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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0580
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Bettenhusen und Sewe für 300 U Heller, behält sich aber das Patronatsrecht über
die dortige Kirche vor, den Frohnhof in Sewe, sowie zwei Bauerngüter daselbst
(das Krümers- und das Zinkengut), endlich den See (Henneb. Urk. I, 140, V, 98).
Während der Fehden Graf Heinrichs des Unruhigen zu Henneberg mit
seinen jungen Vettern (dem Grafen Wilhelm und seinen Brüdern) hatten letztere
(1446) die Dörfer Kaltenlengsfeld, Bettenhausen und Seeba — angeblich Zubehörungen
des Schlosses Kaltennordheim — unrechtmässig in Besitz genommen (Henneb. Urk. V, 236).
In ihrer Erwiderung machten die Vettern geltend, dass die genannten Orte
uiemals zu Kaltennordheim gehört hätten; Bettenhausen und Seeba hätten bloss in
gewissen Rechtsfragen das Gericht zu Sondheim zu suchen gehabt. Mit dem Zehnten
zu Bettenhausen und Seeba hatten die gräflichen Vettern die Bitter Karlv. Bastheim und
Hertnicl v. Rossdorf beliehen. 1450 entscheidet Graf Georg von Henneberg als oberster
Schiedsrichter, dass die Oberhoheit über die gedachten Orte durchaus der Herrschaft
Henneberg zustehe. Seeba theilt von da ab die Schicksale des Amtes Massfeld.

In kirchlicher Beziehung war Seeba zu allen Zeiten ein Filial der Betten-
häuser Kirche, doch versuchte es sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von
diesem Verbände zu lösen. Das alte Verhältniss wurde jedoch erhalten und durch
die Verträge von 1575 und 1586 fest geordnet. Auch schlössen die Seebaer im
Jahre 1588 mit dem neu angestellten Pfarrer M. Sebastian Amthor ein Abkommen
bezüglich der Mahlzeit. Die Kirche zu Seeba war der heiligen Maria geweiht und
vom römischen Stuhl mit Ablass begnadigt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war
sie infolge hohen Alters baufällig geworden; da aber die Einwohner unvermögend
waren, die Kosten des Neubaues zu tragen, so erging 1500 ein gräfliches Ausschreiben
an die hennebergischen Unterthanen, zur Herstellung beizusteuern. — Am 15. Mai
1723 kam in dem Haus des Schmiedes Hans Kissiier, dessen Esse nahe bei der
Kirchmauer stand, Feuer aus. Infolge der herrschenden Trockenheit griff das
Element reissend um sich, und in wenigen Stunden waren Kirche, Schule, alle
Häuser und Scheunen bis auf das Hirtenhaus und die Wohnungen von Nikolaus
Dreissigacker und ChristopJi Kissner in Asche gelegt. — Die Kirche wurde 1725
neu gebaut unter dem Herzog Friedrich Wilhelm.

Litteratur: Brückner, Landeskunde II, S, 144. — Brückner, Pfarrbuch, S. 140. —
Fortgesetzte Chronik I, S. 83. 87. 90. L. Hertel.

Die einfache, im Jahre 1725 erbaute Kirche hat eine gewölbte Sacristei mit
sehr kleinen Fenstern, niedriger, spitzbogiger Thür und Piscina, wohl Ueberreste
der im Jahre 1723 beim Brande des Dorfes durch Feuer zerstörten älteren Kirche.

Die Kirche ist ein schlichter rechteckiger, an drei Seiten von eingeschossigen
Emporen umgebener Saal. Die Emporen werden von vier gedrehten Rundsäulen
getragen. Im Osten schliesst sich der Chor an, über dem sich der Thurm erhebt.
SeinUnterbau rührt wohl noch von der alten, bei dem Brande von 1723 vernichteten
Kirche her. Vom Chor aus führen drei Stufen in die tiefer liegende, mit Kreuz-
gewölben versehene Sacristei hinab, die vom Chor durch eine spitzbogige Thür
zugänglich ist. Ihre Mauern sind an der Chorseite 1,34 m, an den anderen Seiten
70—78 cm dick. Der Raum besitzt eine Piscina, je ein kleines rechteckiges Fenster
nach Osten und Norden, zwei weitere Fenster nach Norden sind jetzt vermauert,
doch noch erkennbar.
 
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