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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0017
Einleitung
Am 4. Dezember 1259 wurde der Garten des königlichen Palastes in Paris
zum Schauplatz eines aufsehenerregenden Friedensschlusses: In Gegenwart
zahlreicher geistlicher und weltlicher Großer beider Reiche leistete Heinrich
III. von England Ludwig IX. von Frankreich die ligische Lehenshuldigung als
& France und Herzog von Aquitanien'. Mit seinem IzonzagzMzn nahm er ei-
ne Tradition wieder auf, deren Amfänge in die späte Karolingerzeit zurück-
reichten und die erst drei Generationen später ihr Ende finden sollte, als
Eduard III. von England selbst Anspruch auf die französische Krone erhob
und so den Hundertjährigen Krieg auslöste.
Daß der Besitz der englischen Könige auf dem Festland zum Herrschafts-
bereich des rcx FrancorMm gehörte, war von 1066 bis 1340 der von beiden Sei-
1 Einen knappen Bericht gibt Eudes Rigaud, Erzbischof von Rouen, der selbst anwesend war
und den Vertragstext verlas: fff non Dcc. (= 3. Dez., recte 4. Dez. 1259) zwzfapzzzzzzs cozzzposz'fz'o-
zzezzz F?cf#7n z'zzfer dz'cfos dzzos reges (Frazzcz'ac et Azzgfz'ae) in pozzzezio dozzzz'zz; regz's Frazzcz'ae ez'sdezzz
czzzzz pfzzrzFzzs Franciae et Azzgfz'ae praefafz's et fzarozzzFzzs ;P; exz'sfezzfzFzzs; ef zTzzfezzz^eczf fzozzzagz'zzzzz rex
Azzglz'ae dozzzz'zzo reg; Frazzcz'ae; Odo Rigaudus, Visitationes (RHF 21; ed. Bouquet/Delisle), S.
582. Ausführlicher ist ein Registervermerk (^zzaedazzz scrz'pfzzra z'rz azzfz'^zzz's regz'sfrz's dozzzz'zzz regz's
Frazzcorzzzzz), den der Offizial von Paris am 16. Juni 1320 vidimierte (AN Paris, J 629, Angle-
terre III, Nr. 14): Arzzzo Domini 1259, die z'ouz's posf^esfzrzzz fzeafz Azzzfree aposfofz\/eczf Pfezzrz'cMS, rex
Azzgfz'e, fzozzzagzlzzzz fzgz'Mzzz ef sacraznenfzzznFdüz'fafz's Fndopz'co, reg;' Francie ;I?Msfrz, Parz'szMS, in orfo
regz's asfazzfzFzzs czzzn rege Azzgfz'e (es folgen die Namen der wichtigsten Großen der englischen
Seite); Layettes du Tresor des chartes (ed. Teulet/Laborde/Berger/Delaborde), Bd. 3, Nr.
4570. Diese Angaben werden im wesentlichen bestätigt durch Close Rolls of the Reign of
Henry III (ed. Lyte/Stamp), Bd. 11 (1259-1261), S. 225 (1259 m. 5: Paris, 7.-10. Dezember
1259): Rex ffzrgozz; z'MSfz'cz'arz'o ef cozzszfz'o sno Azzgfz'e saüzfezzz. Scz'afz's ^nod die z'opz's proxz'zna posf
/esfzzzzz Sazzcfz AzzFree^eczzzzzzs Paris' fzozzzagz'zzzzz donzino regi Francie seczzzzzfuzzz/b^aw pacz's z'nier
nos inz'fe ef z'arafe ef eideznFdeiz'fafezn presfz'fz'zzzzzs. Ef ideo pofzz's zzzazzzfazzzzzs, z^zzod z'n sz'zzgzzfz's breuz'bzzs
nosfris fazn ad scaccarz'zzzn nosfrzzzn zpzazw in cancedarz'a nosfra scrzFz Jäcz'afz's decefero presenfz's Iz'ifere
infifzziacionem; vgl. Pierre CHAPLAIS, Le duche-pairie de Guyenne. L'hommage et les Services
feodaux de 1259 ä 1303, in: Annales du Midi 69 (1957), S. 5-38, S. 10. An der Authentizität
des 1320 vidimierten Registereintrags bestehen dennoch berechtigte Zweifel. Offenkundig
wurde das Vidimus eigens angefertigt, um Eduard II. unter Druck zu setzen, als er zwei
Wochen später Philipp V. das fzoznagizzzn leistete. Wenige Tage nach dem fzoznagzzznz provo-
zierte ein Berater Philipps V. - vermutlich der Auftraggeber des Vidimus - einen Eklat, als
er forderte, Eduard solle zusätzlich einen persönlichen Treueid ablegen; H. ROTHWELL, Ed-
ward's I Case against Philip the Fair over Gascony in 1298, in: English Historical Review 42
(1927), S. 572-582, S. 575 f.; vgl. auch Pierre CHAPLAIS, Le duche-pairie de Guyenne.
L'hommage et les Services feodaux de 1303 ä 1337, in: Annales du Midi 70 (1958), S. 135-160,
S. 153. Daß der Text des Registereintrags neben dem fzozzzagzazzz fzgz'zzm eigens das sacrazzzezz-
fzzm yzzfelzfafz's herausstellt, das Heinrich III. 1259 geleistet habe, könnte daher eine gezielte
Interpolation sein. Im Gegensatz zu/zdefzfafezzz praesfare suggeriert sacramerzf z< zzz Jzzf eü f a fz's /acc-
re - schon aufgrund der Parallelität zu fzozzzagz'zzzzz /a^ere - eine persönliche Eidesleistung,
während ein König üblicherweise das Vorrecht in Anspruch nehmen konnte, einen Eid
durch hochrangige Vertreter zzz azzz'zzza regz's leisten zu lassen; vgl. Werner GOEZ, '... iuravit in
anima regis'. Hochmittelalterliche Beschränkungen königlicher Eidesleistung, in: Deutsches
Archiv 42 (1986), S. 517-554.
Am 4. Dezember 1259 wurde der Garten des königlichen Palastes in Paris
zum Schauplatz eines aufsehenerregenden Friedensschlusses: In Gegenwart
zahlreicher geistlicher und weltlicher Großer beider Reiche leistete Heinrich
III. von England Ludwig IX. von Frankreich die ligische Lehenshuldigung als
& France und Herzog von Aquitanien'. Mit seinem IzonzagzMzn nahm er ei-
ne Tradition wieder auf, deren Amfänge in die späte Karolingerzeit zurück-
reichten und die erst drei Generationen später ihr Ende finden sollte, als
Eduard III. von England selbst Anspruch auf die französische Krone erhob
und so den Hundertjährigen Krieg auslöste.
Daß der Besitz der englischen Könige auf dem Festland zum Herrschafts-
bereich des rcx FrancorMm gehörte, war von 1066 bis 1340 der von beiden Sei-
1 Einen knappen Bericht gibt Eudes Rigaud, Erzbischof von Rouen, der selbst anwesend war
und den Vertragstext verlas: fff non Dcc. (= 3. Dez., recte 4. Dez. 1259) zwzfapzzzzzzs cozzzposz'fz'o-
zzezzz F?cf#7n z'zzfer dz'cfos dzzos reges (Frazzcz'ac et Azzgfz'ae) in pozzzezio dozzzz'zz; regz's Frazzcz'ae ez'sdezzz
czzzzz pfzzrzFzzs Franciae et Azzgfz'ae praefafz's et fzarozzzFzzs ;P; exz'sfezzfzFzzs; ef zTzzfezzz^eczf fzozzzagz'zzzzz rex
Azzglz'ae dozzzz'zzo reg; Frazzcz'ae; Odo Rigaudus, Visitationes (RHF 21; ed. Bouquet/Delisle), S.
582. Ausführlicher ist ein Registervermerk (^zzaedazzz scrz'pfzzra z'rz azzfz'^zzz's regz'sfrz's dozzzz'zzz regz's
Frazzcorzzzzz), den der Offizial von Paris am 16. Juni 1320 vidimierte (AN Paris, J 629, Angle-
terre III, Nr. 14): Arzzzo Domini 1259, die z'ouz's posf^esfzrzzz fzeafz Azzzfree aposfofz\/eczf Pfezzrz'cMS, rex
Azzgfz'e, fzozzzagzlzzzz fzgz'Mzzz ef sacraznenfzzznFdüz'fafz's Fndopz'co, reg;' Francie ;I?Msfrz, Parz'szMS, in orfo
regz's asfazzfzFzzs czzzn rege Azzgfz'e (es folgen die Namen der wichtigsten Großen der englischen
Seite); Layettes du Tresor des chartes (ed. Teulet/Laborde/Berger/Delaborde), Bd. 3, Nr.
4570. Diese Angaben werden im wesentlichen bestätigt durch Close Rolls of the Reign of
Henry III (ed. Lyte/Stamp), Bd. 11 (1259-1261), S. 225 (1259 m. 5: Paris, 7.-10. Dezember
1259): Rex ffzrgozz; z'MSfz'cz'arz'o ef cozzszfz'o sno Azzgfz'e saüzfezzz. Scz'afz's ^nod die z'opz's proxz'zna posf
/esfzzzzz Sazzcfz AzzFree^eczzzzzzs Paris' fzozzzagz'zzzzz donzino regi Francie seczzzzzfuzzz/b^aw pacz's z'nier
nos inz'fe ef z'arafe ef eideznFdeiz'fafezn presfz'fz'zzzzzs. Ef ideo pofzz's zzzazzzfazzzzzs, z^zzod z'n sz'zzgzzfz's breuz'bzzs
nosfris fazn ad scaccarz'zzzn nosfrzzzn zpzazw in cancedarz'a nosfra scrzFz Jäcz'afz's decefero presenfz's Iz'ifere
infifzziacionem; vgl. Pierre CHAPLAIS, Le duche-pairie de Guyenne. L'hommage et les Services
feodaux de 1259 ä 1303, in: Annales du Midi 69 (1957), S. 5-38, S. 10. An der Authentizität
des 1320 vidimierten Registereintrags bestehen dennoch berechtigte Zweifel. Offenkundig
wurde das Vidimus eigens angefertigt, um Eduard II. unter Druck zu setzen, als er zwei
Wochen später Philipp V. das fzoznagizzzn leistete. Wenige Tage nach dem fzoznagzzznz provo-
zierte ein Berater Philipps V. - vermutlich der Auftraggeber des Vidimus - einen Eklat, als
er forderte, Eduard solle zusätzlich einen persönlichen Treueid ablegen; H. ROTHWELL, Ed-
ward's I Case against Philip the Fair over Gascony in 1298, in: English Historical Review 42
(1927), S. 572-582, S. 575 f.; vgl. auch Pierre CHAPLAIS, Le duche-pairie de Guyenne.
L'hommage et les Services feodaux de 1303 ä 1337, in: Annales du Midi 70 (1958), S. 135-160,
S. 153. Daß der Text des Registereintrags neben dem fzozzzagzazzz fzgz'zzm eigens das sacrazzzezz-
fzzm yzzfelzfafz's herausstellt, das Heinrich III. 1259 geleistet habe, könnte daher eine gezielte
Interpolation sein. Im Gegensatz zu/zdefzfafezzz praesfare suggeriert sacramerzf z< zzz Jzzf eü f a fz's /acc-
re - schon aufgrund der Parallelität zu fzozzzagz'zzzzz /a^ere - eine persönliche Eidesleistung,
während ein König üblicherweise das Vorrecht in Anspruch nehmen konnte, einen Eid
durch hochrangige Vertreter zzz azzz'zzza regz's leisten zu lassen; vgl. Werner GOEZ, '... iuravit in
anima regis'. Hochmittelalterliche Beschränkungen königlicher Eidesleistung, in: Deutsches
Archiv 42 (1986), S. 517-554.