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Voss, Georg [Editor]; Lehfeldt, Paul [Oth.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0568
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476

Rippershausen, Kirche

Meiningen 476

thür an der Südseite ist zugemauert. Eine offene Steintreppe führt aussen zur
Orgelempore hinauf. Auch die Eingangsthür zur Orgelempore ist rundbogig.
Ueber ihr steht die Inschrift: M. 1719 W.

Das Innere ist eine sehr schlichter einschiffiger rechteckiger Saal mit qua-
dratischem Altarraum, der an der Ostseite unter dem Thurme liegt. Der spitzbogige
Triumphbogen kann nach seiner kunstlosen Form wohl nicht früher als im
17. Jahrhundert entstanden sein. Der Hauptraum hat eine flache Decke. Eine
einstöckige Empore, auf vier roh gearbeiteten hölzernen Rundsäulen ohne Capi-
tell, steht an drei Seiten des Innenraums, im Süden, Westen und Norden. Das
Gebälk, welches die Brüstung der Empore trägt, besteht aus auffallend starken
Hölzern, die auf ein hohes Alter, wahrscheinlich auf das 17. Jahrhundert, schliessen

lassen. Der ursprüngliche ornamentale Schmuck der
Brüstung ist grossentheils verschwunden. Davon übrig-
geblieben sind nur noch einige in Holz geschnitzte
Ornamente an einigen kleinen Pfosten zwischen den
Feldern der Brüstung. Dass die Brüstung ehemals mit
Ornamenten bemalt war, zeigen die alten Farbenspuren,
welche unter der neuen Oelfarbe sichtbar sind. Auch
die Wände der Kirche waren durchweg mit Ornamenten
bemalt. Spuren davon an der Südwand sind bei der
Ausbesserung der Kirche im Jahre 1905 sichtbar ge-
wesen. Eine Inschrift mit einem biblischen Spruch
und einer Jahreszahl, die wahrscheinlich 1612 bedeutet,
ist ebenfalls an der Südwand zum Vorschein gekommen.
Von derselben ursprünglichen Ausmalung der Kirche
stammt auch die Gestalt eines Engels über einem
Fenster der Nordwand.

Der Altarraum unterhalb des Thurmes hat eine
flache Decke. In diesen Raum ist die Orgelempore
eingebaut, deren Brüstung nischenartig nach innen ge-
bogen ist. Das Brüstungsgeländer besteht aus ge-
rUylÄwKlI^ili'^C^!1."' drehten Traillen. - Die Sacristei liegt an der Nord-

seite des Thurmes und ist mit einem Kreuzgewölbe

Grabdenkmal aus Schmiede- i^jwt j m , « . , . i

. -r,. , bedeckt. Aussen, an dem lenster der Sacristei. steht

eisen in Kippersnausen.

auf dem Stein, welcher das Fenster überdeckt, eine
halb verstümmelte Jahreszahl, von der nur die beiden letzten Zahlen: 67 zu er-
kennen sind. Wahrscheinlich hiess die Zahl 1667. (Als Jahr der Erbauung der
Kirche giebt Brückners Landeskunde das Jahr 1704 an. Das Bauwerk selbst
bietet dafür keinen Anhalt.)

Die Kanzel aus Holz ist im Jahre 1823 von dem Schreiner Rieneck in
Meiningen im klassicistischen Stil ausgeführt. Die Flächen sind mit farbigen
Hölzern fournirt, schwarz gebeiztem Cedernholz und braunem Kirschbaumholz.
Auf den Capitellen der Pilaster der Kanzelbrüstung sind Frauenköpfe dargestellt,
welche ionische (Japitelle tragen. Diese Theile sind aus vergoldeter Steinpappe
hergestellt.
 
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