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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0448
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iningen.

peld, Kirche.

10

Der Chorbogen, welcher den Hauptraum der Kirche mit dem Innern
des Thurmes verbindet, ist im Spitzbogen gewölbt und durch zwei mächtige
Hohlkehlen profilirt, welche der Zeit um das Jahr 1600 entsprechen. Aus der-
selben Zeit scheint auch das in reichen, gothischen Formen ausgeführte Stern-
gewölbe zu stammen, welches den quadratischen Chorraum im unteren Geschoss
des Thurmes bedeckt. Die vier tief herabhängenden Ecken dieses Gewölbes ruhen
auf Diensten, welche unten mit einer in Stein gemeisselten Rosette geschmückt
sind. Die Formen des Gewölbes sind in dem Grundriss der Kirche auf dieser Seite
dargestellt. Der Fussboden ist mit rothen gebrannten Thonplatten bedeckt, von
denen einige noch die alten, in den Thon gepressten Ornamente zeigen, doch sehr
abgetreten. Die Muster sind verschieden. Auf der einen Platte sind Kerbschnitt-
ornamente und Blätter schwach zu erkennen. Wahrscheinlich stammt die ganze
Ausstattung des Chorraumes mit dem Chorbogen und dem Gewölbe aus derselben
Zeit, als das achteckige Geschoss auf den Thurm aufgesetzt wurde.

Die Sacristei an der Nordseite des Thurmes ist ein später kunstloser An-
bau mit flacher Holzdecke.

Der Altar steht unter der Orgelempore. Die Hinterwand des Altars ist von
zwei aus Holz gearbeiteten
korinthischen Säulen einge-
fasst, welche das Gebälk der
Orgelempore stützen. Der
ganze Raum zwischen den
beiden Säulen ist durch ein
Oelgemälde auf Leinwand
mit der Darstellung des
Abendmahls ausgefüllt. Das
Gemälde und die Formen
der Säulen deuten auf den

Bau von 1758. Grundriss der Kirche in Hermannsfeld.

Die Kanzel aus Holz
ist an der Südmauer angebaut. Auf einem achteckigen Pfeiler erhebt sich die als
Theil eines Achtecks construirte Brüstung. An den Brüstungsfeldern sind die
Halbfiguren der vier Evangelisten und des Apostels Paulus in Oelmalerei dar-
gestellt. Der Stil weist auf die Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Kanzel scheint
demnach ebenfalls von dem Erneuerungsbau im Jahre 1758 zu stammen.

Der Taufstein vor dem Altar, aus Sandstein, in den Formen des gothischen
Stils, ist neu. Darauf steht ein Lesepult, an dessen Flächen gothisches Maass-
werk in Relief geschnitzt ist. — Eine ehemals gebrauchte Lesekanzel aus der
Zeit um das Jahr 1800 mit aufgemalten Lorbeergewinden und etwas Schnitzerei
steht im Chorraum.

Crucifix des 18. Jahrhunderts, aus Holz geschnitzt, mit guter alter Ver-
goldung, auf dem Altar; ein zweites Crucifix, ein derb realistisch geschnitzter
Christus, der aus dem 17. Jahrhundert zu stammen scheint, ist auf einem Fussgestell
des 18. Jahrhunderts befestigt. Dies Crucifix steht in der Sacristei.

Gemälde, Gustav Adolf, vor einem Altar knieend, Oel auf Leinwand,
18. Jahrhundert, aufgehängt an der nördlichen Empore.
 
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