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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0444
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369 Meiningen.

Henneberg, Kirche.

369

geführt hat, hat der Stecher irrthümlich Burg Henneberg genannt. In Wirklichkeit
ist hier die Burg Pro zelten in Unterfranken dargestellt. Das Blatt ist nach
Anton Radi gestochen. Die Unterschrift heisst: Ruine von Henneberg (der Henne-
burg) gegen Morgen bey Proxelten am MaynFlus.

Das Herzoglich S. Coburg-Meiningische Gemeinnützige Taschenbuch, Jahrgang 1803, enthält
folgende Ansichten der Burg, in Aquatinta dargestellt von Walther nach Zeichnungen von Thierry:
1) Gesammtansieht vom Thale aus, 2) Ruinen des Schlosses, mit der großen Bogenstellung, 3) Blick
von aussen durch das Burgthor auf den Bergfrit.

Die Kirche. Von architekturgeschichtlichem Interesse ist der viereckige
Thurm, welcher offenbar noch aus dem Mittelalter stammt. Das Obergeschoss
ist aus Holzfachwerk erbaut. Den iVufbau stellt unsere Zeichnung auf dieser Seite
dar. Die einzigen künstlerischen Formen in dem Holzfachwerk sind einige ge-
schweifte Andreaskreuze, einige
etwas geschweifte Wandstreben
und zwei Zahnschnittgesimse. Der
Thurm hat ein Satteldach, das als
eines der ältesten der Gegend von
Interesse ist. Das steinerne
Masswerk in den Fenstern des
Thurm es hat die Formen der
späten Gothik des 17. oder
18. Jahrhunderts. Sonstige Kunst-
formen hat der Thurm im
Aeussern nicht. Im Innern des
Thurmes, das als Altarraum dient,
befindet sich ein Kreuzgewölbe.
Die Rippen ruhen auf gut ge-
meisselten gothischen Diensten,

deren Form auf den Anfang des Die Kirche in Henneberg. Von Südosten gesehen.
16. Jahrhunderts deuten. Das

jetzige Gewölbe dagegen ist erst im Jahre 1607 ausgeführt. Die Jahreszahl
steht auf dem Schlussstein des Gewölbes und auf einer der Rippen. In derselben
Bauzeit ist wahrscheinlich auch das Fachwerksgeschoss des Thurmes errichtet. Dies
würde im Einklang mit dem ganz ähnlichen Satteldach auf dem Kirchthurm in
Rentwertshausen stehen, dessen Wetterfahne die Jahreszahl 1604 enthält. Der
Haupt räum der Kirche, welcher sich an diesen Thurm anlehnt, ist ein schlichter
Bau aus dem Jahre 1626. Die Jahreszahl steht unterhalb der beiden Kämpfer-
gesimse des spitzbogigen Portals, das mit etwas Steinhauerarbeit verziert ist:
spätgothische Profile, die gegen Eckvoluten laufen. Im Innern liegen auf drei Seiten
kunstlose zweigeschossige Emporen, auf rechteckigen Pfeilern. Hinter dem Altar
steht ein niedriger Säulenbau mit vier korinthischen Säulen. Der Triumphbogen,
welcher in den Altarraum unter dem Thurm führt, ist spitzbogig. In den Altar-
raum ist die Orgelempore eingebaut. Ueber die Kirche berichtet Müller
v. Raueneck:

Bau- und Kunstdenkm. Thüringens. S.-Meiningen. I. 24
 
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