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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0064

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60

Kapitel II

Ordnungskonzeptionen dagegen füllen den Begriff der »Ehre« mit Inhalt.
Die Auffassung von dem, was Aufgabe, Rechte und Pflichten eines Herr-
schers sind, bestimmt die Ansprüche und Erwartungen, die an den König
herangetragen werden, und diejenigen, die er an sich selber stellt, damit aber
zugleich auch die Vorstellung von dem, was seine Ehre ausmacht, die er mit
allen Mitteln verteidigen muß.
Da sich diese Ansprüche und Erwartungen ändern, ist die Ehre des Königs
ein in hohem Maße inhaltlichem Wandel unterworfenes Konzept. Dies sichert
eine flexible Anpassung an geänderte Rahmenbedingungen, birgt aber zu-
gleich zusätzliches Konfliktpotential: Zuvor erträgliche Verhältnisse können
leicht in unerträgliche Umschlagen, wenn die Vorstellung eines (oder beider)
Beteiligten von dem, was seine Ehre ausmacht, sich wesentlich verändert.

1. Verschränkte Herrschaft.
Territoriale Grundlagen und
Wendepunkte der Entwicklung

Als Wilhelm der Eroberer 1066 nach der Schlacht bei Hastings" die Unterwer-
fung der englischen Großen entgegennahm und sich wenig später am Weih-
nachtstag in Westminster zum englischen König krönen ließ", verband er für
fast anderthalb Jahrhunderte sein normannisches Herzogtum mit dem insula-
ren Königreich, das Alfred der Große von Wessex (871-899)" und seine Nach-
folger aus den im 7. und 8. Jahrhundert entstandenen angelsächsischen und
den im 9. Jahrhundert hinzugekommenen skandinavischen Reichen im Be-
reich des römischen Britannien gebildet hatten". Die durch einen dynasti-

16 Jim BRADBURY, The Battle of Hastings, Stroud 1998; Stephen MORILLO, The Battle of Ha-
stings. Sources and Interpretations (Warfare in History 1), Woodbridge 1996. Zum Quellen-
wert des Teppichs von Bayeux vgl. Cyril HART, The Bayeux Tapestry and Schools ol Illumi-
nation at Canterbury, in: Anglo-Norman Studies 22 (1999), S. 117-167; Ulrich KUDER, Der
Teppich von Bayeux. Oder: Wer hatte die Fäden in der Hand?, Frankfurt am Main 1994;
Shirley Ann BROWN, The Bayeux Tapestry. History or Propaganda?, in: The Anglo-Saxons.
Synthesis and Achievement, hg. v. J. Douglas Woods/David Anthony Edgell Pelteret, Wa-
terloo 1985, S. 11-25; N. P. BROOKS/H. E. WALKER, The Authority and Interpretation of the
Bayeux Tapestry, in: Anglo-Norman Studies 1 (1978), S. 1-34, 191-199; zur Forschung bis
1990 im übrigen Richard D. WlSSOLIK, The Bayeux Tapestry. A Critical, Annotated Biblio-
graphy with Cross-References and Summary Outlines of Scholarship, 1729-1990 (Scholars
Bibliography Series 3), Greensburg Ü990.
17 David Charles DOUGLAS, William the Conqueror. The Norman Impact upon England, Ber-
keley 1964, S. 206; vgl. auch David BATES, William the Conqueror, London 1989; Kurt-Ulrich
JÄSCHKE, Wilhelm der Eroberer. Sein doppelter Herrschaftsantritt im Jahre 1066 (Vorträge
und Forschungen. Sonderband 24), Sigmaringen 1977.
18 Alfred P. SMYTH, King Alfred the Great, Oxford 1995.
19 Karl-Friedrich KRIEGER, Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert
(Geschichte Englands 1), München *1996, S. 66-69; M. WOOD, The Making of King Aethel-
stan's Empire. An English Charlemagne?, in: Ideal and Reality in Frankish and Anglo-Saxon
 
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