein eigentlich zwar zu spät; para-
doxerweise aber hat diese .Spätzündung' auch
Vorteile: oft erleben gerade die Spätlemer die
vom Latein ausgehende viel bewuß-
ter.
Übrigens: Die Praxis des post-abituralen La-
teinunterrichts gibt es nicht. Sie ist noch bunter
und verschiedener als die Schul- und Hoch-
schullandschaft der Republik. An einigen Hoch-
schulen zum Beispiel werden 3 Semester ein-
geplant; das Göttinger Curriculum kommt mit
einem rund einsemestrigen Intensivstkurs aus -
im Endergebnis und hochgerechnet mit etwa
dem gleichen Stundenpensum.
Die Themen der bisherigen Treffen waren - wie
oben gesagt - sehr vielfältig und orientierten
sich an den Wünschen der zum Teil fluktuie-
renden Teilnehmergruppe. Hier nur einige Aus-
züge: Zunächst stand mehrfach der Versuch im
Mittelpunkt, sich einen Überblick zu verschaf-
fen über die Kurs- und Prüfungsformen an den
verschiedenen Hochschulen (interne/exteme
Prüfung, , großes/kleines/mittleres' Latinum,
Nachweis von Sprachkenntnissen). Unter die
Lupe genommen wurden immer wieder Lehr-
werke, die in den Kursen eingesetzt werden.
Teilweise stellten Dozenten auch in eigener
Regie erarbeitetes Lehrmaterial vor. Last immer
wurde der Umgang mit einem bestimmten
Grammatikproblem thematisiert. Über Schwie-
rigkeiten der Bewertung von Prüfungsleistungen
ausländischer Studenten mit geringen deutschen
Sprachkenntnissen wurde ebenso diskutiert wie
über eine Vermittlung des sogenannten .Hin-
tergrundwissens' zur Antike. Ein erfreuliches
Ergebnis trat mehrfach zutage, wenn es darum
ging, authentische Klausuren individuell zu
bewerten: Beim Vergleich der Benotung zeigte
es sich, daß die Dozenten von Aachen bis Dres-
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